Zeitraum als Politiker und/oder Gewerkschaftler in die Sozialpolitik involviert waren,
zu ergänzen, zu kontrollieren sowie zu relativieren. Dazu fanden sich freundlicherweise
bereit: Aloys Schmitt (ehemaliger Vorsitzender des I.V. Bergbau und prodeutscher
Gewerkschaftler), Paul Schmitt (Jugendsekretär des I.V. Bergbau), Norbert Engel,
(oppositioneller Sozialdemokrat und Gewerkschaftler), Rudolf Recktenwald (opposi¬
tioneller Sozialdemokrat), Lina und Walter Bier (Mitglieder der KP-Saar; Walter Bier
war Betriebsratsvorsitzender der Kokerei Reden und Mitglied im Gesamtbetriebsrat der
Saargruben), Jakob Feiler (CVP und stv. Vorsitzender der saarländischen Kriegsopfer¬
vereinigung) und Friedrich Diener (VdK-Saar) sowie Franz Schlehofer (Leiter der
Präsidialkanzlei).
Den Mittelpunkt des ersten Abschnitts der Arbeit bildet der "Soziale Besitzstand" bzw.
der soziale Leistungsstandard des Saarlandes. Am Beginn steht die Sozialversiche¬
rungsreform von 1947. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, wie sich die
Neuordnungsvorstellungen der französischen Besatzungsmacht zu deutschen Traditio¬
nen und den sozialpolitischen Vorstellungen der saarländischen Parteien verhielten. Es
zeigt sich hier zum einen ein Konflikt zwischen divergierenden sozialpolitischen
Traditionen, zum anderen verzahnten sich bestimmte Neuordnungsvorstellungen von
Sozialdemokratie und Besatzungsmacht. Wie sich angesichts dieser Konstellation die
Sozialpolitik in ihrer Breite zwischen 1947 und 1955 entwickelte, ist Gegenstand des
folgenden Kapitels. Dabei stehen die Familienpolitik und die Arbeitslosenversicherung,
die Rentengesetzgebung und die Selbstverwaltung in der Sozialversicherung im
Mittelpunkt. Die sozialpolitische Entwicklung des Saarlandes wird vor dem Hinter¬
grund der Entwicklungstendenzen und Traditionen deutscher und französischer Sozial¬
politik untersucht. Zur Einschätzung des sozialpolitischen Standards wird die gesell¬
schaftspolitische Dimension ebenso wie das Leistungsniveau berücksichtigt, wobei
teilweise auch die Bundesrepublik zum Vergleich herangezogen wird. Der zweite
Abschnitt geht auf die Wertung "gescheiterte Sozialpartnerschaft" im Titel der Arbeit
ein und beginnt mit der Entwicklung und den Strukturen der saarländischen Gewerk¬
schaften. In ihm werden der gewerkschaftliche Aufbau, die Bildung der Einheits¬
gewerkschaft und die Entstehung der christlichen Gewerkschaften sowie der Einfluß
der Kommunisten auf Gewerkschafts- und Betriebsratsebene untersucht. Gerade dieses
Kapitel verdeutlicht, daß einerseits zur Einschätzung bestimmter Phänomene ein Blick
in andere deutsche Länder dienlich sein kann, und wie der Teilbereich christliche
Gewerkschaften zeigt, ohne die Suche nach Interaktionen bestimmte Entwicklungen im
dunkeln bleiben würden. Im Anschluß daran steht eine Untersuchung über die Genese
der gewerkschaftlichen Opposition. Dabei wird deutlich, daß kulturelle, sozial- und
mentalitätsgeschichtliche Divergenzen diese Entwicklung gefördert haben. Dieser
Aspekt wird im sich daran anschließenden Kapitel über die betriebliche Mitbestim¬
mung vertieft.
Abschließend sei auf den biographischen Anhang sowie das Personenregister hinge¬
wiesen.
26