seiner guten Beziehungen zu Erzbischof Engelbert von Köln1280, der als
Reichsvenveser für den mindeijährigen König Heinrich (VII.) amtierte, wandte er
sich sofort an den König, der einen Hoftag in Frankfurt abhielt, und ließ vom König
den Lütticher Bischof vor den Hof tag laden1281.
Der Herzog versuchte, sozusagen als flankierende Maßnahme, sich auch die Affäre
um den sogenannten falschen Balduin, der sich als der ehemalige lateinische Kaiser
Balduin I. ausgab, zunutze zu machen, allerdings erfolglos. Bischof Hugo von
Lüttich und die Gräfin von Flandern, die Tochter des echten Balduin von Flandern,
hatten den falschen Balduin natürlich nicht anerkannt. Folglich taktierte Herzog
Heinrich und unterstützte die Ansprüche des falschen Balduin, der aber bald darauf,
als sich auch noch der französische König in die Affäre eingeschaltet hatte, als
Betrüger entlarvt und hingerichtet wurde1282.
Ein weit folgenschwereres Ereignis, das sich negativ auf des Herzogs Ansinnen
aus wirkte, war, daß am 7. November 1225 Erzbischof Engelbert von Köln ermordet
w urde1283. So verlor Heinrich von Brabant in seiner Angelegenheit einen wichtigen
Fürsprecher am Königshof1284. Die Erfolgsaussichten für den Brabanter sanken
dadurch erheblich, wie sich später zeigen sollte, zumal der Lütticher Bischof
inzwischen auch nicht untätig gewesen war. Er hatte als Gesandten den Lütticher
Domkanoniker Hermann nach Italien zu Kaiser Friedrich II. geschickt, der im Juni
1226 in Cremona vom Kaiser eine Bestätigung der Erwerbung von Moha und
Waleffe durch den Bischof einholte1285. Im November 1226 erfolgte schließlich auf
1280 Siehe dazu Mohr, Lothringen, 2. Bd., S. 151 f.; zu den engen - jedoch nicht immer
spannungsfreien - Beziehungen zwischen Heinrich I. von Brabant und Erzbischof
Engelbert sowie dem Kölner Erzstift siehe neuerdings vor allem J. Lothmann,
Erzbischof Engelbert I. von Köln (1216-1225). Graf von Berg, Erzbischof und Herzog,
Reichsvenveser, Köln 1993, S. 82-89. Vgl. zum Dagsburger Erbschaftsstreit ebda., S
103 ff. u. 371
1281 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1225, S. 679: Henricus dux Lovaniensis audit et
irascitur, fremit et minatur, curiam apud Franckenefort adiens, episcopum ad curiam
citari facit quaren tentam; siehe auch Aegidii Aureaevallensis Gesta episcoporum
Leodiensium, MGH SS XXV, lib. III, cap. 94, S. 119, der aber von Reiner von Lüttich
abhängt.
1282 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1225, S. 679. Mohr, Lothringen, 2. Bd., S. 152,
sieht in der Affäre um den falschen Balduin keine Verbindung zur Dagsburger Erb¬
schaftsfrage; vgl. auch IjOTHMAnn, Engelbert I., S. 363 f.
1283 Knipping, Regesten, Bd. 3,1, Nr. 569, S. 87 f. Zur Ermordung Engelberts I. von Köln
siehe Lothmann, Engelbert I., S. 387-390.
1284 Zum Verhältnis Heinrichs von Brabant zum neuen Kölner Erzbischof, Heinrich von
Müllenark, siehe M. Matscha, Heinrich I. von Müllenark Erzbischof von Köln (1225-
1238), Siegburg 1992, S. 268-271.
1285 Druck in: Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 155, S. 218 f.: Perpresens
scriptum notum facimus universis imperii fidelibus presentibus et futuris, quod
Hermatinus canonicus et nuncius episcopi Leodiensis dilecti principis nostri, veniens
ad nostram presentiam exposuit coram nobis quod comes Albertus de Dasburc dudum
eidem episcopo et ecclesie sue quoddam allodium quod est in loco qui dicitur Musal et
Walleyum cum omnibus iusticiis et pertinentiis suis concessit liberaliter et donavit;
quare celsitudini nostre pro parte dicti episcopi humiliter supplicavit ut ad futuram
securitatem Leodiensis ecclesie concessionem ipsi episcopo et ecclesie sue factam de
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