Spanheim zum anderen an das Kloster Selz geschenkt hat359. Bei dem Bruder und
Nachfolger Gerhards IV., Graf Hugo VI., ist keine Königsnähe festzustellen, er
wird der spätere Gegenspieler Heinrichs IV. im Eilsaß.
Interessanterweise gibt es zu der Schiedsrichterrolle Heinrichs IV. einen Parallel-
fall, in den nun allerdings Papst Gregor VII., als Schiedsrichter verwickelt war,
denn es war über die Vogtei des Klosters Heiligkreuz bei Woffenheim zwischen
den Brüdern Gerhard und Hugo VI. von Dagsburg-Egisheim zum Streit gekommen.
Wir erinnern uns, daß von Leo IX. in seinem 1049 ausgestellten Privileg für das
Kloster Heiligkreuz auch die Vogteifrage behandelt wurde. Er hatte die Vogtei
dereinst seinem Neffen Heinrich übertragen360. Nach dessen Tode sollte derjenige
aus der Familie die Vogtei ungeteilt erhalten, welcher unter den Inhabern der
Egisheimer Burg der älteste sei36>. Nichtsdestotrotz kam es nach dem Tod
Heinrichs unter zweien seiner Söhne, Gerhard und Hugo VI., zu Streitigkeiten um
die Rechte an der Vogtei über Heiligkreuz. Sie plünderten während ihrer Aus¬
einandersetzungen Klostergüter und gaben zudem noch die zum Lebensunterhalt
der Nonnen bestimmten Besitzungen an ihre Gefolgsleute als Beute362. Die Nonnen
hatten sich wohl in ihrer Verzweiflung nach Rom an den Heiligen Stuhl gewandt,
da dem Papst die Emtscheidungskompetenz in diesem Streit oblag363. Gregor VII.
nahm sich der Sache an und wies in einem Brief vom 29. Oktober 1074 die
Bischöfe Werner II. von Straßburg und Burkhard von Basel an, als Schlichter den
Streit der Brüder zu beenden und sich bei der Schlichtung an die Bestimmungen des
Privilegs l^eos IX. zu halten364. Insofern habe Gerhard mehr Anrecht auf die Vogtei
als Hugo, da Gerhard der Ältere von beiden sei, wie er, Gregor, wisse. Die Bischöfe
sollten den Fall prüfen, und wenn auch sie zu der Erkenntnis gelangten, daß sich die
Sachlage so verhalte, sollten sie Elugo unter Androhung des Bannes ein weiteres
Vorgehen in dieser Sache untersagen365.
359 D H IV 152, S. 196 f. fUr Graf Eberhard; D H IV 299, S. 392 f. fUr das Kloster Selz.
360 Siehe dazu im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Heiligkreuz zu Woffenheim'.
361 Siehe ebda
362 Siehe den Brief Gregors VII,, abgedruckt in; Das Register Gregors VII., I Bd., Nr.
11,14, S. 146 f.: Verum, sicut nos certa relatione comperimus, nepotes illius, Hugo
videlicet et Gerardus, sua potius quam que Dei sunt querentes nec tam sanctissimi viri
excotnmunicationem tunentes, dum inter se de advocatia contendunt, monasterii bona
diripiunt et, que ad sustentationem ancillarum Dei constituta sunt, sacrilegis
invasionibus militibus suis predam faciunt (Zitat, ebda., S. 146); siehe RegBfeStr. I, Nr.
312, S. 283 f.
363 Siehe dazu im Kap. 'Vogteien' den Art. 'Heiligkreuz zu Woffenheim'.
364 Das Register Gregors VII., 1. Bd., Nr. 11,14, S. 146 f.: Quapropter fraternitatem veslratn
multum rogatnus et adtnonetnus, ut pro amore et debita sancto PETRO obedientia ambos
in locum aliquem vestro conventui aptum convocetis et causam utrimque diligenter
inquirentes finem contentioni eorutn imponere suminopere studeatis, in nullo quidem ab
ea, que in constitutione et determinatione digredientes. Ibi enim inter cetera eius
apostolica sanctione decretum est, ut, qui de progenie sua in castro Egeneschem ceteris
maior natu fuerit, curam advocalie solus teneat et in omnem posteritatem eius generis
hec potestas ita procedat.
365 Ebda, S. 147: luxta quam ordinationem Gerardum quidem iustius agere et advocatiam
magis merito quam Hugonem amministrare putamus, quia etate priorem esse
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