eine Annäherung zwischen dem Salier und dem Straßburger Domkapitel statt, mit
dem der Bischof immer wieder Schwierigkeiten hatte472, es läßt sich darüber hinaus
auch eine Kooperation zwischen Heinrich V. und der ebenfalls in Rivalität zu ihrem
Stadtherren stehenden Bürgerschaft von Straßburg erkennen473. Diese Opposition
der lokalen Kräfte gegen Bischof Cuno wird man wohl als treibende Kraft bei der
Absetzung des Bischofs ansehen können. Nun mag die dem Bischof vorgeworfene
und wie auch immer geartete Mitschuld an der Ermordung des Zähringers
hinsichtlich der Amtsenthebung Cunos durchaus ein vorgeschobener Grund für den
Kaiser gewesen sein, völlig aus der Luft greifen konnte dieser aber eine solche
Anschuldigung auch nicht, um einen ihm politisch unliebsam gewordenen Bischof
loszuwerden. Ein derartiges Vorgehen des Kaisers hätte sicherlich heftige
Gegenreaktionen hervorgerufen, die sich auch in antisalisch eingestellten Quellen
niedergeschlagen hätten, so daß w’ir berechtigt annehmen können, daß der
Straßburger Bischof in die Molsheimer Affäre involviert gewesen ist.
In der Richtung könnte man noch weitere Umstände deuten. Zum einen kann man
in zwei im Januar 1123 in Straßburg ausgestellten Urkunden Heinrichs V. den
Bruder und Nachfolger des ermordeten Berthold III., Konrad, neben dem
Dagsburger Grafen in den Zeugenreihen finden, Bischof Cuno jedoch nicht474.
Meyer-Gebel deutet dies wohl zu Recht in der Richtung, daß der Zähringer und der
Dagsburger, die wegen der Ermordung Bertholds wahrscheinlich beim Kaiser
interveniert hatten, zum Prozeß gegen Cuno nach Straßburg gekommen waren, der
anscheinend in diesen Tagen erfolgte, wie zudem aus dem Fehlen Cunos in den
Zeugenreihen der besagten beiden Urkunden geschlossen w erden kann475.
konstatiert von seiten des Kaisers und Schwabenherzogs eine gezielte Ausbootung des
Straßburger Bischofs, da Heinrich V. das Straßburger Domkapitel und die Bürgerschaft
als Rückhalt in seinem Kampf gegen Erzbischof Adalbert von Mainz benötigte, folglich
Domkapitel und Bürgerschaft auf Kosten Cunos begünstigte. Bischof Cuno habe nun
von der päpstlichen Partei eine Stärkung seiner Position erhofft und auf eine Einigung
zwischen Kaiser und Papst gesetzt, die jedoch nicht zustande kam (ebda., S 155-158).
472 Vgl. dazu und zu den Urkunden des Bischofs für das Domkapitel Rösch, Studien, S.
290-294 und daran angelehnt Meyer-Gebel, Bischofsabsetzungen, S 10-17, vgl dazu
SeLER, Territorialpolitik, S. 155 f., der auch die 1118 für die Straßburger Marienkirche
ausgestellte Urkunde Heilwigs von Egisheim (Strasbourg, AD BR, G 16) in diesen
Zusammenhang einordnet und sie als Beleg dafür ansieht, daß zwischen den
elsässischen Grafenhäusern und den Staufern eine politische Annäherung stattgefunden
hat; zu der Urkunde Heilwigs siehe auch oben, S. 74 f
473 Vgl. Meyer-Gebel, Bischofsabsetzungen, S. 15 ff.; ferner Seiler, Territorialpolitik, S.
155 f.
474 Urkunde vom 23. Januar 1123 (Stumpf, Nr. 3186) für das Kloster Alpirsbach,
abgedruckt in: Wirtembergisches Urkundenbuch, 1. Bd., Nr. 279, S. 354 f ; Urkunde
vom 24. Januar 1123 für das Kloster Waldkirch (Stumpf, Nr. 3187), abgedruckt bei
Marian,Geschichte, 1. Teil, 2. Bd., S. 265 ff.: ... Dux Conradus, ... Hugo Comes (Zitat
ebda., S. 267). Daß es sich bei den beiden hier genannten Personen um Konrad von
Zähringen und Hugo von Dagsburg handelt, ergibt ein Vergleich mit der Zeugenreihe
des am Vortag ausgestellten Diplomes Heinrichs V. für Alpirsbach.
475 Meyer-Gebei , Bischofsabsetzungen, S. 8 u. 17 mit weiteren Anhaltspunkten, vgl. dazu
schon E. Hey CK, Geschichte der Herzoge von Zähringen, Freiburg i Br. 1891, S. 259
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