Full text: Sozialer Besitzstand und gescheiterte Sozialpartnerschaft

fürchtet.151 Zugleich erinnert sie an die Forderungen und Wahlslogans der christlichen 
Gewerkschaften und des Zentrums während der Völkerbundszeit, hieß doch damals die 
Devise des Zentrums "christlich und deutsch, sozial und demokratisch". Der 
DPS-Vorsitzende Richard Becker war vor 1935 Führer des saarländischen Zentrums 
und auch der christliche Gewerkschaftler Karl Hillenbrand saß für das Zentrum im 
Reichstag.152 Durch die personelle Kontinuität bzw. die engagierte Mitarbeit früherer 
Zentrumsmänner sollte möglicherlicherweise das Wohlwollen der Katholischen Kirche 
gewonnen werden. Becker und Hillenbrand gaben der DPS in Zusammenarbeit mit 
Heinrich Schneider ein soziales Profil und setzten dabei auch auf unzufriedene 
CVP-Wähler und christliche Gewerkschaftler, indem sie vor allem alte Zentrum¬ 
sparolen übernahmen. Dies spricht für die These, Richard Becker habe in der DPS ein 
Zwischenstadium auf dem Weg zur CDU-Saar gesehen. Nicht zuletzt spielte Richard 
Beckers Vertrauter und Sekretär Helmut Bergweiler bei der Gründung der CDU-Saar 
eine führende Rolle.153 Auch nach der Rückgliederung des Saarlandes demonstrierte sie 
ihr soziales Profil im Engagement für die Erhaltung des sozialen Besitzstandes. Inso¬ 
fern ist aber die Charakterisierung der DPS durch Dingel als naüonalkonservative 
Partei zu relativieren.154 Bezeichnend ist auch, daß sich nach dem Referendum die 
SPD-Saar deutlich von der DPS Heinrich Schneiders abzugrenzen versuchte.155 
In seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt trat Schneider ab 1951 in intensiveren Kontakt zu 
führenden Gewerkschaftlern, insbesondere zu Paul Kutsch156, vertrat dann auch Ge¬ 
werkschaften und oppositionelle Sozialdemokraten wie z.B. Rudolf Recktenwald und 
nahm an Gesprächen oppositioneller Gewerkschaftler und Sozialdemokraten im Hause 
des Postgewerkschaftlers Hans John, seit Januar 1953 Mitglied der verbotenen DSP, 
teil.157 
Das Saarreferat des Auswärtigen Amtes und das Kaiser-Ministerium setzten im ersten 
Halbjahr 1951 vor allem auf die DPS, um die Hoffmann-Regierung zu destabilisieren. 
Dies zeigt sich auch darin, daß bundesdeutsche Politprominenz wie Franz-Josef 
131 Ebd, S.275. 
152 Maria Z e n n e r, Politik und Parteien im Saargebiet unter dem Völkerbundsregime 1930-1935, 
Saarbrücken 1966, S.164, 168. 
153 Zu Bergweiler und Becker, siehe: Schmidt, Saarpolitik, Bd.2, S.502 f. 
154 D i n g e 1, Die Demokratische Partei Saar, S.778. 
155 Ernst Kunkel, Dokumente und Erinnerungen zur Geschichte der SPS 1935-1956, Dudweiler 1980, 
S.192. 
156 Interview mit Paul und Walburga Schmidt am 24.5.1994. 
157 Interview mit Hilde John am 2.6.1994 und mit Rudolf Recktenwald am 13.3.1993. 
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