Ereignisse im lothringischen Raum unterrichtet wurde27. Johannes de Borbona in¬
formierte sich bei Abt, Konvent und den zuvor vereidigten Amtleuten des Klosters
Viktring und stellte die Einnahmen und Ausgaben einander gegenüber. Auf dieser
Grundlage setzte er in Absprache mit Abt und Konvent von Viktring für Friedens¬
zeiten den Personalbestand auf 22 Mönche und 7 Konversen fest. Nur mit Zustim¬
mung des Abtes von Weiler-Bettnach durfte die Konventsstärke erhöht werden. Die
über diese Verfügung ausgestellte Urkunde übergab er dem Bursar von Viktring
zur Aufbewahrung.
Besonders die Umrechnung der nackten Zahlen in personengebundene Rechnungs¬
größen verlangte ein hohes Maß an praktischer Erfahrung. Zwar sind für das 15. Jh.
mehrfach wirtschaftliche Inspektionen durch Weiler-Bettnacher Äbte bezeugt, doch
werden diese wohl nur die Rechnungslegung überprüft, nicht jedoch selbständig er¬
arbeitet haben, wie Johannes dies in Viktring tat.
Seit dem "Vierherrenkrieg" sah man sich in Weiler-Bettnach immer wieder un¬
freiwillig in die kriegerischen Auseinandersetzungen des Umlandes verwickelt. Be¬
sonders gefährdet waren die nur dürftig gesicherten Grangien, in denen je nach Jah¬
reszeit beträchtliche Vorräte lagerten28. Aber auch die Abtei selbst konnte von den
Konflikten, die im Rahmen der ungezählten regionalen Waffengänge eine eher un¬
tergeordnete Rolle spielten, erheblich in Mitleidenschaft gezogen werden. So ver¬
suchte Thilmann Voize nach der Ernennung des Metzer Bischofs Peter von
Luxemburg zum Kardinal und dessen Abreise nach Avignon29, den schon 1384
formulierten Anspruch auf den Metzer Bischofsstuhl durchzusetzen30. Mit Rük-
kendeckung einiger Bündnispartner wandte er sich gegen die Stadt Metz, um seinen
Empfang als Bischof militärisch einzufordem, was ihm aber nicht gelang. Be¬
sonders mit dem auf seiten Thilmanns stehenden Herrn von Boulay scheint es zu
schwerwiegenden Kämpfen gekommen zu sein, in deren Verlauf Boulay von den
Metzer Truppen belagert wurde. Im Zuge dieser Ereignisse zwischen 1386 und
1388 muß Weiler-Bettnach von schweren Zerstörungen heimgesucht worden
sein31. Nach Beendigung des Krieges nahm die Abtei einen Kredit von 200 Metzer
Pfund bei Odeliatte, der Frau des verstorbenen Küfers Stevenin de Buxey, deren
Tochter Margarethe und deren Ehemann Symonin Bursaldel le chaussetour auf, um
27 FICHTENAU, S. 36. Die ältere Forschung vertrat die Ansicht, Johann von Viktring stamme selbst
aus Weiler-Bettnach; vgl. F. SCHNEIDER: Studien, S. 152f.; KAISER: Anciens monastères, S. 88
(wahrscheinlich aus Weiler-Bettnach). FICHTENAU, S. 25, verweist auf die einzelnen Verfechter
dieser These. Er konnte die Herkunft aus dem bayerisch-österreichischen Sprachraum plausibel
nachweisen.
28 Vgl. die 1389 oder 1390 durch Herzog Robert von Bar mit 120 Goldfrancs abgegoltenen Schäden,
die seine Truppen beim Feldzug gegen den Grafen von Zweibrücken in der Grangie Bonnehouse
anrichteten: ADMM B 483 Nr. 50; ADM H 1756 Nr. 18b. Entschädigungen bildeten eher die Aus¬
nahme.
^ Peter war von dem seit 1378 in Avignon residierenden Gegenpapst Clemens VII. zum Kardinal er¬
hoben und eingeladen worden; s. HMB II, S. 597.
30 HMB II, S. 596-598.
31 Zu den Ereignissen allgemein HUGUENIN: Chroniques, S. 115f.; EHLEN, S. 451-469.
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