leuten der Gruben Kohlwald, König, Dechen, Reden und Heinitz in Lands-
weiler-Reden. Bei den Beratungen bestand Konsens darüber, eine Einheitsgewerk¬
schaft zu gründen. In den Büros der früheren Betriebsobmänner sollten Aufnahme¬
scheine für die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft ausgelegt werden.8
In der Wiederaufbauphase der Gewerkschaften, die durch die rasche Wiederingang¬
setzung der Produktion - insbesondere im Bergbau- gefördert wurde, dienten die alten
Strukturen der betrieblichen Arbeitnehmerinteressenvertretung wie Betriebsobmann
und Betriebsausschüsse als Anknüpfungspunkt. So übernahmen diese Funktion Alois
Körner auf Heinitz und August Reinecke auf König, beide waren höchstwahrscheinlich
schon vor 1935 KP-Mitglieder.9
Die starke Stellung der Kommunisten beim gewerkschaftlichen Wiederaufbau10 erklärt
sich aus der politischen Kultur des kommunistischen Milieus und auch aus den politi¬
schen Rahmenbedingungen unmittelbar nach Kriegsende. Kommunisten scheinen im
Vergleich zu Sozialdemokraten und christlich konservativen Kreisen über ein stärker
ausgeprägtes politisches Bewußtsein verfügt zu haben. Sie begannen bereits im Früh¬
jahr 1945 wieder öffentlich politisch aktiv zu werden. Damit erreichten sie einen
Vorsprung, da die Masse der Saarländer "auf ihre persönlichen Nöte fixiert war und
von Politik nicht viel wissen wollte".11 Für die gewerkschaftliche Entwicklung spielte
das insofern eine große Rolle, als die Kommunisten von Anfang an organisierte Basis¬
arbeit leisteten. Sie waren auf Betriebsebene aktiv gewesen und bauten ein Netz von
sich ergänzenden Funktionen auf, dabei trat ihnen zunächst keine Gegenkraft in den
Weg. Sie kassierten zu einem großen Teil die Gewerkschaftsbeiträge in den Betrieben,
errichteten Betriebsparteigruppen und bauten über diese Verankerung an der Gewerk¬
schaftsbasis die Brücke zur Wahl in die Betriebsräte.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das von Ernst Kunkel erwähnte gute Verhältnis
zwischen Kommunisten und amerikanischen Besatzern. Er spricht sogar von einer
"Verbrüderung der Kommunisten mit den Amerikanern", die soweit ging, daß Kom¬
munisten amerikanische Offiziere in Personalfragen berieten. Seine subjektive Er¬
innerung läßt sich nicht nachprüfen. Sollte Kunkels Urteil zutreffen, förderten die
Amerikaner die politische Arbeit der Kommunisten und behinderten die Sozialdemo¬
8
Vgl. 20 Jahre freie Gewerkschaften. 10 Jahre DGB an der Saar, Saarbrücken 1965, S.15. Michael E b e
n a u, Freiheit für das Volk. Dokumente zur Geschichte der Arbeiterbewegung in Neunkirchen 1848-1961,
Neunkirchen 1990, S.140. Stadtarchiv Neunkirchen (StA NK), Bestd. Geschichte des IVBergbau, Referat
von Aloys Schmitt von 1985.
9
Aloys Schmitt, Der Industrie-Verband Bergbau, in: Klaus Altmeyer u.a. (Hrsg.), Das Saarland,
Saarbrücken 1958, S.215.
I ° M a 11 m a n n und Steffens, Lohn der Mühen, S.45.
II Interview mit Lina und Walter Bier am 19.5.1994.
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