dern:"Grabowski sicherte zu, daß er eine direkte Aktion der westdeutschen Industrie
unterstützen werde, darüber hinaus jedoch bereit sei, eventuelle Aktionen der KPD
oder KP-Saar in dieser Angelegenheit zu fördern."187
Daß die DP als rechte und die SRP als rechtsradikale Partei Ansprechpartner für
KPD/SED waren, erklärt sich aus ihrer kritisch bis ablehnenden Position zum Schu-
manplan.188 Im übrigen gab es auch in anderen Fragen Kontakte zwischen SED und
SRP wie auch zu anderen rechtsradikalen Parteien, die von Ost-Berlin aus finanziell
gefördert wurden.189
Die SED legte Wert darauf, nach außen nicht als Geldgeber aufzutreten, die westdeut¬
sche Industrie sollte deshalb die Verteilung der Gelder übernehmen. Es ist nicht nur
möglich, sondern wahrscheinlich, daß zumindest Dr. Franz Grabowski Kontakte zur
Familie Röchling oder ihren Vertrauten pflegte. Bode und Grabowski leiteten beide
Stahlunternehmen, Grabowski dazu ein Unternehmen mit Röchling-Aktienbesitz.
In diesem Kontext ist hinsichtlich der Kontakte der Kommunisten zu Grabowski darauf
hinzuweisen, daß zu dieser Zeit die Buderus'schen Eisenwerke bemüht waren, die
Sozialisierung ihrer hessischen Werke zu verhindern, an denen auch die Familie
Röchling Aktienanteile hielt.190 Ungefähr zur selben Zeit scheinen auch die Franzosen
versucht zu haben, Röchlingbesitz außerhalb der französischen Zone zu beanspruchen,
wie entsprechende Schreiben der Treuhänder des Röchling'schen Familienbesitzes wie
auch von Hermann Röchlings Schwiegersohn Dr. jur Hans-Lothar Freiherr von Gem-
mingen-Hornberg an Bonner Ministerien verdeutlichen.191 Bereits einige Wochen
vorher hatte Strohm in einem Vermerk behauptet, die Franzosen strebten in Kontinuität
zum Versailler Vertrag eine "Entdeutschung" des unter Sequester stehenden Röchling-
Werkes in Völklingen an, wobei Strohms Urteil in dieser Frage auf Fritz Hellwig
zurückgehen dürfte.192
187 MAE Nantes, HCS, Cab. Poiit., Doss.70, Bl. 145, Betrifft Tätigkeit SED-KPD in Sachen Saar.
188 NHA Hannover, VVP 7, Nr.401, Rede von Dr. Hans Mühlenfeld, Vorsitz, der DP-Bundestagsfraktion
auf dem Goslarer Parteitag am 18.10.52:"Die Europäisierung a la Schuman ist für meine Freunde keine
Lösung, sondern die sehr fadenscheinige Sanktionierung eines Unrechtsaktes (..,). Siehe auch: Ebd.,
Nr.380, Neuer Vorwärts v. 6.4.51. Für die SRP waren KPD und SED Bündnispartner. Basis war hier der
gemeinsame Antiamerikanismus sowie die Akzentuierung der klassischen deutsch-russischen Beziehungen
im Bereich der Außenpolitik.
189 Manfred J e n ke, Die nationale Rechte. Parteien, Politiker, Publizisten, Berlin 1967, S.38, 51, 104-106,
252.
190 Walter Mühlhausen, Hessen 1945-1950. Zur politischen Geschichte des Landes Hessen, Frankfurt
a.M. 1985, S.415.
191 BA KO, B 137, Nr.3446, Dr. jur. Hans-Lothar Freiherr von Gemmingen-Hornberg an Dr. Strohm vom
13.10.50. Die Treuhänder der Röchling'schen Familiengemeinschaft vom 24.10.50 an Dr. Erhard über Dr.
Strohm. Die französischen Versuche bezogen sich auf die Grube Carl Alexander in Baesweiler bei Aachen.
192 Ebd., Fritz Hellwig an Jakob Kaiser vom 18.9.50. Vermerk Dr. Strohm 214-13 II/ 9436/50 an
Bundesminister für Wirtschaft vom 5.10.50.
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