relen kein einziges Mal selbst nach Viktring gereist war. Die Reaktion verwundert,
zumal auch dem Generalkapitel bekannt gewesen sein dürfte, daß schon 1493 die
Äbte von Rein und Neuburg an Maximilian I. appelliert hatten, Viktring dem Rit¬
terorden anzugliedem39.
Dies gelang nicht, doch die Querelen fanden kein Ende, zumal die Abtfrage für
Viktring noch nicht geklärt war. Ihren Höhepunkt erreichten die Ereignisse
schließlich mit dem vorübergehenden Ausschluß Viktrings aus dem Zisterzienser¬
orden, der erst 1524 aufgehoben wurde40. Die Äbte von Weiler-Bettnach hielten
sich während der gesamten Zeit der Differenzen auffällig im Hintergrund. Ihre Pas¬
sivität hatte jedoch keine nachhaltigen Folgen. Wegen der großen Entfernung und
weil bereits mehrere Jahre keine Visitation mehr durchgeführt worden war, schickte
das Generalkapitel 1613 den Abt von Rein als Vertreter des Abtes von Weiler-
Bettnach nach Viktring41.
Die Behandlung der Beziehungen zwischen Weiler-Bettnach und Viktring wäre
unvollständig ohne die Frage nach der Herkunft des berühmtesten Abtes von Vikt¬
ring, des Historiographen Johann, des Verfassers des "Liber certarum histori¬
arum"42. Immer wieder wurde die These vertreten, Johann sei Mönch in Weiler-
Bettnach gewesen, ehe er als Abt die Leitung von Viktring übernahm43. Den Grund
für ihre Theorie sahen ihre Verfechter in der zweifellos bei Johann vorhandenen
Kenntnis des Metzer Landes. H. Fichtenau unterzog erstmals dessen Werk einer hi¬
storisch-sprachwissenschaftlichen Analyse und konnte dabei überzeugend darlegen,
daß Johann "mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit" aus dem bayerisch¬
österreichischen Grenzraum stammte44. Sein Wissen über Vorgänge in der Nähe
von Metz brachte er in Zusammenhang mit der - sicherlich einige Zeit währenden -
Inspektion des Mönches Johannes de Borbona aus Weiler-Bettnach, der demnach
1338 dem Abt von Viktring Geschehnisse aus Lothringen erzählte45. Bei der Ent¬
stehung des Werks in den Jahren 1340/41, also bald nach der Visitation, könnten
39 KREUZER, S. 80. Papst Alexander VI. gab am 13. April 1494 seine Zustimmung zu dem Gesuch;
s. WEIS, S. 108.
40 ROSCHER, S. 91-94; KREUZER, S. 80.
41 CANIVEZ VII, S. 311 (1613,84).
42 Hg. v. F. SCHNEIDER (SS rer. Germ, in usum scholarum), 2 Bde., Hannover/Leipzig 1909/10.
43 So etwa HAID: Beitrag, S. 162; KRALLERT, S. 221; ROSCHER, S. 263; F. SCHNEIDER: Stu¬
dien, S. I52f.; KAISER: Anciens monastères, S. 88.
44 FICHTENAU, S. 38.
45 FICHTENAU, S. 36. ROSCHER, S. 71f., erwähnt für den 2. Februar 1335 einen ehemaligen Abt
Christian, bei dem es sich nach ihrer Ansicht um den resignierten Abt von Weiler-Bettnach han¬
deln könnte, der nun seinen Lebensabend in Viktring beschloß. Sollte sie recht haben, wäre er
zweifellos der wichtigste Informant für Johann gewesen. Da aber ein Abt Christian von Weiler-
Bettnach letztmals am 29. Mai 1280 belegt ist (ROSCHER, S. 71), sein Nachfolger Dietrich erst¬
mals am 19. März 1281 (LAGER: Regesten Jakobshospital, S. 1 Nr. 3), kommt bei dem zeitlichen
Abstand von rund 55 Jahren eine Identität mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht
in Frage. Irrig die Angaben der GC, Bd. XIII, Sp. 945, und bei DUPRIEZ, S. 270, Christian sei bis
1288 Abt gewesen.
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