an1267. Aus dieser Interpretation des Zusammentreffens der drei Frauen würde sich
ergeben, daß als Zeitraum für die Schließung der dritten Ehe Gertruds von Dags-
burg die Zeitspanne zwischen Ende 1223 und Mitte 1224 in Frage kommt. Möglich
ist auch, daß die Eheschließung erst nach dem Mai 1224 erfolgt ist, denn bis zu
diesem Zeitpunkt wird in den von Gertrud zwischen dem 6. Oktober 1223 und Mai
1224 ausgestellten Urkunden kein Ehemann genannt1268. Sicher ist jedenfalls, daß
Gertrud im September des Jahres 1224 mit Simon von Leiningen verheiratet war,
denn hier findet Simon als ihr Ehemann Erwähnung1269. Der Anlaß der Ehe¬
schließung seitens der Lehmiger dürfte, wie bei den vorangegangenen Ehen Ger¬
truds, die Aussicht auf die reichen Besitzungen der Gräfin gewesen sein.
Auch der dritten Ehe Gertruds blieben leibliche Nachkommen versagt. Die letzte
Gräfin von Dagsburg ist noch im ersten Viertel des Jahres 1225, vor dem 19. März,
aus uns nicht bekannter Ursache verstorben1270, nicht einmal 20 Jahre alt.
11. Der Streit um die Dagsburger Erbschaft
Der kinderlose Tod Gertruds von Dagsburg hat, wie oben schon erwähnt, die größte
territonalpolitische LJmgestaltung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts sowohl
im Elsaß als auch in Ober- und Niederlothringen eingeleitet, da die Aussicht auf ein
reiches Erbe eine Vielzahl von Dynasten auf den Plan rief, die sich alle einen
möglichst großen Anteil am Erbe sichern wollten. Bevor die äußerst komplexen
Vorgänge dargestellt werden1271, muß ein Blick auf den Kreis der Anwärter auf die
Erbschaft geworfen werden.
1267 Es ist auch möglich, daß Maria von Brabant während ihres Besuches in Moha 1223
eben durch das Kennenlernen des Zisterzienserinnenklosters Val-Notre-Dame, der
dagsburgischen Seelenheilstiftung, den Plan gefaßt hat, der ungefähr zehn Jahre später
von ihr ausgeflihrt wurde, zum Gedenken an ihre beiden verstorbenen Ehemänner
ebenfalls ein Zisterzienserinnenkloster zu stiften Zu der Stiftung des Klosters bei
Binderen durch Maria von Brabant siehe Hücker, Otto IV., S. 355 ff. u. 379; vgl. auch
die diesbezüglichen Urkunden in H. P. H. Camps, Oorkondenboek van Noord-Brabant
tot 1312: I. De Meierij van 's-Hertogenbosch (met de heerlijkheid Gemert), 1. Teil 690-
1294, 's-Gravenhage 1979, Nr. 187, S. 266 f„ Nr. 211, S. 291 f., Nr. 223, S. 302 f„ Nr.
225, S. 304 f.
1268 Siehe dazu die Zusammenstellung der von ihr ausgestellten Urkunden, oben, S. 131 f.
mit Anm. 729.
1269 Siehe die Urkunde Gertruds von Dagsburg vom September 1224, abgedruckt bei
Marichal, Cartulaire I, Nr. 147, S. 343, in der sie von mariti meo comiti de Dauborc
(ebda., S. 344) spricht.
1270 Reineri annales, MGH SS XVI, ad 1225, S. 679: Defuncta sine liberis comitissa de
Musau Gertrude, filia comitis Alberti. Der Terminus ante quem für das Todesdatum
ergibt sich aus dem Umstand, daß der Lütticher Bischof am 19. März 1225 Einzug in
Moha und Waleffe hielt und es in seinen Besitz nahm (ebda ).
1271 Die beste Zusammenfassung der Vorgänge hinsichtlich der Ansprüche des Grafen
Simon von Leiningen bei Toussaint, Grafen, S. 118-130.
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