sollten die christlichen Gewerkschaften von der DPS entschieden unterstützt werden.
Das würde dem albernen Geschrei, die DPS sei eine Unternehmerpartei am besten den
Boden entziehen. (...) Mit diesem Programm würde m.E. Herr Hillenbrand auch den
Spaltpilz in die Einheitsgewerkschaft setzen und zur Stärkung der Opposition innerhalb
der SPS beitragen".162
Die Mitbestimmungsfrage sollte nach der Strategie Strohms nationale Denkmuster bei
den saarländischen Arbeitnehmern aktivieren und der französische Wirtschaftspartner
in die Rolle des Gegners manövriert werden:" Bei den überfremdeten Hüttenwerken
und von den Gruben gar nicht zu reden wäre es immer noch besser, wenn in den
Aufsichtsräten die saarländischen Arbeitnehmer und Gewerkschaftler mit den deut¬
schen Minderheitsbeteiligten die französische Majorität aus dem Sattel heben könnten,
als wenn die Mehrheit im Aufsichtsrat allein bei den Franzosen liegt."163 In diese
Strategie wurde die DPS mit ihrem Vorsitzenden Richard Becker eingebunden, über
dessen Bruder, den Frankfurter Unternehmer Arnold Becker,164 Briefe zwischen Bonn
und Saarbrücken ausgetauscht wurden. Kurze Zeit später trat Karl Hillenbrand aus der
CVP aus, sprach auf DPS-Veranstaltungen und wurde dann auch Parteimitglied.165 Im
"Saar-Bergbau" vom 21. Mai 1951 wurde propagiert, die DPS sei die einzige Partei,
die politisch für das volle Mitbestimmungsrecht eintrete.166 Gleichzeitig wollte Dr.
Strohm durch diese Strategie die Opposition innerhalb der SPS gegen die Saarpolitik
stärken.167
Den SPS-Mitgliedern wie der saarländischen Öffentlichkeit sollte vorgeführt werden,
daß sozialpolitische Fortschritte im Bereich der Mitbestimmung und der Tarifvertrags¬
politik durch die Wirtschaftsunion mit Frankreich behindert werden würden.168 Dabei
kalkulierten die Verantwortlichen im Auswärtigen Amt, daß angesichts der Wirt¬
schaftsunion mit Frankreich die Mitbestimmungsfrage zu erheblichen Spannungen
zwischen Gewerkschaften und Franzosen führen würde, insbesondere wegen der
1 2 PAA Bonn, Bestd. Abt.2, Nr.480, BI.70 f., Dr. Strohm an Richard Becker, über Arnold Becker,
Frankfurt,vom 31.1.51. Die Verwendung des Begriffs "Saargebiet" entsprach der Haltung, dem autonomen
Saarland seine Qualität als Land zu verweigern, siehe: Heinrich Küppers, Bildungspolitik im Saarland
1945-1955, Saarbrücken 1984, S.13, Anm.l.
163 Ebd,
164 Richard Becker war Geschäftsführer und Teilhaber der Vereinigten Gesellschaften Arnold Becker
G.m.b.H, siehe: Becker, Die politischen Parteien, S.274.
165 Ebd., Bl.132, Vermerk vom 26.2.51, III/l-/223/51AZ.Nr.70.
166 Saar-Bergbau vom 21.5.51. Kritik dazu: Volksstimme vom 25.5.51.
167 PAA Bonn, Bestd. Abt.2, Nr.480, B1.70f.
168 Ebd., B1.282, Briefdienst dpa-Inland:"Wenn die Sozialdemokraten ihre innenpolitische Opposition
gegen Hoffmann ernst meinen, werden sie gerade beim Versuch, ihre sozialpolitischen Forderungen
durchzusetzen, sehr bald zu den Problemen vorstoßen, die in Saarbrücken als außenpolitisch bezeichnet
werden.”
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