kann man bei Jean de Bayon lesen, daß der Großvater Leos IX. ein gewisser Graf
Ludwig von Dagsburg war237. Es kann sich hierbei natürlich nur um den Vater der
Mutter Leos IX. handeln, da uns ja mit Hugo III. raucus sein Großvater
väterlicherseits hinlänglich bekannt ist238. Möglicherweise führte der Dagsburger
Graf auch einen Doppelnamen, nämlich Ludwig Otto. Diese Information stammt
aus einem Mémoire aus dem 18. Jahrhundert, welches über die Stiftung der Zelle
St. Quirin im Jahre 966 durch den Dagsburger Grafen berichtet, und das heute in
Nancy im Archiv des Départements Meurthe-et-Moselle aufbewahrt wird239. Die
Angaben des Mémoires gehen sicher auf eine ältere Überlieferung zurück, leider
wird in dem Mémoire keine Quelle genannt, die diese Information absichem
könnte. Auch zur Stiftung von St. Quirin fehlen uns bedauerlicherweise zeit¬
genössische Quellen. Hier muß ebenfalls auf ein Zeugnis aus dem 18. Jahrhundert
zurückgegriffen werden. So erwähnt Johann Daniel Schöpflin in seinem Werk
„Alsatia illustrata“, daß in einer alten - heute nicht mehr auffindbaren - Äbteliste
des Klosters Maursmünster, dem St. Quirin schließlich übertragen wurde, zur
Stiftung von St. Quirin eine Notiz eingetragen war, die Ludwig von Dagsburg als
Stifter und das Stiftungsjahr mit 966 angibt240. Darüber hinaus sind wohl keine
Nachrichten zu Graf Ludwig von Dagsburg bekannt241, wenn man nicht einen
237 Chronicon Mediani-monasterii authore Joanne de Bayon, lib. II, ex cap. 43, S. 215: ...
Ludovicus Contes de Dasporch, avus S. Brunonis. Der das Geschlecht charakterisierende
Name von Dagsburg ist aus der Sicht des im 14. Jahrhundert schreibenden Chronisten zu
sehen. Ob Ludwig sich selbst schon nach der Dagsburg genannt hat, bleibt doch sehr
fraglich.
238 Vgl. auch Hlawitschka, Anfänge, S. 104 f.
239 Französischsprachiges Mémoire zur Stiftung von St. Quirin aus dem 18. Jahrhundert in
Nancy, AD M-et-M, H 303. Hier wird uns knapp von der Stifung St. Quirins im Jahre
966 durch den Dagsburger Grafen berichtet, der mit einem Doppelnamen, Ludwig Otto,
bezeichnet wird: Le Prieuré de S1. Quirin en vosgea, dioces de Metz, fut fondé en 966
par Louis Otton, Comte de Dabo, en faveur de l'abbaye de Marmoutier en alsace, ordre
de S{.Benoit Diocese de Strasbourg. Regest bei F.-J. Himly, Les sources de l'histoire
d'Alsace conservées dans les archives lorraines XIIe-XVIIIe siècles, Strasbourg 1968,
Nr. 958, S. 106.
240 Schöpflin, Alsatia illustrata, S. 479, Anm. c: Sub hoc Abbate Francisco An.
DCCCCLXV1 fundata fuit Cella S. Quirini a Ludovico Comité de Dagesburg, avo S.
Leonis Papœ noni, & Abbatiœ Maurimonasteriensi tradita; vgl. F. Sigrist, L'abbaye de
Marmoutier. Histoire des institutions de l'ordre de Saint Benoît du Diocese de
Strasbourg, 1. Bd., Strasbourg 1899, S. 277, der die Stelle aus der Äbteiiste ebenfalls
zitiert, sich jedoch auf Schöpflin stützt.
241 Lieut.-Col. Larose, Études sur les origines du pape St.-Léon, in: Sanctus Leo, cornes
Dasburgensis, 9e centénaire de la mort de St.-Léon, Metz 1954, S. 31 ff. weist auf einen
Hludowicus cornes Alemanorum hin, von dem uns berichtet wird, daß er um 1015 auf der
Rückkehr von einer Pilgerreise nach dem Mont St. Michel bei Sens erkrankt und ins
Kloster ein getreten ist, diesem Kloster schließlich den Ort Ariscourt geschenkt hat und
verstorben ist. Siehe dazu Chronique de Saint-Pierre-le-Vif de Sens, dite du moine
Clarius. Chronicon Sancti Petri Vivi Senonensis, ed. R.-H. Bautier et M. Gilles, Paris
1979, S. 114: Eodem tempore, Hludovicus, cornes Alemannorum, orationis causa
profectus est ad Sancti Michaelis Periculum rediensque usque Senonas, inßrmitate
carnis prevent us, in monasterio Sancti Petri monachus effectus, mi g ravit in astra
locandus, relinquens ibi possessiones in villa que dicitur Ariscurt et palleum unum quod
usque hodie vocatur palleum Hludovici. Vgl. dazu auch das in den MGH poetae latini
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