Egisheimer Grafen zu. Erst für das 12. Jahrhundert kann man ein konkreter
strukturiertes Bild gewinnen.
Burgenpolitik unter Hugo VII.
An dieser Stelle gilt es, sich mit der obenerwähnten These von François Rapp zu
beschäftigen, daß der extensive Burgen bau im Elsaß durch Herzog Friedrich II. von
Schwaben als eine Reaktion auf die Errichtung einer Burgenkette der Dagsburger
Grafen zu sehen ist. Dazu ist es zunächst erforderlich, den Feldzug des Staufers
näher zu beleuchten. Die burgenbaulichen Ergebnisse des Feldzuges Herzog
Friedrichs II. von Schwaben im Elsaß, über den Otto von Freising behauptet,
Herzog Friedrich habe am Schwanz seines Pferdes immer eine Burg hinter sich
hergezogen1092, werden schon seit längerer Zeit etwas differenzierter gesehen als
dies noch bei Aloys Meister der Fall gewesen war, der behauptet hatte, daß Herzog
Friedrich II. während seines Feldzuges, den Meister ab 1115 ansetzt, viele
Reichsburgen erbaut habe1093. Die These Meisters wurde schon von Heuermann
zurückgewiesen, der nur für Hagenau und eventuell noch für die Burg Fleckenstein
Herzog Friedrich II. als Gründer in Frage kommen läßt und davon Abstand nimmt,
diesen Herzog als regelrechten Burgengründer im Elsaß zu sehen1094. Dieselbe
Richtung schlägt Ingeborg Dietrich in ihrer Dissertation aus dem Jahre 1943 ein, die
sehr differenziert den oberrheinischen Feldzug Herzog Friedrichs II. untersucht1095,
und die klar sieht, daß die Quellen keine konkrete Burgengründung Friedrichs
nennen. Sie kommt zu der Vermutung, die angeblichen Burgengründungen seien
möglicherweise nur als eine „vorläufige Schutz- und Sicherheitsmassnahme“ zu
betrachten1096. Die neuere Forschung hat sich, soweit ich sehe, der Sichtweise
Dietrichs angeschlossen, so z. B. Hansmartin Schwarzmaier1097, Thomas Biller und
Bernhard Metz1098. Auch Biller und Metz stellen fest, daß außer der vielzitierten
Stelle bei Otto von Freising fast nichts Konkretes über diesen Feldzug aus den
Quellen bekannt sei. Es ist weder von besümmten Gegnern Friedrichs die Rede
noch ist die Region genau bezeichnet, in der der Feldzug stattfand, auch wird keine
einzige der von Herzog Friedrich II. angeblich gegründeten Burgen genannt, so daß
man auf Vermutungen und Hypothesen angewiesen ist. Biller und Metz kommen
ebenso wie Dietrich, allerdings ohne auf ihre Publikation hinzuweisen, zu dem
Schluß, daß die angeblichen Burgen möglicherweise keine richtigen Adelsburgen
gewesen wären, sondern, daß an „schnell zu errichtende Stützpunkte“1099 zu
denken sei, was bei der Durchführung eines Feldzuges wahrscheinlicher erscheint.
1092 Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I imperatoris, lib. I, cap. 12, S. 28: Dux Fridericus
in cauda equi sui semper trahit castrum.
1093 Meister, Hohenstaufen, S. 123 f.
1094 H. Heuermann, Die Hausmachtpolitik der Staufer von Herzog Friedrich I bis König
Konrad 111. (1079-1152), Boma-Leipzig 1939, S. 61.
1095 I. EXetrich, Herzog Friedrich II. von Schwaben, Diss. masch. Giessen 1943, S. 67-76.
1096 Ebda., S. 74 f., Zitat S. 74.
1097 H. Schwarzmaier, Die Heimat der Staufer, Sigmaringen, 2. Aufl. 1977, S. 31 ff.
1098 Biller u. Metz, Anfänge, S. 262 f.
1099 Ebda, S. 263.
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