einzelnen Aspekte saarländischer Sozialpolitik waren einerseits die grundlegenden
Untersuchungen zur Sozialpolitik in den Besatzungszonen wie auch zur Bundesre¬
publik Deutschland der frühen fünfziger Jahre18 und andererseits auch der sogenannte
soziale Besitzstand der Hoffmann-Zeit, um den die Saarländer nach dem Beitritt zur
Bundesrepublik kämpften, dazu gehörten die Familienzulagen und die Kriegsopfer¬
versorgung. Darüberhinaus wurde die Themenauswahl auch von der Quellensituation
bestimmt, auf die noch ausführlich eingegangen wird. So umfaßt die Untersuchung der
Sozialpolitik einerseits die Frage nach der Struktur und dem Standard sozialer Lei¬
stungssysteme wie auch Fragen zur Neuordnung der Sozialversicherung und die
Rentenpolitik, die Feiertagsregelung und die Bewältigung besonderer gesellschaftlicher
Probleme wie die Kriegsopferversorgung und die Wiedergutmachung. Andererseits
geht es aber auch um die Frage der Sozialpartnerschaft, um die Stellung der Gewerk¬
schaften innerhalb der Gesellschaft und die Machtverteilung zwischen Arbeitgebern
und Arbeitnehmern, themaüsiert am Tarifvertragsgesetz und der Mitbestimmung.
Sozialpolitik in der kollektiven Erinnerung
In der kollektiven Erinnerung an die Hoffmann-Zeit dominiert nicht nur der Slogan der
Autonomiegegner "Der Dicke muß weg", sondern auch der Begriff des "sozialen
Besitzstandes" und der "Speckfranzosen". Mit letzterem brachten die Bewohner der
westlichen Besatzungszonen, ein wenig von Neid über den früher einsetzenden wirt¬
schaftlichen Aufschwung und die Verbesserung der Ernährungssituation an der Saar
beeinflußt, die günstige Entwicklung der Lebensbedingungen auf den Punkt.
Die Sozialpolitik spielt in der kollektiven Erinnerung der Saarländer an die Hoff¬
mann-Zeit insofern eine besondere Rolle, als Gegner wie Anhänger der Saarautonomie
übereinstimmend das hohe soziale Niveau dieser Zeit betonen, wie etwa der KP-Mann
Luitwin Bies, der für das Saarland eine "beachtliche soziale Versorgung" konzedierte19
oder Heinz Grandmontagne als Anhänger des Autonomiekonzeptes, der geradezu
verklärend von den "sozialen Errungenschaften"20 dieser Zeit spricht. Diese subjektiven
Einschätzungen werden ja auch durch die heißen Diskussionen beim Beitritt des
Saarlandes zur Bundesrepublik zwischen 1957 und 1959 durch das Ringen um den
"sozialen Besitzstand" bestätigt. Noch im November 1959 artikulierten streikende
saarländische Arbeiter ihren Unmut mit Transparenten:"Im Saarland herrscht soziale
18 Hans Günter Hockerts, Sozialpolitische Entscheidungen im Nachkriegsdeutschland. Alliierte und
deutsche Sozialversicherungspolitik 1945 bis 1957, Stuttgart 1980. Hud emann, Sozialpolitik.
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Diskussionsbeitrag von Luitwin Bies, in: Hudemann und Poidevin (Hrsg.), Die Saar 1945-1955, S.319.
Dr. Bies war Mitglied des Vorstandes der saarländischen KP von 1951 bis zu ihrem Verbot 1957.
20
Diskussionsbeitrag von Heinz Grandmontagne, in: Ebd., S.315. Heinz Grandmontagne war
Mitglied der SPS und ist Gründer und Direktor der Saarmesse GmbH.
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