verfaßte auch das Vorwort, für das offiziell der nordrhein-westfälische Ministerprä¬
sident Karl Arnold (CDU) verantwortlich zeichnete, da die Schrift von der Regierung
des Landes Nordrhein-Westfalen herausgegeben wurde. Finanziert wurde die Schrift
von deutschen Unternehmern, insbesondere der Eisen- und Stahlindustrie. Strohm
wurde dabei tatkräftig von Otto Sarrazin und von Theo Kordt als Leiter des Sonderra¬
tes F in der Landeskanzlei Düsseldorf, unterstützt.179
Auch andere Kreise suchten in der Saarfrage den Kontakt zur Industrie und zu politisch
rechts stehenden Kräften aufzubauen.
Die SED und die KPD sondierten die Möglichkeit eines Kooperierens in der Saarfrage
mit westdeutschen Industriellen. Dabei scheuten sie sich nicht, auch die politische
Rechte in der Bundesrepublik, nämlich die rechtsextreme Sozialistische Reichspartei
(SRP) und auch die Deutsche Partei (DP) sowie ihr nahestehende Persönlichkeiten,
anzusprechen. Die Initiative zu dieser Strategie kam aus Ost-Berlin, hier war in der
Westabteilung der SED Ulrich Kloock mit Saarfragen beauftragt.180 Das Zentralsekreta¬
riat der SED hatte der KPD vorgeworfen, sich der nationalen Dimension der Saarfrage
bisher nicht hinreichend bewußt gewesen zu sein.181 Am 30. Mai 1951 wandte sich
Kloock, der möglicherweise auch die Rolle eines Instrukteurs spielte,182 an das Sekreta¬
riat des Parteivorstandes der KPD in Düsseldorf mit dem Plan, eine "Aktionseinheit mit
den westdeutschen Industriellen herzustellen, die unmittelbare Interessen im Saarland
selbst haben. Dabei ist Wert darauf zu legen, daß diese Kreise zugleich gegen eine
Verwirklichung des Schumanplanes eingenommen werden".183 Im Rahmen dieser
Aktion müsse die Aktivität der Gewerkschaften und Betriebsräte im Saarland zur
Verwirklichung des Mitbestimmungsrechts in den Saargruben intensiviert und die
Entfernung der französischen Beamten gefordert werden. Zur Realisierung der Ak¬
tionseinheit versuchte Ulrich Kloock, die materielle Unterstützung durch westdeutsche
Eisen- und Stahlindustrielle für einen Unterstützungsfond westdeutscher nationaler
Kreise und ostdeutscher Stellen zu gewinnen, um die DPS und die KP-Saar gemeinsam
zu unterstützen. Das ZK der SED, der Rat der Nationalen Front und der Kulturbund zur
demokratischen Erneuerung Deutschlands sagten ihre finanzielle Hilfe zu. Für die DPS
Piontkowitz, Anfänge westdeutscher Außenpolitik, S.164 f., mißverständlich und falsch
dargestellt bei: Schmidt, Saarpolitik, Bd.2, S.502 f.,
180 MAE Paris, EU-Europe, Sous S. Sarre, Doss.107, B1.81 f., Vermerk vom 6.6.51. Ulrich Kloock war bis
1949/50 Student an der Humboldt-Universität im sowjetischen Sektor Berlins, Freischüler/Stipendiat des
Kulturbundes, absolvierte dann einen dreimonatigen Kurs an der Schule der FDJ in Bogensee, war dann
SED-Funktionär und in der Westabteilung des ZK tätig.
181 MAE Nantes, HCS, Cab.Polit., Doss.70, B1.144, Ulrich Kloock an Sekretariat des Parteivorstandes vom
20.6.51.
182 Dazu allgemein: Georg F ü 1 b e r t h, KPD und DKP 1945-1990, Heilbronn ‘1992, S.85.
183 MAE Nantes, HCS, Cab. Polit., Doss.70, B1.142, Ulrich Kloock an das Sekretariat des Parteivorstandes
der KPD Düsseldorf vom 30.5.51.
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