Tod Gertrud und deren Ehemann Theobald von Oberlothringen die Burg erben soll¬
ten603. Bei deren kinderlosem Tod sollte die Burg mit allem Zubehör wieder an das
Herzogtum und die Erben des Herzogtums Oberlothringen fallen604. Allerdings fiel
Diedersdorf nicht wieder an das Herzogtum zurück, sondern es wurde von Gertrud
von Dagsburg zusammen mit anderem Allodialbesitz Gertruds in ein Lehen des
Metzer Bistums umgewandelt, falls sie oder ihr Mann ohne Erben sterben sollten.
Diese Übertragung Diedersdorfs war eine der Bedingungen dafür, daß im Jahre
1215 Herzog Theobald von Oberlothringen und seine Gemahlin Gertrud von Bi¬
schof Konrad von Metz die Grafschaft Metz zu Lehen bekommen haben, wie aus
der einschlägigen Urkunde von Herzog Theobald hervor geht605. Daß diese Um-
603 DlETERLEN, Le fonds lonrain, Nr. 2, S. 47: Notum vobis facimus, quod nos liberos nostros
Theobaldum et Gertrudem ... fide utrinque data et iuramento adhibito matrimonio
copulavimus sub tali dumtaxat conventione, quod ego Fredericus dux Lotharingiae
castrum Tyecort cum appenditiis comiti Alberto de Dasbor reddidi et heredibus nostris
libere cum appenditiis suis possidendum ita tarnen, quod comes Albertus de Dasbor
dictum castrum Tyecort quamdiu vixerit tenebit et post eius decessum dictum castrum
Tyecort filio meo et uxori eius filie comitis Alberti absque contradictione redibit.
604 Ebda.: Si autem contigerit filium meum et uxorem eius filiam comitis Alberti sine herede
proprii corporis, quod absit, decedere, dictum castrum Tyecort cum omnibus appenditiis
suis libere et absque contradictione qualibet ad ducatum et ad heredes ducatus
Lotharingiae redibit.
605 Urkunde von Herzog Theobald v. Oberlothringen vom 1. Januar 1215. Druck in:
Marichal, Cartulaire I, Nr. 221, S. 496-498: Notum facimus quod venerabilis dominus
noster C., Me tensis et Spirensis episcopus, imperialis aule cancellarius ..., nobis et uxori
noslre G., ducisse Lothoringie, comitatum Dasbor c, cum appendiciis suis, sicut pater
dicte ducisse antea possedit in feodum et hominium, reddidit, tali tamen condicione
interposita, quod si forte contingeret nos sine herede proprii corporis decedere nominata
uxor nostra alodium de Trucqustain, ... cum castro Tihecort, ecclesie beati Stephani
Metensis conferret, feodum suum commutando, quod ab ecclesia beati Stephani Metensis
coadvixerit in feodum oplineret (Zitat, S. 497 f). Es handelt sich nicht um eine
Belehnung mit der Grafschaft Dagsburg, sondern um die Belehnung mit der Grafschaft
Metz durch den Metzer Bischof. Siehe dazu oben, S. 346 f. mit Anm. 1161. Die
Datierung der Urkunde bereitet Probleme. Die Urkunde selbst ist auf das Jahr 1210
datiert, was nicht stimmen kann, da Theobald zu diesem Zeitpunkt noch nicht Herzog
war. Theobalds Vater Friedrich II. von Lothringen starb erst im Jahre 1213 (vgl. Mohr,
Lothringen, 3. Bd, S. 48). Marichal, Cartulaire I, S. 496, gibt als Ausstellungsjahr 1215
oder 1220 an. Duvernoy, Catalogue, Nr. 271, S. 183, nennt ftlr die Urkunde vom 1.
Januar 1215 das Jahr 1216 als Inkarnationsjahr, da er für das Bistum Metz die Geltung
des Trierer Stils annimmt. Dies ist aber in der Forschung umstritten. Vgl. hierzu
Wolfram, Zur Metzer Bischofsgeschichte, S. 211 f., Anm. 4; Mohr, Lothringen, 3. Bd.,
S. 149, Anm. 326. Herzog Theobald nannte sich schon ab 1213 cotnes Dasburgensis et
Metensis (Quelle: Paris BN, MS latin 10027, fol. 18r°, siehe dazu oben, S. 346), was
einerseits den Terminus ante quem für den juristisch relevanten Vollzug der Ehe mit
Gertrud von Dagsburg angibt, andererseits auch den Schluß erlaubt, daß die Belehnung
mit der Grafschaft Metz durch den Metzer Bischof wohl eher 1215 als erst 1220 erfolgt
ist. Als weiteres Indiz für 1215 als Inkarnationsjahr sprechen die Verhandlungen, welche
Theobald und Bf. Konrad v. Metz im Dezember des Jahres 1214 führten (Huillard-
Breholles 1,1, S. 345 f.). Somit wäre ein Zusammentreffen der beiden in unmittelbarer
zeitlicher Nähe zum 1. Januar 1215 gesichert (vgl. Mohr, Lothringen, 3. Bd., S. 149,
Anm. 326), bei dem wahrscheinlich auch in Sachen der Belehnung Theobalds mit der
Grafschaft Metz verhandelt wurde.
479