Full text: Die Zisterzienserabtei Weiler-Bettnach (Villers-Bettnach) im Hoch- und Spätmittelalter (27)

Jeder Grangie stand ein magister grangiae vor, im Regelfall ein Laienbruder7, der 
den Hof organisatorisch und betriebswirtschaftlich führte und im Cellerar der Abtei 
seinen unmittelbaren Vorgesetzten hatte, dem er gemeinhin einmal jährlich Rech¬ 
nung legen mußte8. Die Blüte des Grangienwesens geht einher mit dem allgemei¬ 
nen Aufschwung des Ordens. Die Errichtung von Grangien endete meist schon im 
13. Jh.9, allerdings konnten die späte Gründung der Zisterze selbst und lokale Be¬ 
sonderheiten diesen Prozeß teilweise erheblich hinauszögem10. Nach einer Phase 
der Stagnation vermochten die Grangien im 14. Jh. größtenteils nicht mehr rentabel 
zu arbeiten. Ribbe betont zu Recht11, entgegen der älteren Forschung, die einen 
massiven Rückgang der Konversenzahlen dafür verantwortlich machte, sei die 
schwere Agrarkrise mit der scherenartigen Entwicklung von Lohn- und Preisniveau 
Schuld daran gewesen. Die Zahl der Konversen reichte ohnehin nicht aus, die Höfe 
ohne den Rückgriff auf Lohnarbeiter zu bewirtschaften. Die erforderliche Bezah¬ 
lung dieser mercenarii machte sich seit der ersten Hälfte des 14. Jh. stärker be¬ 
merkbar und war schließlich eine Mitursache für die zunehmende Verpachtung 
ganzer Grangien. Auch Weiler-Bettnach blieb von dieser Entwicklung nicht ver¬ 
schont, wie die Aufgabe der Eigenwirtschaft in vier Klosterhöfen in den Jahren 
1311, 1330, 1362 und 1413 beweist. Dabei ist nicht einmal zweifelsfrei geklärt, ob 
es sich jeweils um die Erstverpachtung handelte. 
Zahl und Größe der Grangien variierten sehr stark. Die Größe richtete sich nach der 
Aufsiedlung des Umlandes, der Geomorphologie und nach dem primär betriebenen 
Wirtschaftszweig und wich etwa für England, wo vielerorts extensive Schafzucht 
betrieben wurde, gravierend von den auf dem Kontinent dominierenden Verhältnis¬ 
sen ab12. Aus den Größenangaben für die Höfe einiger im heutigen Baden-Würt¬ 
temberg gelegener Zisterzen, die gleichermaßen erheblich zwischen 50 und 530 ha 
schwankten13, läßt sich zumindest ein Mittelwert errechnen, der jedoch nur statisti¬ 
schen Charakter haben kann. Die durchschnittliche Ausdehnung betrug demnach 
etwa 200-300 ha bei mittleren räumlichen und geologischen Bedingungen. Diese 
Zahl ließe sich von den Grundvoraussetzungen her durchaus auf Weiler-Bettnach 
übertragen, letztlich kann es sich aber nur um ein theoretisches Fixum handeln, das 
in der Realität gewiß nicht dann zum Maßstab genommen werden darf, wenn wie 
bei Weiler-Bettnach jegliche Hinweise auf Grangiengrößen fehlen. 
7 RIBBE, S. 206. 
8 Interesse verdient die Feststellung Fossiers, der bis zur Wende des 12./13. Jh. eine zeitweise über¬ 
geordnete Rolle des portarius herausarbeiten konnte. Mit der Zuständigkeit für die Mühlen seit 
1175 und der temporären Aufsicht über die Grangien erlangte er eine herausragende Position, die 
er aber rasch und auf Dauer an den Cellerar verlor. Vgl. FOSSIER: Granges, S. 262. 
9 FOSSIER: Granges, S. 264, sieht bereits die Zeit um 1200 als Endpunkt dieser Entwicklung. 
111 So gelang es der katalanischen Zisterze Pöblet, in dem durch die Reconquista gewonnenen Land, 
wo die Benediktiner nicht frühzeitig Fuß fassen konnten, bis zum Ende des 13. Jh. 27 Grangien 
anzulegen; LEKAI: Cistercians, S. 296. 
11 RIBBE, S. 206. 
12 RIBBE, S. 206; LEKAI: Cistercians, S. 295f. 
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