entwickelt. Die sich für das Dagsburger Grafenhaus ergebenden politischen
Aussichten, die eine Heirat der Herzogswitwe mit sich brachte, wird Hugo VIII.
rasch erkannt und das Eheprojekt - nach dem im Jahre 1142 erfolgten Tod von
Herzog Gottfried II. - baldmöglichst in die Wege geleitet haben. Denn Luitgart
hatte aus ihrer ersten Ehe mit Herzog Gottfried II. von Löwen einen Sohn, den
nunmehrigen Herzog Gottfried III., der aber noch minderjährig war507, und für den
sie wohl erst einmal die Regentschaft führte508. Hugo VIII. sah hier wohl die
Möglichkeit gegeben, über seine Gemahlin in die niederlothringische Politik
einzugreifen. Allerdings taucht Hugo VIII. lediglich in einer einzigen Urkunde des
mindeijährigen Herzogs aus dem Jahre 1148 für das Priorat Frasnes lez-Gosselies
als Zeuge auf509. Eine konkrete politische Einflußnahme des Dagsburgers läßt sich
daraus natürlich nicht ableiten, jedoch wird der Weg der Einflußnahme sicher über
seine Gemahlin Luitgart, welche als Mutter des minderjährigen Herzogs natur¬
gemäß öfter in dessen Urkunden als Zustimmende oder Intervenientin genannt
wird510, geführt haben.
Auch König Konrad III. dürfte seine Zustimmung zu dieser Ehe nicht versagt
haben, denn möglicherweise erhoffte er sich durch den mächtigen Dagsburger
Grafen eine Unterstützung der Ansprüche des unmündigen Gottfried III. gegen die
Herzoge von Limburg, die ja seit den Zeiten Lothars III. in Konkurrenz mit den
Grafen von Löwen um das Herzogtum Niederlothringen standen511.
Herzog Gottfried I. hatte im Jahre 1128 auf einem Hoftag König Lothars III. zu
Aachen sein Amt an Walram von Limburg abgeben müssen512. Konrad III. hatte
bekanntlich die politische Zurücksetzung der Familie von Löwen, die sein
Vorgänger im Königsamt vorgenommen hatte, wieder rückgängig gemacht und
nach dem Tod Walrams von Limburg Gottfried I. von Löwen wieder als nieder¬
lothringischen Herzog eingesetzt513, der schließlich Mönch in Afflighem geworden
507 Siehe dazu oben, S. 98 f.
508 Luitgart läßt sich gut in Urkunden ihres Sohnes aus erster Ehe, Herzog Gottfried III. von
Niederlothringen, nachweisen. Sie tritt 1143 in einer Schenkungsurkunde für das Kloster
Afflighem zusammen mit ihrem Sohn, Gottfried III., als Schenkerin auf. Die Urkunde ist
abgedruckt bei de Marneffe, Cartulaire d'Afflighem, Nr. 66, S. 103 f. In ähnlicher
Funktion finden wir Luitgart in Urkunden ihres Sohnes für Afflighem aus den Jahren
1151 (ebda., Nr. 83, S. 128 f ), 1153 (ebda., Nr. 89, S. 138 f ). 1154 (ebda., Nr. 93, S.
144 f.), und im Jahr 1158 ist sie Intervenientin in einer Urkunde Gottfrieds III. für die
Abtei Villers-en-Brabant. Die Urkunde Gottfrieds III. aus dem Jahr 1158 ist abgedruckt
in: de Moreau, Chartes, Nr. 8, S. 18.
509 Urkunde, abgedruckt in: de Marneffe, Cartulaire d'Afflighem, Nr. 80, S. 124 f. Er wird
hier an erster Stelle der Zeugenreihe genannt.
510 Siehe dazu oben, S. 98 f.
511 Vgl. dazu Mohr, Lothringen, 2. Bd., S. 82.
512 Siehe Böhmer-PErKE, Nr. 162, S. 103 f., mit Angabe sämtlicher Quellen; vgl. Mohr,
Lothringen, 2. Bd. S. 82.
513 Annales Rodenses, MGH SS XVI, S. 713, aber zu 1138: Gualramus dux de Leimburch
moritur, et Godefridus Lovaniensis substitur, vgl, Bernhardi, Konrad III., S. 100 f. u.
Mohr, Lothringen, 2. Bd., S. 85 ff.
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