gen, die Ergebnisse müssen jedoch immer unter einem gewissen Vorbehalt gese¬
hen werden, war doch die Wählerschaft nicht nur durch das natürliche Wachstum,
sondern auch durch die Festlegung der Wahl- oder Abstimmungsbezirke nicht
immer identisch3. Gerade im vorliegenden Fall kamen von außerhalb des Saarge¬
bietes noch etwa 55.000 Abstimmungsberechtigte (47,000 aus dem Reich, die üb¬
rigen aus Frankreich und anderen Ländern) hinzu, und nahezu 80.000 Saarein¬
wohner gaben ihre Stimme in Stimmbezirken ab, die nicht ihrem für die Landes¬
rats- und Kommunalwahlen relevanten Wohnsitz entsprachen4. Zwar könnte von
der Annahme ausgegangen werden, daß bei einer Wahl unter "demokratischen
Voraussetzungen" sich die Zuwachsrate des Stimmenanteils prozentual auf die drei
Alternativen verteile und somit die Wählergruppierungen in etwa erhalten bleiben,
doch muß bedacht werden, daß durch die entsprechende nationalsozialistische Be¬
einflussung der pro-deutsche Anteil ungleich stärker angestiegen sein dürfte. Fer¬
ner erschwert der Umstand, daß nicht die gewachsenen Parteien mit eigenem Pro¬
gramm angetreten waren, sondern Gruppierungen, die vor allem, wie im Falle der
Deutschen Front, jegliche demokratische Auseinandersetzung im Vorfeld der Ab¬
stimmung vermissen ließen, von vornherein alle Vergleiche mit früheren Ergeb¬
nissen.
Zieht man die Ergebnisse vorheriger Wahlen im Saargebiet ins Kalkül mit ein, so
fällt auf, daß das herkömmliche Stimmenpotential des linken Lagers beim Plebiszit
nicht stabil blieb, ja sogar weit unter allen Ergebnissen seit 1920 rangierte. So bot
die kommunistische Partei für die Landesratswahlen folgendes Bild:
Entwicklung der Wählcrquoten der KPD
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
1922 1924 1928 1932
3
Vgl. G. Paul, "Deutsche Mutter heim zu Dir!", S. 372, Ebenso P. v.z. Mühlen, "Schlagt Hitler an der
Saar!", S. 229.
4 H. Hirsch, The Saar Plebiscite of 1935, S. 18.
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