Als Resümee läßt sich feststellen, daß das Verhältnis zwischen Bruno von Toul und
dem ersten Salierkaiser gut war, Spannungen zwischen den beiden sind nicht zu
erkennen. Bruno trug die Burgundpolitik des Kaisers vorbehaltlos mit, obwohl sein
Bistum durch die Kämpfe mit Odo von der Champagne arg in Mitleidenschaft
gezogen wurde. Brunos Karriere hatte unter tatkräftiger Mithilfe Konrads begonnen
und sollte unter Konrads Sohn Heinrich III. ihrem Höhepunkt zustreben.
Kaiser Heinrich III. und Papst Leo IX.
Das Verhältnis Brunos zu dem Sohn und Nachfolger Kaiser Konrads II., Heinrich
III., gestaltete sich ebenso gut wie zu Konrad II. Während der Regierungs zeit
Heinrichs III. wird das Verhältnis zwischen dem Salierkönig und den anderen
Mitgliedern der Dagsburg-Egisheimer Familie ebenfalls spannungsfrei gewesen
sein. Wir hören aus den Quellen jedenfalls nichts von irgendwelchen Konflikten. Im
Gegenteil, die guten Beziehungen zwischen beiden Familien dürften in dieser Zeit
einen Gipfelpunkt erreicht haben, wie er sich in dem Verhältnis Heinrichs III. zu
Bruno von Toul manifestierte, der schließlich auf Betreiben des Kaisers zum Papst
gewählt wurde295.
Bischof Bruno von Toul wurde in dem für ihn so entscheidenden Jahr 1048 beim
Aufstand des lothringischen Herzogs Gottfried III. des Bärtigen zu einer wichtigen
Schlüsselfigur in der Politik Kaiser Heinrichs III., denn, um einer möglichen
Intervention des französischen Königs in diesem Konflikt entgegenzuwirken,
vermittelte Bruno eine Zusammenkunft Heinrichs III. mit dem französischen König
Heinrich I. in Ivois296. Er bediente sich damit einer Praxis, die er schon unter
Konrad II. erfolgreich angewendet hatte297 und die den Erfolg seiner Vermittler-
tätigkeit im Jahre 1048 begünstigte, da er sich seit damals auch in Frankreich
Anerkennung hatte verschaffen können298.
Das Vertrauen, das Bmno beim Kaiser genoß, spiegelt sich schließlich in dessen
Wunsch wider, daß der Touler Bischof die Nachfolge des im September 1048
verstorbenen Papstes Damasus II. antreten solle. Die Aktivitäten Brunos in
Reichsangelegenheiten mögen Heinrich III. neben der Verwandtschaft zwischen
ihm und Bruno unter anderem dazu bewogen haben, den Touler Bischof auf dem
Wormser Hof tag im November 1048 als neuen Papst vorzuschlagen299. Bruno
nahm die Wahl nur unter dem Vorbehalt der Zustimmung von Klerus und Volk von
295 Siehe unten, Anm. 299.
296 Anseimi monachi Remensis historia, S. 113 f.: Huius itaque pontificis notitiam in
colloquio, a praefato imperatore et Francorum rege pacis et amicitiae confirmandae
gratia ante non multum tempus habito, memoratus abbas Herimarus fuerat consecutus.
297 Siehe das vorangegangene Kap..
298 Leonis IX vita, lib. 1, cap. 14, S. 145; vgl. Boshof, Lothringen, S. 96 f.
299 Leonis IX vita, lib. II, cap. 2, S. 149 f.; Ekkehardi chronicon Wirziburgense, MGH SS
VI, S. 31; Frutolfi chronica, ad 1048, S. 64; Chronica Sigeberti Gemblacensis, MGH SS
VI, ad 1048, S. 359; Annalista Saxo ad 1048, MGH SS VI, S. 687; vgl. Sthndorff,
Heinrich III., S. 54-60.
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