Full text: NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel (25)

und zu zeigen, "wie Deutschland und mit ihm das Saarland in friedlichem Aufbau 
begriffen"31 sei. 
Eine spezielle politische "Sonderbehandlung" des Saar-Senders im Vergleich zu 
dem "Sonderdienst" vor der Saarabstimmung konnte ich, sieht man von den tech¬ 
nischen Ausstattungen, Neuplanungen, Neuerwerbungen einmal ab, nicht ausma¬ 
chen, woran möglicherweise auch vernichtetes Archivmaterial des Rundfunks 
selbst schuld sein mag. Allerdings war die entsprechende Programmgestaltung von 
Berlin (Goebbels) vorgegeben32 und durch Spitzenpersonal in besten Händen, wo¬ 
bei sicherlich das aus der gemeinsamen Schulzeit bestehende Freundschaftsver¬ 
hältnis des Intendanten, Dr. Raskin, zu Goebbels wie die Bande des Nachfolgers, 
K. Mages (Pfälzer und Schwager Bürckels), zu Bürckel ihren Teil dazu beigetra¬ 
gen haben dürften33. 
Die gute Verbindung Raskins zu Goebbels bzw. die Vormachtsstellung des Reichs¬ 
propagandaministeriums überhaupt dürften nicht immer im Sinne Bürckels gele¬ 
gen haben, der in seinem Gau- bzw. (später) Verwaltungsbereich eine gewisse Ei¬ 
genständigkeit anstrebte. Zwar hatten bereits vor der Saarabstimmung Raskin und 
seine Redakteure in Sachen Saarsendungen bei allen Reichssendem das letzte 
Wort, sowohl in der Plazierung des Beitrages als auch in der inhaltlichen Aussa¬ 
ge34, jedoch, so stellt es K. Bartz hin, habe der Saar-Sonderdienst außerhalb der 
Kompetenzen einzelner Sender gelegen und sei dem Gauleiter Bürckel völlig un¬ 
terstellt gewesen. Sicherlich mag es aufgrund des guten Verhältnisses Raskins zu 
Bürckel hier vorerst nicht zu größeren Schwierigkeiten gekommen sein. Doch in¬ 
sofern als das Reichspropagandaministerium zu einer tragenden Säule der Beherr¬ 
schung und Unterdrückung des einzelnen aufwuchs, dürfte diese Allmachtstellung 
mit Bürckels Plänen nicht konform gelaufen sein. Als ein Hineinreden in die 
"inneren" Angelegenheiten der Saar hat Bürckel gewiß den (wenn auch an der 
Allmacht Hitlers gescheiterten) Versuch Goebbels im September 1939 angesehen, 
der sogar vom Auswärtigen Amt und später durch Petitionen des Oberkommandos 
der Marine und auch der Kirchen unterstützt wurde, Hitler von seinem aus dem 
Frühjahr 1939 stammenden Entschluß abzubringen, das Verbot religiöser Rund¬ 
funkprogramme aufrechtzuerhalten. Goebbels bezog sich dabei auf seine eigene 
Verfügung vom Februar 1939, Rundfunksendern in Grenznähe, neben Breslau und 
Hamburg auch Saarbrücken, je zwei kirchliche Morgenfeiern im Monat zuzulas¬ 
31 Ebd. Nr. 282 v. 3.12.1936. 
32 VO über die Aufgaben des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda v. 30,6.1933; ab¬ 
gedruckt bei H. Bausch, Rundfunk, Bd. 2, S. 89f, 
Raskin u.Goebbels besuchten gemeinsam das Gymnasium in Rheydt (Mönchengladb.). Raskin und 
Mages gehörten ferner zu Bürckels "Wiener Vertrauten" und waren dort auch Intendanten des Reichs¬ 
senders Wien. 
34 Brief der Reichs-Rundfunk-Geseilschaft an das Propagandaministerium v. 2.5.1934. BA Koblenz, Best. 
RRG, R 78/908. Dies widerspricht der Aussage Bartzs, Weltgeschichte, S.57, 
592
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.