Full text: Die Zisterzienserabtei Weiler-Bettnach (Villers-Bettnach) im Hoch- und Spätmittelalter

X. Die Rolle der Sprachgrenze 
Betrachtet man den Verlauf der mittelalterlichen Sprachgrenze in Lothringen1, so 
stellt man fest, daß die Abtei Weiler-Bettnach im unmittelbaren Grenzbereich, 
quasi rittlings auf der Grenze, lag. Eine bemerkenswerte Parallele dazu bot Mori- 
mond, das Mutterkloster Weiler-Bettnachs, das an der Herrschaftsgrenze zwischen 
dem Herzogtum Oberlothringen, der Grafschaft Burgund und der Grafschaft 
Champagne sowie an der Bistumsgrenze zwischen den Diözesen Toul, Besançon 
und Langres errichtet worden war. Dabei soll das Refektorium auf dem Gebiet der 
Champagne, das Dormitorium auf lothringischem Boden gestanden haben2. Dubois 
fährt in seiner Beschreibung fort: "Endlich lag das Kloster zwischen zwei 
Völkerstämmen, dem celtischen und dem teutonischen, um beide mit einander zu 
verbinden."3 Es klingt hier eine faszinierende Theorie an, die - würde man sie kon¬ 
sequent weiterdenken - die Ortswahl zur Gründung Weiler-Bettnachs von der Nähe 
zur Sprachgrenze abhängig machte und dem neuen Kloster gewissermaßen die 
Völkerverständigung zum obersten Ziel setzte. 
Glaubt man der These E. Karpfs, der in Anlehnung an Untersuchungen J. Schnei¬ 
ders und F. Petris 4 zu dem Ergebnis gekommen war, man habe die Sprachgrenze 
"als scharfe Trennungslinie zwischen zwei verschiedenen sozialen und kulturellen 
Welten aufgefaßt, die weitgehend ein Eigenleben geführt haben"5, so sollte dies in 
den überlieferten Quellen zur Geschichte Weiler-Bettnachs doch einen deutlichen 
Niederschlag gefunden haben. Nimmt man die zahlreichen Güterurkunden als 
Ganzes und kartiert die regionale Verteilung des Besitzes, so stellt man in der Tat 
eine auffällige Dominanz der Liegenschaften östlich der Sprachgrenze fest6. Als 
Begründung mag man einen im 12./13. Jh. weitgehend deutschsprachigen Konvent 
annehmen 7, wenngleich man sich davor hüten sollte, aus den Namen der Äbte 
Heinrich von Kärnten, Gottschalk oder Petrus de Ponte derart plakative Aussagen 
abzuleiten. Über die Zusammensetzung des Konvents geben erst Listen aus der 
1 Allgemein hierzu WITTE; TOUSSAINT; HAUBRICHS; H. HIEGEL: Stand. 
2 DUBOIS, S. 22. 
3 Ebd. 
4 J. SCHNEIDER: Entre Royaume et l'Empire. Apropos d'un livre récent, in: Annales de l'Est 29 
(1977), S. 3-27; F. PETRI: Zur Erforschung der deutsch-französischen Sprachgrenze. 
Zielbestimmung und Methode, in: Rheinische Vierteljahresblätter 1 (1931), S. 2-25, 
wiederabgedruckt in: Zur Geschichte und Landeskunde der Rheinlande, Westfalens und ihrer 
westeuropäischen Nachbarländer. Aufsätze und Vorträge aus vier Jahrzehnten, hg. v. E. Ennen 
u.a., Bonn 1973, S. 113-131. 
5 KARPF, S. 170. Er verweist darauf (S. 171), das Bewußtsein einer Sprachgrenze sei schon im 
Spätmittelalter in Lothringen ausgeprägt. 
6 Vgl. hierzu Karte 4. 
7 BENDER, S. 302. In der Einführung zu seiner Arbeit kündigt er zwar neue Erkenntnisse zur 
mittelalterlichen Sprachgrenze an (S. 13), doch sucht man solche letztlich vergebens. 
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