auch auf dem Sektor des Forstwesens zum Ausdruck und nannte damit zugleich das
Hauptmotiv ihrer Forstpolitik: Es ging ihr in erster Lime um die Macht über die
Untertanen. Kaum ein Bereich des 'hölzernen Zeitalters' schien dafür günstiger als
das Forstwesen. Ein herrschaftliches Jagdinteresse oder die Furcht vor einer drohen¬
den Holznot, die anderswo so häufig als Motive genannt werden303, spielten in
Nassau-Saarbrücken kaum eine Rolle. Indem die Vormünderin auch die kommuna¬
len Forstangelegenheiten zum bevorzugten Gegenstand ihrer Politik machte, kon¬
stituierte sie diesen Bereich eigentlich erst als Aufgabengebiet staatlicher Politik,
einer Politik, die auf der Vorstellung der 'guten Polizey' basierte: Bereits unter
nassau-usingischer Vormundschaft - und nicht erst unter Fürst Wilhelm Heinrich -
begann die Verstaatlichung des kommunalen Forstwesens304. Es stellt sich nun die
Frage, wie die nassau-saarbrückischen Untertanen auf diesen epochalen Neuanfang
reagierten. Da Stadt- und Landuntertanen nicht gemeinsam vorgingen, müssen wir
den Protest der Bauern und den der Bürger getrennt behandeln. Wir beginnen mit
den Landgemeinden.
303 Vgl. Radkau, Energiekrise sowie ders., Holzverknappung, Blickle, Wald.
304 Auch in diesem Punkt muß die landesgeschichtliche Forschung korrigiert werden, die den forst¬
politischen Neuanfang erst mit Fürst Wilhelm Heinrich beginnen läßt, vgl. Köllner, Land, S.450ff.;
Ruppersberg, Grafschaft II, S.258ff.; danach Ebert, Waldnutzung.
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