Ort Lüders, den er von den Söhnen eines gewissen Hugo, Eberhard und Hugo,
zuvor übertragen bekommen hatte162. Wir dürfen zu Recht in Hugo und seinen
Söhnen Eberhard und Hugo die Mitglieder des elsässischen Grafenhauses der
Eberhardiner erblicken, welche in der Vita St. Deicoli zusammen mit Guntram,
einem weiteren Sohn Hugos, als Inhaber der alten, von Deicolus, einem Schüler
Kolumbans, gegründeten Abtei Lüders genannt werden163.
Allerdings stellt die Deicolusvita die Liberweisung der Mönche und des Abtes
Bertram an Lüders anders dar als das Diplom Ottos I. Hier wird von einem Streit
zwischen dem Straßburger und dem Metzer Bischof berichtet, welche beide das
Kloster am Alanesberg des in der Vita als heilig bezeichneten Bertram in ihren
Besitz bringen wollten. Daraufhin rieten Graf Hugo und seine Söhnen dem Abt,
nach Lüders umzusiedeln164. Man wollte schließlich die Übertragung von Lüders
an Bertram durch den König absegnen lassen165. Die Vita schildert die Ereignisse
also so, daß die Initiative für die Überweisung von Lüders an Bertram von den
eberhardinischen Grafen ausging, was wohl nicht der politischen Wirklichkeit
entspricht, sondern in dem hagiographisehen Erzählkontext, der die Läuterung der
das Kloster und das Grab des heiligen Deicolus profanierenden Grafen zum Thema
hat, seinen Ursprung findet. Jedenfalls hat Otto I. - und das wird auch aus der
Schilderung in der Vita S. Deicoli deutlich - entschlossen die Gelegenheit ergriffen
und die Angelegenheit an sich gezogen166 und Bertram Lüders übergeben167. Die
Resignierung von Lüders in die Hände des Königs geschah allem Anschein nach
von seiten der Grafen nicht aus freien Stücken, stellte doch das Kloster Lüders
bekanntlich für die eberhardinische Grafenfamilie so etwas wie ein „Hauskloster“
dar168.
162 D O I 199, S. 279: Notum sit .... qualiter legati abbatis Baltramni eiusque
congregationis qui manebant Alanesberg locum monachorum utilitati valde
incomtnodum qualiter ipsum locum alias mutare possent, .... concederemus. Nos ...
locum quem accepimus a filiis Hugonis, Heberhardo et Hugone, Luterhaa vocatum,
monachis aptissimum eis concessimus.
163 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 677; vgl. Hlawitschka, Anfänge, S. 107 f.
164 Ex Vita S. Deicoli, MGH SS XV,2, S. 680.
165 Ebda., S. 681.
166 Vgl. dazu die Antwort des Königs, als ihm die Sache angetragen wird. Otto I. weist
darin auf die widerrechtliche Aneignung des Ortes durch die Grafen und auf die
kaiserliche Schutzvogtei gegenüber Ltiders hin: Est autem locus in Burgundiae partibus
sacrae conversationi satis aptus, quem hucusque Hugo comes et filii eius usurpative
possederunt; quem sanctus vir a dominatione nostri sibi rogitat liberaliter delegari et
omnia quae Deus omnipotens illi ad servitium suum stabiliendum concessit imperii
nostri auctoritate eidem loco perpetualiter succlinare. Nam locus ipse sub advocatione
imperii nostri Romanae atque apostolicae subiacet sedi (Ex Vita S. Deicoli, MGH SS
XV,2, S. 681).
167 Ebda., S. 682.
168 Leonis IX vita, lib. 1, cap. 1, S. 129: ... quin etiam Lutrense coenobium patrimoniis suis
plurimum ampliaverunt. Den Ausdruck „Hauskloster“ wählt Hlawitschka, Anfänge, S.
108, in Interpretation dieser Stelle in der Vita Leos IX., um die Verbundenheit der
Egisheimer Grafen mit Lüders zu verdeutlichen.
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