Berührungspunkten zwischen beiden Orten einen der möglichen Konfliktherde
zwischen ihnen erblicken. Jedenfalls scheinen in der zweiten Hälfte des 12.
Jahrhunderts diese Rechte dem Horburger Plärrer nicht mehr zuzustehen643, was
einen Zusammenhang zwischen dem Verlust dieser Pfarrechte mit der Horburger
Fehde erahnen läßt. Es ist durchaus denkbar, daß man sich in Colmar dieser
Abhängigkeit von Horburg endgültig entledigen wollte.
Beziehungen zwischen Hugo VIII. von Dagsburg und Walter von Horburg sind
schon sehr früh feststellbar. Der junge Dagsburger erscheint am 17. Februar 1130
als Zeuge in einer in Straßburg ausgestellten Urkunde, in der Walter von Horburg
eine Schenkung Cunos von Horburg an das Kloster Hirsau wiederholt644. Beide
traten knapp 26 Jahre später wiederum gemeinsam auf, als Zeugen in einem am 25.
Januar 1156 in Straßburg ausgestellten Diplom Friedrich Barbarossas645. Die
politischen Wege des Dagsburgers und Horburgers haben sich also immer wieder
gekreuzt.
Bedingt durch die wirtschaftliche Konkurrenz zu den in Colmar begüterten
Dagsburger Grafen werden die Herren von Horburg646 andererseits die Nähe und
den engen Anschluß an Friedrich I. gesucht haben. Somit erscheint uns die Zeugen¬
schaft Walters von Horburg in der eben erwähnten Urkunde des Kaisers vom 25.
Januar 1156 wie ein Fingerzeig in diese Richtung. Andererseits hat der Kaiser, wie
wir noch sehen werden, nach dem Jahre 1156 nach Möglichkeiten gesucht, selbst in
Colmar Fuß zu fassen, und wird seinerseits versucht haben, Kontakt zu lokalen
territorialpolitischen Konkurrenten des Dagsburgers im Oberelsaß aufzunehmen.
Können wir über den unmittelbaren, lokal bedingten Anlaß, der zum Ausbruch der
Kampfhandlungen führte, nur vage Vermutungen anstellen, so läßt das Engagement
des Kaisers einen größeren Zusammenhang erahnen. Die Beweggründe Friedrich
Barbarossas, die schließlich zu seinem Eingreifen in diesen nur scheinbar lokal
motivierten Konflikt zwischen dem Dagsburger und Horburger führten, sind für uns
schon deutlicher erkennbar und haben vermutlich in einer territorialpolitisch
bedingten Konkurrenzsituation zwischen Friedrich I. und Hugo VIII. ihren
curie decimas recipit, quocieuscumque necesse fuerit, vel ei denunciatum fuerit, tam
superius nominatas traditiones, quam alias divino cultui necessarias, in eadem ecclesia
exsolvat. Statuimus etiam, ut decimas de omnibus rurificationibus vestris et novis
agriculturis tam vos quam successores vestri habeatis. - Privileg Eugens III., abgedruckt
in Fontes rerum Bemensium, 1. Bd., Nr. 25, S. 424 ff.: Presbyter de Orburc exprecepto
vestro ibidem visitare, sepelire et ter in hebdomale missas celebrare iure debet (Zitat,
ebda., S. 425).
643 Siehe Waldner, Castrum Argentariense, S. 446.
644 Druck: Wirtembergisches Urkundenbuch, 1. Bd., Nr. 301, S. 381 f. - Regesten: S.
Adler, Herzog Welf VI. und sein Sohn, Hannover 1881, Nr, 4, S. 138. - K. Feldmann,
Herzog Welf VI. und sein Sohn. Das Ende des süddeutschen Weifenhauses (mit
Regesten), Diss. masch. Tübingen 1971, Regest Nr. 5, ohne Paginierung.
645 D FI 133, S. 223 ff.
646 Zur genealogischen Einordnung der Herren von Horburg siehe vor allem K. A.
Eckhardt, Kuno von Horburg. Ein Beitrag zum Thema >Latein für Sippenforscher<,
in: P. Briere [Hrsg.]: Mélanges offerts à Szabolcs de Vajay, ed. sous la direction de P.
Briere, Braga 1971, S. 153-181
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