Full text: Die Zisterzienserabtei Weiler-Bettnach (Villers-Bettnach) im Hoch- und Spätmittelalter (27)

Nicht unerwähnt bleiben können die Quellenverluste, die Weiler-Bettnach erlitt und 
die sich nicht auf das angesprochene ältere Chartular beschränken. In einem 
undatierten Schreiben des 18. Jh., das sich mit dem Präsentations- und Kollatur- 
recht in Bibiche beschäftigt, verweist der Verfasser auf die Rechtmäßigkeit des 
Weiler-Bettnacher Anspruchs, was eine Urkunde belege si elle n'a pas été réduite 
en cendre, comme quantité d’anciens titres, par les incendies des anciennes gueres, 
malheur que l'abbaye a epuyé trois fois 19. Er fährt fort, der Abtei seien etwa 
25.000 Livres dadurch verlorengegangen, daß keine Rechtstitel mehr vorhanden 
seien. Des weiteren erweist sich das gänzliche Fehlen mittelalterlicher 
Konventslisten und Klosterrechnungen als großes Defizit. 
Von einem Totalverlust kann man praktisch auch im Hinblick auf die Klosterbib¬ 
liothek sprechen. Handschriften sind überhaupt nicht überliefert20 und gerade 
einmal drei (!) ehemals Weiler-Bettnach gehörende gedruckte Werke nachweis¬ 
bar21. Das älteste ist eine 1484 in Straßburg gedruckte Fassung der "Sermones de 
tempore" des Jordanes von Quedlinburg22. Wie diese Inkunabel mit dem Vermerk 
"Ex Bibliotheca Villarii Betnach" versehen ist das 1687 in Paris erschienene Werk 
"L'Antiquité Des Tems Rétablie Et Défendue Contre Les Juifs Et Les Nouveaux 
Chronologistes"23. Ledain, der sich um die Klärung des Schicksals der Klosterbib¬ 
liothek bemühte, stellte bereits 1887 resignierend fest, daß er nur diesen Band 
ausfindig machen konnte. Es gelang ihm, zumindest dessen Werdegang in Teilen 
zu ermitteln. Demnach besaß ihn - wohl nach der Auflösung der Abtei - der Sub¬ 
präfekt von Thionville, Ferdinand Teissier. Als dieser 1830 ein neues Amt in St.- 
Etienne übernahm, verkaufte er den Band, ohne daß Ledain den Namen des Käu¬ 
fers benannte24. Ledain behauptete, die Bibliothek von Weiler-Bettnach sei ebenso 
wie diejenige der Kartause Rettel auf Wagen geladen und nach Metz gebracht 
worden, wo sich ihre Spur verliert. Dies widerspricht einer Nachricht, wonach die 
Canada by Seymour de Ricci with the assistance of W.J. Wilson, Bd. II, New York 1937 
(Nachdruck 1961), S. 1828: Lawrence Slade Library, 18 East Sixty- Second-Street, New York, Nr. 
44: "Receipt, in Latin, by Robertus de Acheriis to Johannes de Dairchams of Rouen, for 400 francs 
paid by the monastery Villaris (Royal Treasury at Paris, 28 Nov. 1363)." 
,9ADMH 1774 Nr. 2. 
20 
■‘•"A. SCHNEIDER: Skriptorium, S. 19-50, konnte dagegen immerhin 145 erhaltene Manuskripte 
Himmeroder Provenienz nachweisen. 
21 HENRIOT, S. 1, zählt für Morimond zur Mitte des 18. Jh. 4.991 Drucke und 7 Handschriften; 
SALMON: Morimond, 1972, S. 40, spricht für das Jahr 1791 von 5.315 Drucken. Zur Situation im 
unweit von Weiler-Bettnach gelegenen St. Nabor (St.-Avold) J. AUGUSTE: La bibliothèque de 
l’ancienne abbaye bénédictine de Saint-Avold, in: ASHAL 43 (1934), S. 425-437. 
22 V. JACOB: Catalogue des Incunables de la Bibliothèque de Metz, Metz 1876, Nr. 438. 
22 LEDAIN, S. 16. Autor ist der Zisterzienser Paul Pezron (1639-1706), der bis 1690 am 
Zisterzienserkolleg in Paris Theologie lehrte und 1697 Abt des in der Champagne gelegenen 
Klosters La Charmoie wurde. Das Werk erschien 1687 ebenfalls in Amsterdam. Zum Nachweis 
vgl. The National Union Catalog. Pre-1956 Imprints, Bd. 454, Mansell 1976; zu Pezrons 
Biographie die Nouvelle Biographie Générale, Bd. XXXIX, Paris 1863 (Nachdruck Kopenhagen 
1968), Sp. 792f. 
24 LEDAIN, S. 15f.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.