Zum anderen hat Cuno nach seiner Absetzung, vielleicht als Sühne - über seine
Beweggründe kann man nur spekulieren - das Zisterzienserkloster Baumgarten
gestiftet476. Auffällig ist nun, daß die Schutzvogtei über dieses Kloster die
Dagsburger Grafen innehatten477. Es wäre durchaus denkbar, daß die Übertragung
der Schutzvogtei über dieses bischötliche Kloster an die Dagsburger eine Folge der
Molsheimer Ereignisse darstellt. Wir können jedoch über den letztendlichen
Ausgang der Fehde mangels Quellen keine näheren Aussagen treffen, aber
vielleicht war diese Maßnahme ja ein Ergebnis des Friedensschlusses zwischen den
streitenden Parteien. Diese Überlegungen bleiben lediglich Vermutungen, beweisen
lassen sie sich nicht
Zu weiteren Konflikten, jetzt zwischen dem neuen Bischof von Straßburg,
Bruno478, und Graf Hugo VII., kam es nicht mehr, denn Hugo VII. verstarb, noch
jung an Jahren, schon bald nach den Molsheimer Ereignissen, im Verlauf des Jahres
1123479.
7. Die Zeit Hugos VIII.
Mit Hugo VIII. von Dagsburg beginnt im 12. Jahrhundert noch einmal eine Zeit der
politischen Auseinandersetzungen zwischen den Dagsburger Grafen und dem
Königtum, die sich mit mehreren Unterbrechungen noch unter seinem Sohn, Albert
II., bis in den staufisch-welfischen Thronstreit an der Wende vom 12. zum 13.
Jahrhundert fortsetzen sollten.
Hugo VIII ist wahrscheinlich im Todesjahr seines Vaters 1123 oder kurz davor
geboren worden, wie im genealogischen Teil der vorliegenden Arbeit dargelegt
wurde480. Vom Geburtsjahr Hugos VIII. ausgehend, ist es natürlich erklärlich, daß
er in den zwanziger Jahren des 12. Jahrhunderts gar nicht und in den dreißiger
Jahren nur w enige Male sicher in den Quellen nachzuweisen ist. Die erste Urkunde,
in der Hugo als Zeuge fungiert, stammt aus dem Jahre 1130481, ein zweites
Quellenzeugnis aus diesem Jahr bleibt unsicher482. Die nächsten Nennungen finden
476 RegBfeStr. 1, Nr. 426, S. 310 f.
477 Siehe unten im Kap 'Vogteien' den Art. 'Baumgarten'.
478 Zu Bischof Bruno siehe RegBfeStr. I, Nrn. 412-425, 429, 431-443.
479 Annalista Saxo, MGH SS VI, ad 1123, S. 760; zur Diskussion um das Todesjahr siehe
oben, S. 80 f.
480 Zum Geburtszeitpunkt Hugos VIII. siehe oben, S. 93 f.
481 Druck in: Wirtembergisches Urkundenbuch, 1. Bd., Nr. 301, S. 381 f. Zur Problematik
dieser Urkunde siehe oben, S. 94 f.
482 In einer am 29. Mai 1131 in Lüttich ausgestellten Urkunde König Lothars III. wird ein
comes Hugo als Zeuge genannt (D Lo III 33, S. 51-55, Zitat, S. 55). Dieser Graf Hugo
ist inmitten einer Gruppe von ober- und niederlothringischen Zeugen zu finden, so daß
es durchaus wahrscheinlich erscheint, diesen Grafen Hugo mit dem Dagsburger Grafen
zu identifizieren. Ähnlich vorsichtig interpretiert auch Wollgang Petke (Böhmer-Petke,
Nr. 267, S. 168 f ). Nicht zutreffend ist die Behauptung von Seiler, Territorialpolitik, S.
175 mit Anm. 80, der als weiteren Beleg für den Dagsburger Grafen das Diplom D Lo
III 24, nennt. In dem Diplom erscheint weder Hugo VIII. noch ein anderer Dagsburger
Graf. Seiler scheint ihn mit dem in der Zeugenreihe des Diploms genannten Grafen
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