Tod Alberts II. angelallene Erbschaft für seinen noch unmündigen Sohn verwalten
würde. Im Jahre 1212 trat Theobald aber schon selbst als menburdusUM Gertruds
auf, kann also zu diesem Zeitpunkt nicht mehr minderjährig gewesen sein. Somit
müßte die Erzählung Richers vor 1212, also noch vor Alberts II. Tod, anzusiedeln
sein. Dies bedeutet aber, daß sich der Besitz Bernsteins nicht durch den Erbfall, der
ja erst 1212 eintrat, erklären läßt, sondern daß die Burg zum Heiratsgut Gertruds
gehört haben muß.
Eine Abtretung der dagsburgischen Burgen an König Friedrich II. hätte sicherlich
auch mit Zustimmung Gertruds erfolgen müssen; unmöglich wäre eine solche
Abtretung keinesfalls gewesen, wie uns andere Beispiele zeigen1212 1213 Daß sich in
unserem speziellen Fall kein diesbezüglicher Vertrag erhalten hat, soll uns bei der
oftmaligen zufälligen Überlieferung von mittelalterlichen Dokumenten und
Urkunden nicht verwundern. Als weiterer beachtenswerter Aspekt, der für die
besagte Transaktion spricht, kommt hinzu, daß die Hohkönigsburg im Besitz des
Bruders und Nachfolgers von Theobald I., Matthäus II., nachzuweisen ist1214.
Der Ausgang der Fehde mit König Friedrich II. bedeutete gleichzeitig auch das
politische Ende des Oberlothringer Herzogs. Friedrich II. führte den Herzog als
Gefangenen bis Ende November 1218 mit sich1215, hat ihn aber schließlich doch
wieder freigelassen1216. Der geschlagene Herzog versuchte nun noch einmal, im
Elsaß Fuß zu fassen. So hat sich eine Urkunde vom 19. Mai 1219 erhalten, in der
sich Anselm von Rappoltstein verpflichtet, Herzog Theobald gegen seine Feinde
bei Dieterlen, Le fonds lorrain, Nr. 2, S. 47; siehe den Kommentar bei Duvernoy,
Catalogue, Nr. 221, S. 151, der als terminus post quem für die Geburt Theobalds das
Jahr 1189 feststellt; vgl. auch Poull, La Maison ducale de Lorraine, S. 59.
1212 Bormans u. Schoolmeesters, Cartulaire I, Nr. 106, S. 168; siehe dazu oben, S. 344.
1213 So tritt z. B. am 1. Januar 1158 Herzog Heinrich der Löwe das Heiratsgut seiner ersten
Gemahlin Clementia von Zähringen, nämlich den Ort Badenweiler, 100 Ministeriale
und 500 Hufen, an Friedrich Barbarossa im Tausch gegen andere, ihm wichtigere Orte
ab (D F I 199, S. 332 f.); vgl. dazu Haas, Friedrich Barbarossa, S. 253-269.
1214 Urkunde Kunos von Bergheim vom 19. Juli 1250, in der er beurkundet, daß er von
Herzog Matthäus das castrum Estuphin cum omnibus appendiciis eiusdem caslris zu
Lehen erhalten hat, abgedruckt bei Albrecht, Rappoltsteinisches Urkundenbuch 1,
Nr. 82, S. 84 f.
1215 Reineri annales, MGH SS XVI, S. 676. Herzog Theobald ist als Zeuge in Urkun¬
den Friedrichs II. für folgenden Zeitraum nachgewiesen: 20. Juni 1218 (Huillard-
BRfiHOLLEs, 1,2, S. 550 f.- Regest: Böhmer-Ficker, Nr. 937); 1. August 1218
(Huillard-Br£hollesI,2, S. 553 ff.- Böhmer-Ficker, Nr. 942); 13. September 1218
(Huillard-BrLholles 1,2, S. 557 ff.- Böhmer-Ficker, Nr. 949); 14. September 1218
(Huillard-BrLholles 1,2, S. 560-563 - Böhmer-Ficker, Nr. 950); 18 September
1218 (Huillard-Br£holles 1,2, S. 563 ff. - Böhmer-Ficker, Nr. 951); ohne Tages-
u. Monatsangabe, aber wahrscheinlich September 1218 (Huillard-Bröholles 1,2, S.
566 - Böhmer-Ficker, Nr. 952); 22. Oktober 1218 (Huillard-Br£holles 1,2, S.
567 f. - Böhmer-Ficker, Nr, 956); 26. Oktober 1218 (Huillard-Br£holles 1,2, S.
569 ff. - Böhmer-Ficker, Nr. 958); 30. Oktober 1218 (Huillard-Bröiolles 1,2, S.
571 f. - Böhmer-Ficker, Nr. 959); 23. November 1218 (Huillard-Bröiolles 1,2, S.
574 ff. - Böhmer-Ficker, Nr. 962).
1216 Rjcheri gesta Senonensis ecclesiae, MGH SS XXV, lib. 111, cap. 23, S. 300.
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