Es war natürlich selbstverständlich, daß sich die Eberhardiner die Vogtei über
Altdorf selbst vorbehielten und ausübten. Die Altdorfer Vogtei blieb schließlich bis
ins 13. Jahrhundert in den Händen der Familie198. Auf diesem Wege konnte der in
seiner strategischen Bedeutung wichtige und nicht zu unterschätzende Besitz im
Breuschtal zusammen mit den an Altdorf dort abgegebenen Besitzungen weiterhin
einer wirksamen Kontrolle unterzogen werden. Die Altdorfer Abtei als
Verwaltungsmittelpunkt bildete mit der Voglei und den Wehranlagen im Breuschtal
- vor allem ist an die spätere Burg Girbaden zu denken - eine Einheit, die der
Absicherung des dortigen Besitzkomplexes der Familie diente, der in der weiteren
Geschichte der Familie und auch in der Reichsgeschichte immer wieder eine
zentrale Rolle spielte199.
Stiftung der Abtei Hesse
Die Abtei Altdorf blieb jedoch nicht die einzige Familienstiftung in dieser Gene¬
ration, sondern es ist noch die Stiftung des Nonnenklosters Hesse bei Sarrebourg zu
nennen.
Die Abtei Hesse wurde wahrscheinlich durch Eberhard III. oder durch seinen Sohn
Hugo raucus und dessen Gemahlin gestiftet. Die Vita Leos IX., die angeblich von
dem sogenannten Wibert angefertigt wurde, bildet die Hauptquelle für unser Wissen
um die Stifter von Hesse. Dort wird über die Großeltern und Urgroßeltern Leos IX.
gesagt, daß sie die Klöster Hesse und Altdorf gestiftet und das Kloster Lüders aus
ihrem Eigengut begabt hätten und die Eltern Leos die Abtei Heiligkreuz bei
Woffenheim200. Wir wissen durch weitere Quellen zur Stiftung Altdorfs, daß diese
Stiftung von Leos IX. Urgroßvater initiiert und von Leos Großvater vollendet
wurde, die Angaben der Vita Leos IX. werden also dadurch in diesem Punkt
bestätigt201. Spätere Quellen netmen jedoch Leos IX. Eltern beziehungsweise die
198 Siehe unten in dem Kap. 'Vogteien' den Art. 'Altorf/Altdorf; vgl. auch Sieffert,
Altdorf, S. 103 f.
199 Man denke nur an die wechselvolle Geschichte der Burg Girbaden im 12. und im 13.
Jahrhundert. So wurde sie 1162 während der sogenannten 'Horburger Fehde' von
Friedrich Barbarossa zerstört, der die Wichtigkeit der Burg für seinen Gegner in dieser
Fehde, Graf Hugo VIII. von Dagsburg, erkannt hatte (siehe dazu unten das Kap. 'Die
sogenannte Horburger Fehde'). Auch bei den Auseinandersetzungen zwischen dem
jungen König Friedrich II. und Herzog Theobald I. von Oberlothringen, dem ersten
Gemahl Gertruds von Dagsburg, waren das Breuschtal und Girbaden von zentraler
Bedeutung.
200 Leonis IX vita, !ib. I, cap. 1, S. 129: Quorum patres et avi ... inter plurima, quae
sparsim divinis distribuerunt templis, duo monasteria instituerunt ex suis praediis,
scilicet Hissam in honore beati Martini pontificis, necnon alterum coenobium
veneratione sancti Cyriaci martyris; quin etiam Lutrense coenobium patrimoniis suis
plurimum ampliaverunt. Quorum devotionem imitatus Hugo comes praecipuus et eius
devotissima coniunx, parentes utique praefati domini Brunonis, coenobium remotae
vitae aptissimum construxerunt Woffenheim penes nobile castrum suam Egisheim
dictum, et praediorum suorum decimis, in quo ad praesens sanctimonialium congregatio
consistit, ad venerationem et gloriam almae et victoriosissimae crucis; vgl. dazu H.
Kuhn, Hesse, son ancienne abbaye, son prieuré, son église et ses annales, Nancy 1872,
S. 10 f.
201 Siehe oben, S. 187 ff.
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