Full text: Studien zur Geschichte der Grafen von Dagsburg-Egisheim

erschien jedoch schon im März 912 im Elsaß82, um dort seine eigenen Herr¬ 
schaftsansprüche zu verteidigen. Karl ist daraufhin ins nördliche Lotharingien 
ausgewicheri83. Kämpfe mit wechselndem Erfolg zwischen Konrad 1. und Karl dem 
Einfältigen setzten ein. Während Konrad im Sommer 912 bis nach Aachen 
vorstoßen konnte, griff Karl Straßburg an und zerstörte es teilweise84. Im März 913 
konnte jedoch Konrad I. wieder in Straßburg urkunden. Konrad bestätigt in diesem 
Diplom der Abtei Murbach nicht nur die Immunität, das Wahlrecht und den Zoll, 
sondern auch die der Abtei entfremdeten Besitzungen in St. Di zier und Datten- 
ried85. Wie Heinrich Büttner herausgearbeitet hat, macht hier Konrad Herr¬ 
schaftsrechte im Gebiet der Burgundischen Pforte geltend86, denn nicht nur Karl 
der Einfältige, sondern auch Rudolf von Hochburgund sah seine Chance ge¬ 
kommen, seine Herrschaft bis in den Sundgau auszudehnen. So hatte er noch 912 
Basel angegriffen87. Allerdings erfahren wir nichts über den Ausgang von Rudolfs 
Feldzug. Es ist möglich, daß ihn Konrads Erscheinen im Elsaß im gleichen Jahr - 
w ie oben schon erwähnt - zwang, sich w ieder zurückzuziehen88. 
Auf längere Sicht gesehen, konnte der ostfränkische König seine Herrschaftsrechte 
an der Burgundischen Pforte praktisch nicht durchsetzen und verlor dort und im 
Elsaß schon bald immer mehr an politischem Gewicht. Konrad I. unternahm 913 
noch einen Feldzug in Lotharingien gegen Karl, über dessen Ausgang jedoch nichts 
näher bekannt geworden ist, er scheint erfolglos gewesen zu sein89. Der west- 
fränkische König versuchte unterdessen mit Erfolg, im Straßburger Bistum Einfluß 
zu gewinnen. Wohl auf Karls Betreiben hin wurde Ende September 913 zuerst sein 
Verwandter Gozfrid, welcher aber schon am 12. November desselben Jahres 
verstarb90, und anschließend der aus Lotharingien stammende Richwin zum 
Straßburger Bischof erhoben91. Konrad I. wollte dieser Entwicklung gegensteuem 
und hat Richwin im Jahre 916 vor die Synode von Hohenaltheim geladen. Richwin 
kümmerte sich jedoch nicht um die I^adung und blieb ihr fern92. Daraufhin wurde er 
das Kloster Andlau handelt es sich um eine Fälschung. Sie ist abgedruckt bei Lot u. 
Lauer, Recueil, Nr. 125, S. 294 ff. 
82 Konrad I. urkundet am 14. März 912 in Straßburg. Er bestätigt der Abtei Sankt Gallen 
ihre Immunität (D K I 5, S. 5). 
83 Karl urkundet am 12. April 912 in Nimwegen. Druck der Urkunde bei Lot u. Lauer, 
Recueil, Nr. 72, S. 161 ff. 
84 Böhmer-Mühlbacher, 2. Aufl., Nr. 2075a. 
85 D K I 17, S. 16. 
86 Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 148. 
87 Annales Alamannici, MGH SS I, ad 912, S. 55: Ruodulfus rex Burgundiae ad civitatem 
Basileam, et inde ad propria. 
88 So Büttner, Geschichte des Elsaß 1, S. 149. 
89 Annales Alamannici, MGH SS I, ad 913, S. 56: ... cum exercitu regnum Hlutringorum 
ingressus est\ vgl. Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 148. 
90 RegBfeStr. I, Nm. 119 u. 120, S. 242 f.; vgl. Büttner, Geschichte des Elsaß I, S. 149. 
91 Zu Richwin siehe oben, S. 31 f.; zur Einflußnahme des westfränkischen Königs auf die 
Einsetzung Richwins siehe RegBfeStr. I, Nr. 121, S. 243; dazu auch Büttner, 
Geschichte des Elsaß I, S. 149. 
92 Zur Synode von Hohenaltheim siehe MGH Conc. VI,1, Nr. 1, S. 1-41, bes. cap. 29: De 
Ricquino, S. 34: Ricquinum, qui contra sanclorum canonum sanctiones Straiburgensem 
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