che Situation Weiler-Bettnachs im Mittelalter nichts aussagen, zeigen sie die stete
Bedrohung der Abteien, die in Kriegszeiten die Begehrlichkeit der um Furage be¬
mühten Militärs wecken mußten. Zudem mag man erahnen, in welchen Größenord¬
nungen sich die für die Reparatur derartiger Schäden benötigten Barmittel beweg¬
ten.
Sicherlich bilden die archivalisch belegten Übergriffe auf die Abtei und ihre Lie¬
genschaften nur die Spitze des Eisbergs. Es ist schwer zu beurteilen, in welchem
Maße sich solche Ereignisse auf die wirtschaftliche Lage des Klosters auswirkten,
zumal Kriege und Hungersnöte häufig miteinander einhergingen und die beinahe
permanente Verwicklung der Stadt Metz in derartige Konflikte für Weiler-Bettnach
auch immer die Gefahr barg, von seinem wichtigsten Markt und Umschlagplatz ab¬
geschnitten zu werden. Besonders deutlich wird diese Problematik während des so¬
genannten Apfelkriegs zwischen Metz und dem Herzog von Lothringen in den Jah¬
ren 1427-3154. Abt Johann von Gerbéviller wurde zwangsläufig in die Ereignisse
hineingezogen, als die Stadt Metz die Lieferung von Lebensmitteln forderte, der
Herzog dagegen dringend vor der Befolgung dieser Anweisung warnte. Wenn¬
gleich die weitere Entwicklung nur skizzenhaft erkennbar ist, wird anhand zweier
1427 bzw. 1428 von Abt Johann verfaßter Schreiben die massive Bedrohung durch
beide Seiten spürbar55, die sich einmal gegen die Liegenschaften und Grundholden
der Abtei, im andern Fall gegen den Besitz in Metz richtete.
Unter Abt Johann, der von 1418-28 urkundlich bezeugt ist56, erlebte Weiler-Bett¬
nach nicht erst infolge des "Apfelkriegs" eine turbulente Zeit, die die Abtei an den
Rand des wirtschaftlichen Ruins brachte. Die Äbte von Himmerod und St.Bénoît-
en-Woëvre sollten deshalb den Zustand der Abtei und ihre Finanzlage überprüfen
und notfalls unter Zuhilfenahme weltlicher Gewalt für Ordnung sorgen57.
Sicherlich wurde ihr Amt durch innerhalb des Konvents zutage getretene Spannun¬
gen nicht erleichtert. Einige Mönche und Konversen hatten Pretiosen aus dem
Kloster entwendet und waren damit nach Metz geflohen58. Das Generalkapitel er¬
laubte 1426 dem Abt von Weiler-Bettnach zwar, zum Rückkauf dieser Gegenstände
54 FRIDR1CI, S. 215-218.
55 HMB V, S. 56-58 und 65f.
56 Da sein Vorgänger Adam letztmals 1411, sein Nachfolger Nikolaus von Wallerfangen 1433 ge¬
nannt wird, könnte sein Abbatiat erheblich länger gedauert haben. GC, Bd. XIII, Sp. 946, und
DUPRIEZ, S. 280, geben übereinstimmend 1414-30 an. Offenbar nahm Johann schon als Abt zu¬
sammen mit dem Primicerius von Metz - dem 1416 zum Bischof erhobenen Konrad Bayer von
Boppard - und dem Abt von Wörschweiler am Konstanzer Konzil teil. Nach Ulrich von Richent¬
hal: Das Concilium zu Costentz, Augsburg 1536, fol. 133v, war Johannes apt zuo Vilerio inn
Metzer Bistumb mit sechs Personen an den Bodensee gereist, Abt Johann von Wörschweiler gar
mit zehn Begleitern (fol. 133r; beide Angaben zitiert nach ADM 18 J 308). CALMET: Histoire,
Bd. II, Sp. 711, und HMB II, S. 616, bestätigen den Aufenthalt der beiden Äbte in Konstanz, die
HMB jedoch ohne Erwähnung ihrer Namen.
57 CANIVEZ IV, S. 302 (1426,15).
58 CANIVEZ IV, S. 306 (1426,47).
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