Full text: Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim

Nichte Gerberga (= Serberga) Äbtissin350. Dort weihte Leo auf Bitten seiner 
Schwägerin Mathilde und ihres Sohnes Heinrich I. von Dagsburg-Egisheim drei 
Altäre, die dadurch besonders hervorgehoben wurden, daß an ihnen die Messe nur 
entweder vom Erzbischof, vom Bischof oder von den Hebdomadaren gelesen 
werden durfte351. 
Ein weiteres Merkmal seiner Klosterpolitik war, daß er auf seinen Reisen eine 
große Anzahl von Reliquien mit sich führte, die er geschickt auf die ihm wichtigen 
Klöster verteilte. So brachte er zum Beispiel nach Altdorf eine Hand und ein Bild 
des Heiligen Cyriakus mit, in dem Reliquien eingearbeitet waren352. Auch 
Ritualgewänder, die er bei den jeweiligen Messen zu den Kirchenweihen trug, 
schenkte er diesen Kirchen und begründete unter anderem mit dieser Poliük den 
Kult um seine Person, der bis heute vor allem im Elsaß weiterlebt353. 
Die Stellung der Grafen von Dagsburg-Egisheim im Investiturstreit 
Der Tod sowohl des Papstes als auch des Kaisers - Leo IX. starb 1054, Heinrich III. 
zwei Jahre später - markiert äußerlich einen entscheidenden Wendepunkt in den 
Beziehungen zwischen der Grafenfamilie von Dagsburg-Egisheim und den Saliern. 
Die guten Beziehungen und die fruchtbare Zusammenarbeit, die zwischen Hugo V. 
und Bruno/Leo IX. auf der einen Seite und den ersten Salierkaisem auf der anderen 
Seite bestand, wurde unter den nachfolgenden Exponenten beider Familien nicht 
fortgesetzt. 
Unter Heinrich IV., dem Sohn und Nachfolger Kaiser Heinrichs III., setzte zwi¬ 
schen Saliern und Dagsburg-Egisheimem in deren Beziehungen eine schrittweise 
Veränderung ein, bis hin zu einer drastischen Verschlechterung im Investiturstreit 
350 Druck der Urkunde bei Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 2. Autl., preuves, col. 287 
ff.: ... per eam Serbergæ Abbatissce nepti nostrce (Zitat, ebda., col, 287); vgl. Seibert, 
Abtserhebungen, S. 251. Seibert gibt hier (S. 251 f.) eine kurze Zusammenstellung 
derjenigen Angehörigen der schwäbischen und elsässischen Grafengeschlechter, deren 
Angehörige die Abts- bzw. Äbtissinnenwürde der Klöster dieses Raumes erlangten. 
351 Calmet, Histoire de Lorraine, 2. Bd., 2. Aufl., preuves, col. 287 ff.: Et ut noverint 
omnes quantum honorem huic loco semper optaverimus, justis precibus Domnæ 
Mathildis & filii ejus Henrici nostri quondam nepotis, altare in ipsa Ecclesia nos ipsi 
dedicavimus. Quod quia eminentius altiusque præ cæteris est constituum, decrevimus 
etiam illud magnificentius speciali honore glorificandum, ut nemo ibi celebret missam 
nisi Archiepiscopus vel Episcopus ipsius diœceseos, vel idonei ipsius Ecclesice 
hebdomadarii. Si quis autem alia persona, orationis vel alicujus negotii supervenerit 
causa ad idem altare, ut missarum solemnia exequatur, non présumât accedere, nisi 
abbatissce vel aliarum sanctimonialium consensu & licentia (Zitat, ebda., col. 288). 
352 Notitiae Altorfenses, MGH SS XV,2, S. 992 f.: Sciendum, quod istud monasterium 
Altdorff est constructum a parentibus sancti Leonis pape, et primus abbas huius 
monasterii fuit consanguineus eius; et propter specialem dilectionem suorum parentum 
a Roma veniens, huc secum portari fecit imaginem sancti Cyriaci truirtyris, in qua posite 
sunt reliquie ... Item sanctus Leo papa predictus portavit secum huc prêter et brachium 
sancti Cyriaci. 
353 Vgl. auch Pfleger, Kult, S. 79-105. 
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