Ministerium, der DGB konnte kein Ansprechpartner sein, es sollen aber seit 1952
Kontakte zur christlichen Eisenbahnergewerkschaft in Hamburg bestanden haben.365
Im Kaiser-Ministerium wurde ab 1954/55 den oppositionellen Bestrebungen im christ¬
lichen Gewerkschaftslager eine große Bedeutung beigemessen, wie ein Vermerk
Bodens vom 18. Juli 1955 verdeutlicht:"(...) darf die Bedeutung der christlichen
Gewerkschaften, die ich für wirksamer und wichtiger halte in den kommenden Ent¬
scheidungen als die CDU-Saar nicht unterschätzt werden."366 Das Kaiser-Ministerium
sah den Schlüssel zur Lösung der Saarfrage bei den Gewerkschaften und Arbeitneh¬
mern. In der stärkeren Gewichtung der christlichen Gewerkschaften gegenüber der
CDU-Saar ließ es sich auch von der Mitglieder stärke leiten. Man ging wohl von
unrealistisch hohen Zahlen aus, nämlich 33.600 Mitgliedern in der Gewerkschaft
Christlicher Saarbergleute und von 12.000 Mitgliedern in der Gewerkschaft Christli¬
cher Metallarbeiter sowie 6.500 Mitgliedern in der Christlichen Gewerkschaft Öffentli¬
cher Dienst.367
Im Ministerium für gesamtdeutsche Fragen legte man großen Wert darauf, daß die
junge Generation christlicher Gewerkschaftler in der CVP verbleiben, und diese weiter
unterwandern sollte. Peter Schaadt und seine Vertrauten sollten sich als Kandidaten für
die CVP aufstellen lassen. Gemeinsam mit dem Kaiser-Ministerium verständigten sie
sich darauf, mit der Gruppe um Hillenbrand, Franz Ruffing und Walz jeglichen Kon¬
takt zu meiden und nach außen strenge Distanz zu üben. Nach dem Willen von Bodens
sollten sie alle zu einem bestimmten Zeitpunkt gleichzeitig die CVP verlassen, um den
Abfall von der Regierungspartei besonders wirkungsvoll zu inszenieren und der
CDU-Saar so eine Magnetwirkung zu verleihen.368 Diesem Wunsch entsprachen sie
aber wegen der bevorstehenden Gewerkschaftswahlen nicht.369 Die oppositionellen
christlichen Gewerkschaftler setzten sich zum Ziel, den Gesamtverband Christlicher
Gewerkschaften geschlossen auf Oppositionskurs zu bringen. Dieser Versuch mißlang
jedoch, auch wenn Peter Schaadt zum Chef der Christlichen Eisenbahner ge werkschaft
gewählt wurde. Peter Gier mußte im wichtigsten Verband, der GCS, gegen den zu
diesem Zeitpunkt klar auf CVP-Linie fahrenden Josef Ditzler eine Niederlage ein¬
stecken, obwohl sowohl im Vorfeld als auch bei den Delegierten bei der Wahl selbst
365 BA KO, Bl 37, Nr. 345 5 .Vermerk W. Bodens vom 18.12.54, III 078-3101/54. Siehe: Horst-Dieter
Scholl, Die Neugründung christlicher Gewerkschaften in Westdeutschland, Diss. Marburg, S.98.
366 Ebd., Vermerk W. Bodens vom 18.7.55, III 2 -07451628/55.
367 ,
Ebd.
368 Ebd., "Mein Versuch, sie aus taktischen Gründen noch bei der CVP zu halten, um den Abfall von der
Regierungspartei in einen noch zu bestimmenden Zeitpunkt wirkungsvoller zu machen, wurde abgelehnt
mit dem Hinweis auf die notwendige Entscheidung vor den Gewerkschaftswahlen . Siehe auch Vermerk
W. Bodens vom 18.12.54, III 1-078-3101/54.
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