Full text: Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim

beiden Bischöfe an, im Sinne der Bestimmungen Leos IX. zu entscheiden, und da 
seines Wissens nach Gerhard der Ältere sei, stünde ihm die Vogtei zu342. Daß 
zwischen Gerhard und Hugo, die in dem Brief Gregors als nepotes von Leo IX. 
bezeichnet werden343 - das Wort nepos wird hier wohl im Sinne von 'Großneffe' 
oder einfach 'Verwandter' gebraucht344 -, überhaupt der Besitz der Vogtei über 
Heiligkreuz stritüg war, kamt doch wohl nur daher rühren, daß beide einen Anteil 
der Egisheimer Burg geerbt hatten und beide als Inhaber eines Burganteils die 
Vogtei über Heiligkreuz beanspruchten. Wenn aber sowohl auf Gerhard und Hugo 
je ein Drittel der Burg übergegangen war - ein weiteres Drittel bekam wahr¬ 
scheinlich Albert I.345 -, so können sic nur Söhne Heinrichs I., folglich Brüder, 
gewesen sein. Somit kann die Abstammung Gerhards IV. von Heinrich I. als erwie¬ 
sen gelten. Er wird durch den Brief des Papstes als ältester Sohn Heinrichs I. 
ausgewiesen346 347. 
Von der Gemahlin Gerhards IV. gibt uns eine - von Marbacher Kanonikern 
gefälschte - Urkunde Alberts I. Auskunft. Hier wird ihr Name Richgardis über¬ 
liefert, und daß sie eine Tochter namens Heilwig hatte547. Wir können in diesem 
Zusammenhang vernachlässigen, daß es sich bei der angeblichen Urkunde Alberts 
I. um ein Falsifikat handelt, denn es bestand für den Fälscher keine Notwendigkeit, 
die genealogischen Angaben zu verfälschen; wäre dies geschehen, hätte es lediglich 
unnötig das Risiko erhöht, daß von den Zeitgenossen des Fälschers die Fälschung 
als solche entlarvt worden wäre348. 
Ein weiteres Zeugnis für Richgardis finden wir in den überlieferten Nekrolog¬ 
fragmenten des Chorherrensüftes Oelenberg, das von Richgardis Tochter Heilwig, 
der Gemahlin Gerhards von Vaudemont, gestiftet worden ist349. Hier wird sie als 
Mutter der Stifterin von Oelenberg ausgewiesen350. Dadurch werden die durch die 
342 Das Register Gregors VII., 1. Bd., Nr. 11,14, S. 146 f.: Ibi enim inter cetera eius 
apostolica sanctione decretum est, ut, qui de progenie sua in castro Egeneschem ceteris 
maior natu fuerit, curam advocatie solus teneat et in omnem posteritatem eius generis 
hec potestas ita procedat. Juxta quatn ordinationem Gerardum quidem iustius agere et 
advocatiam magis merito quam Hugonem amministrare putamus, quia elate priorem 
esse intelleximus (Zitat, ebda, S. 147). 
343 Ebda., S. 146: Verum, sicut nos certa relatione comperimus, nepotes illius, Hugo 
videlicet et Gerardus,.... dum inter se de advocatio contendunt. 
344 Zum Gebrauch des Wortes nepos vgl. auch Hlawitschka, Anfänge, S. 107, Anm. 115. 
345 Siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. zu 'Haut-Eguisheim/Hoh-Egisheim'. 
346 Siehe Anm. 342. 
347 Angebliches Original in Strasbourg, AD BR, G 17 (hiernach das Zitat): ... quodfuit 
Rigarde comitisse de Eginsheim et mariti eius Gerhardi; cuius patronatus pars data est 
monasterium Sancta Crucis Woffenheim, pars Baldemaro ministeriali Helewidis 
comitissae, filiae eius. Die Urkunde ist abgedruckt bei Grandidier, Histoire, 11,2, Nr. 
507, S. 158. Weiterer Druck bei Würdtwhn, 6. Bd., Nr. 108, S. 254 ff. 
348 Zum Vorwurf der Fälschung siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Herrlisheim- 
pres-Col mar/Herl isheim'. 
349 Siehe das Zitat in Anm. 350. Zu Heilwig von Egisheim und Gerhard von Vaudemont 
siehe unten, S. 74-77. 
350 M. Krebs, Die Nekrologfragmente des Chorherrenstiftes Oelenberg, in: ZGO 92 (NF 
53), 1940, S. 251: Rihardis (Rigardis) de Egensheim (Egisheim) tnaler Helwidis huius 
62
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.