beaktion startete am 29. September 1935 eine Wagenrundfahrt durch das Saarland,
gleichzeitig wurde in der Presse von der Zurückstellung eines Radiokaufs in der
Hoffnung auf das in der Entwicklung begriffene Fernsehen abgeraten. Eine Gerä¬
teschau in der Kreisrundfunkstelle der NSDAP in Saarbrücken26 am 5. Oktober
stellte den Saarländern die derzeit modernsten Geräte vor; tonangebend war wei¬
terhin der Volksempfänger, mit dem zwar die deutschen Sender aufgrund seiner
schwachen Leistung empfangen werden konnten, nicht aber ausländische Sender.
Am 4. Dezember 1935 wurde der Reichssender Saarbrücken im großen Festsaal
der "Wartburg" offiziell eingeweiht27. An den groß aufgezogenen Feierlichkeiten
nahmen neben Goebbels und Bürckel der stellvertretende Gauleiter Leyser, Poli¬
zeipräsident Schmelcher, Kreisleiter und OB Dürrfeld sowie Gaupropagandaleiter
Trampier teil. Nach einer vorangegangenen Propagandatour durch verschiedene
saarländische Orte und Betriebe besichtigte Goebbels das für den Bau des neuen
Funkhauses vorgesehene Gelände auf dem Wackenberg, um anschließend die of¬
fizielle Eröffnung im Funkhaus am Eichhomstaden vorzunehmen28.
Da die provisorische Sendeeinrichtung im "Stiefel" für Konzerte, Hörspiele und
dergleichen sich auf die Dauer doch als unzulänglich erwies, griff man Anfang
1936 den alten Plan wieder auf, die frühere "Arbeiterwohlfahrt" in der Hohenzol-
lemstraße 45 funktechnisch herzurichten, um gleichzeitig "aus der ehemaligen
Zentrale separatistischer Klassenapostel und Kriegstreiber eine Hochburg der Ver¬
ständigung"29 zu machen; der Saal im Haus der Arbeiterwohlfahrt nahm das große
Rundfunkorchester auf. Hinzu kam hinter dem Gebäude selbst in demselben Jahr
die Errichtung einer Steinbaracke mit 25 Räumen.
Das Programm des NS-Senders war ganz auf die Ziele des Hitlerstaates abge¬
stimmt: "Zeitfunk" mit täglichem "Kalenderblatt", Heimatsendungen, Aufbauar¬
beit des Reiches an der Saar, zur Propagierung des neuen Gaues Saarpfalz die
Sendereihe, "Vom Rhein zum Warndt", politische Hörspiele zum Thema "Erwirb
es, um es zu besitzen", Landschafts- und Grenzlandsendungen, wie "Volk in der
Pfalz, Volk an der Saar", u.a.m.30. Damit sollte der Sender seinem von Goebbels
am 4. Dezember erteilten Auftrag voll gerecht werden, Brücke in die Welt zu sein
26 Leiter der Kreisrundfunkstelle Saarbrücken-Stadt: Wagner. Leiter der Gaurundfunkstelle Neustadt:
Martin.
27 Vgl. die Rede zur Eröffnung des Reichssenders Saarbrücken, in: H. Heiber (Hg.), Goebbels-Reden, S.
269-280.
28 NSZ-Rheinffont Nr. 279 v. 30.11.1935: "Dr. Goebbels im Saarland"; Ebenso Nr. 282 v. 4.12.1935:
"Reichssender Saarbrücken" u. "Dr. Goebbels besucht die Saar".
29 Ebd. Nr. 16 v. 20.1.1935: "Unser Reichssender in der AW". Das Heim der AW, "das zu Völkerbunds¬
zeiten rühmlosen Angedenkens vaterlandslosen Gesellen dazu gedient hatte, in die Herzen und Hirne
verblendeter Volksgenossen das Gift jüdisch-internationalen Ungeistes zu träufeln". Ab August 1937
befand sich die Redaktion Wirtschaft im ehemaligen Bankhaus G.F, Grohe-Henrich & Co. in der
Wilhelm-Heinrich-Straße 33/35, wohin auch Ende 1937 die Intendanz übersiedelte.
36 Ebd. Nr. 211 v. 10.9.1936: "Grenzheimat im Rundfunk".
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