Reich, dem Bau des Saar-Pfalz-Kanals (Saar-Rheinkanal)9. Der Plan war an sich
nicht neu, er wurde bereits in den 80er Jahren erörtert und war lediglich eine
Zeitlang zugunsten eines Projektes Saar-Mosel Kanalisierung zurückgetreten. Das
Gesamtprojekt wurde von der Handelskammer Saarbrücken mit 300 Mill. RM ver¬
anschlagt, wovon drei Viertel des Betrages als Einsparung bei der Arbeitslosen¬
hilfe, bei Steuermehreingängen, bei Auswirkungen der Kaufkrafterhöhung wieder
in die öffentliche Wirtschaft zurückflössen. Ebenso glaubte man, durch die Be¬
schäftigung von 30.000 Arbeitern aus dem Saargebiet und insbesondere der Pfalz
die Arbeitslosigkeit in diesem Raum stark entlasten zu können. Verglichen wurde
das Projekt mit der Rolle des Saarkohlenkanals für den Saarkohleabsatz in Frank¬
reich, zumindest solange das Saargebiet zum französischen Wirtschaftgebiet ge¬
hörte. Auch die soziale und wirtschaftliche Lage der Saarschiffer wurde zitiert,
fehle ihnen doch nach der Rückgliederung unter Umständen die Rückfracht aus
Frankreich, so daß der Saar-Pfalz-Kanal ihnen eine neue Erwerbsmöglichkeit
biete.
Geringere Schwierigkeiten wurden für die weitere Entwicklung der Schwerindu¬
strie gesehen, obgleich das kapitalistische Frankreich mit der Einstellung der Mi-
nette-Erz-Zufuhr drohe, - eine Überlegung, die Barth allerdings für weniger
glaubhaft hielt. Der Bezug der Saarhütten an Eisen- und Manganerzen habe sich
1933 auf 3.613.000 t belaufen (aus Frankreich 3.202.000 t, davon aus dem loth¬
ringischen Minette-Gebiet 3.020.000 t), so daß man davon auszugehen glaubte,
daß Frankreich letztlich auf diese Devisen nicht verzichten werde. Des weiteren
berief man sich auf neu entdeckte Erzvorkommen, vor allem in bayerischen Ge¬
genden am Main und bei Donaueschingen, für deren Transport nach dem Saarge¬
biet der Kanal unerläßlich sei10. Gemeint waren damit u.a. die im Zuge der Aut¬
arkiebestrebungen des Reiches bei Blumberg (Baar-Region, Schwarzwald) durch
die "Dogger-AG" (hervorgegangen aus der Bergbaugesellschaft, gegründet von
den Röchling'schen Eisen- und Stahlwerken, dem Neunkircher Eisenwerk, den
Hüttenwerken in Dillingen und Brebach) geförderten Eisenerze, - eine Arbeit, die
vorwiegend durch Bergleute von der Ruhr und ab 1935 durch Saar-Bergleute
(1935-1939: ca.3000 Saarländer) erfolgte.
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Ebd. Bl. 99, Zur früheren Projektierung vgl. die Mitteilung des Pfalzkommissariats München an
Binder, betr. Saar-Pfalz-Kanal, zur Unterrichtung von LR Niedhammer (Homburg) v. 5.3.1927, daß
alle Akten über den Kanal sich in den Händen der Obersten Baubehörde befinden, welche im
Benehmen mit dem Reichsverkehrsministerium wegen Bereitstellung der Mittel für die Fertigstellung
eines vorläufigen Entwurfs für den Kanalbau tätig ist. LA Speyer, Best. Bez.Amt Kusel, Nr. 1.416 II,
BI. 103. Zur wirtsch. Bedeutung s. Hess. StaatsA Darmstadt, Abt. O 31, Nr. 112 (Zeitungsart. W.T. v.
22.1.1936).
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Auf welch wackligen Füßen die ganze Argumentation ruhte, ist aus der Darlegung der Unkenntnis zu
ersehen, ob es sich "um wirklich abbaufähige Erzvorkommen" handele. LA Speyer, Best Bez.Amt
Kusel, Nr. 1,424, Bl. 99. Vgl."Projektierter Saar-Pfalz-Kanal, Kanalpläne zwischen Mosel, Saar und
Rhein", von Dr. W, Cartellieri, Saarbrücken 1933: LA Saarbrücken, Best. Saar-Verein, Berlin, Nr. 9.
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