auf Persönlichkeiten wie Louise Breitling, Peter Horn288, Hermann Schäfef9 und
Margot Kalinke hinzuweisen.
Die Geschäftsführerin des Betriebskrankenkassenverbandes Württemberg-Baden
Louise Breitling290 organisierte 1949 Abstimmungen in Betrieben in Württem¬
berg-Baden. Für eine Wiederzulassung von Betriebskrankenkassen votierten dabei 90
bis 100 Prozent der Wähler. Auch nur ansatzweise vergleichbare Aktivitäten gab es im
Saarland nicht.291 Margot Kalinke war die führende Sozialversicherungsexpertin der
DP-Fraktion im Wirtschaftsrat und Ersten Deutschen Bundestag. Sie war vor 1945
Geschäftsführerin einer Hannoveraner Angestellten-Ersatzkasse, 1949 beim Eintritt in
den Bundestag Geschäftsführerin des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen,
außerdem war sie Mitglied der Europäischen Parlamentarischen Union und des Deut¬
schen Rates des Europäischen Rates. Schon 1946 hatte sie Protestaktionen gegen die
Sozialversicherungsreform in der französischen Besatzungszone gestartet, die ihr
einige Tage Gefängnis eingebracht hatten. Auf ihren engagierten Einsatz, z.B. ihre
intensive Vortragstätigkeit in Baden, ging die breite Mehrheit in den Landtagen der
französischen Zone für eine Revision zu einer gegliederten Sozialversicherung
zurück.292
Hans Günter Hockerts konnte mit seiner Studie über die Sozialpolitik nach 1945
nachweisen, daß die These293, die Besatzungsmächte, und hier insbesondere die Ameri¬
kaner hätten gesellschaftliche Reformen verhindert oder rückgängig gemacht, zu¬
mindest im Bereich der Sozialversicherung nicht zutreffend sein kann. Rainer Hude¬
mann kam im Rahmen seiner Arbeit über die Sozialpolitik im deutschen Südwesten für
die französische Besatzungszone zu ähnlichen Arbeitsergebnissen.
Zu Peter Horn: Seit 1933 in der Barmer Ersatzkasse tätig. CDU-Abgeordneter im Wirtschaftsrat,
führender Sozialversicherungsexperte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Er setzte sich in einer Anhörung
vor dem Unterausschuß Sozialversicherung beim Länderrat im August 1947 entschieden gegen die
Einbeziehung der Ersatzkassen in eine einheitliche Regelung des Vertragsrechts zwischen Krankenkassen
und Ärzten ein. Siehe : Ebd., S.147, Anm. 161.
Hermann Schäfer war Vizepräs. des Ersten Deutschen Bundestages, seit Mai 1950 zweiter
Bundesvorsitzender der FDP, 1953 Bundesminister für besondere Fragen, seit 1935 Angestellter der
Hanseatischen Ersatzkasse, deren Leiter ab 1946. Von 1946-1959, Vorsitzender des Verbandes der
Angestellten-Krankenkassen. Siehe: Ebd.
290
Hudemann, Sozialpolitik, S.317.
291 Ebd., S.329.
292 Ebd., S.323, 327, 331-335, 337, 339 f.
293
Exponent dieser Richtung: Eberhard S c h m i d t, Die verhinderte Neuordnung 1945-1952. Zur
Auseinandersetzung um die Demokratisierung der Wirtschaft in den westlichen Besatzungszonen und in
der Bundesrepublik Deutschland, Frankfurt a.M.1970.
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