Full text: Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim

strategischer Hinsicht für den Bischof ebenso wie für das Dagsburger Grafenhaus 
interessant. Die alte Salzstraße, die das Unterelsaß mit Lothringen verband, führte 
an Molsheim, das am Ausgang des Breuschtales liegt, vorbei466. In nicht geringer 
Entfernung von Molsheim lag das dagsburg-egisheimische Hauskloster Altdorf, 
eine einstmals von Graf Eberhard III. initiierte und von seinem Sohn Hugo III. 
raucus vollendete Stiftung467. Weiter westlich im Breuschtal erhob sich in 
beherrschender Stellung mit Girbaden eine der strategisch wichtigsten Burgen des 
Grafenhauses468, und schließlich gmppierte sich um Girbaden ein Schwerpunkt des 
Allodialbesitzes der Grafen von Dagsburg-Egisheim. Es ist also durchaus 
wahrscheinlich, daß sich in oder um Molsheim Interessen zwischen dem 
Straßburger Bischof und dem Dagsburger Grafen kreuzten und daß die Fehde 
zwischen dem Dagsburger und den Molsheinter Bürgern aus der jeweiligen 
territorial politischen Interessenlage sowohl des Grafen als auch des Bischofs ihren 
Ursprung nahm. 
Von einer möglichen Verwicklung Bischof Cunos in die sogenannte Molsheimer 
Fehde erfahren wir durch den Amialista Saxo. Der Straßburger Bischof sei von 
Kaiser Heinrich V. abgesetzt worden, so kann man dort lesen, weil er an der 
Ermordung von Herzog Berthold von Zähringen beteiligt gewesen sei469. 
Ob die Amtsenthebung des Bischofs, die aller Wahrscheinlichkeit nach im Januar 
1123 erfolgte470, im Zusammenhang mit der Molsheinter Fehde und der Ermordung 
des Zähringers zu sehen ist, oder ob die Molsheimer Bluttat nur ein Vorwand für 
die Absetzung war, läßt sich aus heutiger Sicht kaum mehr entscheiden. 
Als Faktum steht fest, daß sich Heinrich V. und Bischof Cuno politisch entzweit 
hatten, weil der Bischof, ursprünglich ein Anhänger der Salier, wohl nach 1119 ins 
päpstliche Lager übergewechselt war471. Zudem fand gerade in dieser Zeit nicht nur 
466 Vgl. auch W. Maier, Stadt und Reichsfreiheit. Entstehung und Aufstieg der elsässischen 
Hohenstaufenstädte (mit besonderer Berücksichtigung des Wirkens Kaiser Friedrichs 
11.), Zürich 1972, S. 65. 
467 Zur Stiftung und Gründung von Altdorf siehe oben, S. 187 ff. 
468 Das Breuschtal war z. B. das Aufmarschgebiet der lothringischen Truppen des er¬ 
sten Gemahls der letzten Dagsburger Gräfin Gertrud, Herzog Theobald I. von Ober¬ 
lothringen, bei dessen Vorstoß nach Rosheim im Zusammenhang mit seiner Aus¬ 
einandersetzung mit dem jungen Stauferkönig Friedrich II. im Jahre 1218; siehe da¬ 
zu unten das Kap. 'Die Zeit bis 1220 - Die Ehe Gertruds mit Herzog Theobald I. 
von Oberlothringen'; zu Girbaden siehe unten im Kap. 'Besitzungen' den Art. 'Girbaden'. 
469 Annalista Saxo, MGH SS VI, S. 759: Cono Straiburgensis episcopus solo nomine, quia 
in nece Bertoldi ducis consensit, ab episcopatu deponitur, et Bruno Babenbergensis 
eclesie canonicus ibidem episcopus constituitur. 
470 Siehe RegBfeStr. I, Nr. 411, S. 306 ff. Zur Absetzung Cunos siehe neuerdings M. 
Meyer-Gebel, Bischofsabsetzungen in der deutschen Reichskirche vom Wormser 
Konkordat (1122) bis zum Ausbruch des Alexandrinischen Schismas (1159), Siegburg 
1992, S. 5-19. 
471 Siehe RegBfeStr. I, Nr. 411, S. 306 ff.; vgl. dazu G. Rösch, Studien zu Kanzlei und 
Urkundenwesen der Bischöfe von Straßburg (1082/84-1162), in: MIÖG 85, 1977, S 
291, u. neuerdings Meyer-Gebel, Bischofsabsetzungen, S. 10-17. Seiler, 
Territorialpolitik, S. 149 f., bewertet die Rolle von Bischof Cuno eher als passiv. Er 
bezeichnet Cuno als „Marionette im salisch-staufischen Bündnis“ (ebda., S. 150). Seiler 
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