hinsichtlich der faktischen Bildung der Markgrafschaft Namur hat Kaiser Heinrich
VI. dem Anschein nach seinen Bruder, Pfalzgraf Otto von Burgund, in die gesamt¬
staufischen Territorialpläne von Burgund bis ins Maasgebiet fest eingebunden. So
hat der Kaiser diesem vermutlich im Jahre 1196 die drei Grafschaften Luxemburg,
Durbuy und Laroche übertragen879, was auf Albert II. mit Sicherheit alarmierend
gewirkt haben muß, demi damit wurde der burgundische Pfalzgraf nicht nur im
Elsaß, sondern auch an der Maas zum unmittelbaren Konkurrenten des Dagsburger
Grafen. Allerdings hat Otto von Burgund anscheinend seine territorialpolitische
Zukunft nicht im Maasgebiet erblickt und wahrscheinlich im Jahr 1197 diese
Besitzungen an den mit Ermensinde von Namur verheirateten Grafen Theobald von
Bar wieder verkauft880.
Wie sehr nun das Ausschalten der staufischen Macht in den Handlungen des
Dagsburger Grafen Priorität besaß, zeigt sich daran, daß sich Albert II. durch die
politische Lage im Spätsommer 1197 veranlaßt sah, mit einem seiner Haupt¬
konkurrenten hinsichtlich seiner Territorialpolitik im Elsaß, Bischof Konrad II. von
Straßburg aus dem Geschlecht der Huneburger881, der ebenfalls ein Gegner der
Staufer war, ein Bündnis zu vereinbaren882. Der Tod des Kaisers, die Gerüchte von
Krankheit, Gefangennahme, ja sogar vom Tod des Schwabenherzogs Philipp883 und
- einen Tag vor dem Tod des Kaisers - die hinterlistige Ermordung des Grafen
Ulrich von Pfirt, der zudem noch ein Verwandter Alberts gewesen ist884, durch
Pfalzgraf Otto885 waren Faktoren, die auf den Entschluß, ein Bündnis einzugehen,
LUttich (ebda., Nr. 628) und ebda., Nrn. 168, 169, 170, S. 71 f. zum Jahr 1191; vgl.
Küpper, Friedrich Barbarossa im Maasgebiet, S. 227.
879 Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 870: Tria tarnen castra
cum appendiciis ab imperatore data comiti Alemanno Ottoni de Burgundia, cornes Barri
ab ipso comité Ottone redemit, et ita cum uxore ea habuit: videlicet Lusceleburch,
Drebuium et Rupem in Ardenna, vgl. dazu Küpper, Friedrich Barbarossa im Maas¬
gebiet, S. 238; Ders., Raoul de Zähringen évêque de Liège 1167-1191. Contribution à
l'histoire de la politique impériale sur la Meuse moyenne, Bruxelles 1974, S. 185 ff; vg]
Engels, Niederrhein, S. 199, der aber die Intention Heinrichs VI. bei der Übertragung
dieser Gebiete an Otto von Burgund als Resignation des Kaisers hinsichtlich der
versuchten staufischen Territorialpolitik betrachtet.
880 Albrici monachi Triumfontium Chronicon, MGH SS XXIII, S. 870, Zitat siehe
oben, Anm. 879; vgl. Küpper, Friedrich Barbarossa im Maasgebiet, S. 238; Ders,,
Raoul de Zähringen, S. 187; J.-Y. Mariotte, Othon »Sans Terre«, comte palatin de
Bourgogne et la fin des Staufen en Franche-Comté, in: Francia 14, Sigmaringen 1987, S.
93 f.
881 Siehe RegBfeStr. 1, Nr. 657, S. 361 f.
882 Annales Marbacenses, ad 1197, S. 70: Comperta itaque morte imperatoris, episcopus
Argentinensis et Albertus cornes de Tagesburch, qui prius erant inimici, reconciliati
sunt\ vgl. RegBfeStr. I, Nr. 690, S. 369.
883 Annales Marbacenses, ad 1197, S. 71,
884 Zu den Verwandtschafts Verhältnissen siehe oben, S. 76 f. und die genealogische Tafel
am Ende vorliegender Arbeit.
885 Annales Marbacenses, ad 1197, S. 70: ... Otto comitem Ulricum de Phirrete in colloquio
quodam, in quo de concordia pacis et socielas inter eos tractabatur, dolo et per insidias
pridie ante mortem imperatoris occidit, vgl. RegBfeStr. 1, Nr. 690, S. 369.
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