Jahrhunderts zu registrieren, genauer von der zweiten Hälfte der achtziger bis zum
Ende der neunziger Jahre dieses Jahrhunderts. Die Absetzung Karls III. als
Herrscher über das letztmalig vereinte Frankenreich und der Regierungsantritt
seines Neffen, Arnulf von Kärnten (887-899), im Ostfrankenreich markieren die
eingangs skizzierte politische Situation. Karl III. und Arnulf von Kärnten
personifizieren die sich langsam vollziehende strukturelle Wende, nämlich den
Untergang und die Aufsplitterung des alten groß fränkischen Reiches und den
Begimi der letztendlichen Manifestierung einzelner selbständiger Königreiche auf
dem Boden dieses Reiches17.
Der politische Aufstieg Eberhards I. hat erst nach dem Regierungswechsel im Jahre
887 von Karl III. zu Arnulf von Kärnten eingesetzt. Er scheint eng mit diesem
strukturellen Wandel verknüpft zu sein und mit dem Übergang der Herrschaft auf
den Friedeisohn Karlmanns zusammenzuhängen. Allerdings lassen die spärlich
fließenden Quellen zu Eberhard I. nur wenig Raum für Rückschlüsse auf dessen
politische Wirksamkeit. Die Identifizierung der verschiedenen Belege im späten 9.
Jahrhundert im Gebiet zwischen Oberem Aargau und dem elsässischen Nordgau für
einen Grafen Eberhard mit ein und derselben Person dürfte indes feststehen. Diese
Problematik wurde jedoch schon an anderer Stelle eingehend diskutiert18.
Wie bereits angedeutet, scheint Eberhard I. nicht in näherer Beziehung zu Arnulfs
Vorgänger, Karl III., gestanden zu haben. Eberhard läßt sich in Karls Urkunden
nicht nachweisen, und es gibt auch keine anderen Quellen, die über irgendwelche
Verbindungen zwischen dem König und Eberhard I. etwas verlauten ließen.
Möglicherweise dürfte dieser Umstand durch die von Michael Borgolte vermutete
Rivalität einzelner Familienzweige der Etichonenabkömmiinge bedingt gewesen
sein, nämlich zwischen der Familie, der Eberhard I. angehörte, und der Familie der
Erchangare, welcher die Gemahlin Karls III., Richgard, entstammte19. Bei solch
einer bestehenden Rivalität könnte es durchaus naheliegend sein, daß die
Verbindung Karls III. mit einer Angehörigen aus der Familie der sogenannten
'Erchangare' eine politische Nähe der ’Eberhardiner’ zu diesem Karolingerherrscher
verhindert hat. Jedoch deutet sich nach dem Sturz Karls III. im Jahre 887 eine
Wende an. Der Nachfolger Karls III. im ostfränkischen Reich, Arnulf von Kärnten,
scheint in näheren Kontakt mit Graf Eberhard I. getreten zu sein, da der Graf in
mehreren Diplomen Arnulfs genannt wird. So wird Eberhard in zwei Urkunden
Arnulfs als Graf im Oberen Aargau bezeichnet, in dem am 22. April 891 in
17 Siehe dazu bes. Hlawitschka, Frankenreich, S. 88 ff.; vgl. Ders., Von der großfrän¬
kischen zur deutschen Geschichte, in; Sitzungsberichte der Sudetendeutschen Akade¬
mie der Wissenschaften und Künste. Geisteswissenschaftliche Klasse, Jg. 1988, 2. Heft,
S. 49-84, zuletzt R. SCHIEFFER, Karl III. und Arnolf, in: Festschrift für Edu¬
ard Hlawitschka zum 65. Geburtstag, hrsg. v. K. R. Schnith und R. Pauler, Kallmünz
1993, S. 133-149.
18 Siehe oben S. 13-16.
19 Borgolte, Grafengewalt, bes. S. 25-46; vgl. auch Ders., Grafen Alemanniens, S. 99; zu
Erchanger, dem Vater Richgards, siehe ebda., S. 105-109.
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