Full text: NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel

Reich, dem Bau des Saar-Pfalz-Kanals (Saar-Rheinkanal)9. Der Plan war an sich 
nicht neu, er wurde bereits in den 80er Jahren erörtert und war lediglich eine 
Zeitlang zugunsten eines Projektes Saar-Mosel Kanalisierung zurückgetreten. Das 
Gesamtprojekt wurde von der Handelskammer Saarbrücken mit 300 Mill. RM ver¬ 
anschlagt, wovon drei Viertel des Betrages als Einsparung bei der Arbeitslosen¬ 
hilfe, bei Steuermehreingängen, bei Auswirkungen der Kaufkrafterhöhung wieder 
in die öffentliche Wirtschaft zurückflössen. Ebenso glaubte man, durch die Be¬ 
schäftigung von 30.000 Arbeitern aus dem Saargebiet und insbesondere der Pfalz 
die Arbeitslosigkeit in diesem Raum stark entlasten zu können. Verglichen wurde 
das Projekt mit der Rolle des Saarkohlenkanals für den Saarkohleabsatz in Frank¬ 
reich, zumindest solange das Saargebiet zum französischen Wirtschaftgebiet ge¬ 
hörte. Auch die soziale und wirtschaftliche Lage der Saarschiffer wurde zitiert, 
fehle ihnen doch nach der Rückgliederung unter Umständen die Rückfracht aus 
Frankreich, so daß der Saar-Pfalz-Kanal ihnen eine neue Erwerbsmöglichkeit 
biete. 
Geringere Schwierigkeiten wurden für die weitere Entwicklung der Schwerindu¬ 
strie gesehen, obgleich das kapitalistische Frankreich mit der Einstellung der Mi- 
nette-Erz-Zufuhr drohe, - eine Überlegung, die Barth allerdings für weniger 
glaubhaft hielt. Der Bezug der Saarhütten an Eisen- und Manganerzen habe sich 
1933 auf 3.613.000 t belaufen (aus Frankreich 3.202.000 t, davon aus dem loth¬ 
ringischen Minette-Gebiet 3.020.000 t), so daß man davon auszugehen glaubte, 
daß Frankreich letztlich auf diese Devisen nicht verzichten werde. Des weiteren 
berief man sich auf neu entdeckte Erzvorkommen, vor allem in bayerischen Ge¬ 
genden am Main und bei Donaueschingen, für deren Transport nach dem Saarge¬ 
biet der Kanal unerläßlich sei10. Gemeint waren damit u.a. die im Zuge der Aut¬ 
arkiebestrebungen des Reiches bei Blumberg (Baar-Region, Schwarzwald) durch 
die "Dogger-AG" (hervorgegangen aus der Bergbaugesellschaft, gegründet von 
den Röchling'schen Eisen- und Stahlwerken, dem Neunkircher Eisenwerk, den 
Hüttenwerken in Dillingen und Brebach) geförderten Eisenerze, - eine Arbeit, die 
vorwiegend durch Bergleute von der Ruhr und ab 1935 durch Saar-Bergleute 
(1935-1939: ca.3000 Saarländer) erfolgte. 
9 
Ebd. Bl. 99, Zur früheren Projektierung vgl. die Mitteilung des Pfalzkommissariats München an 
Binder, betr. Saar-Pfalz-Kanal, zur Unterrichtung von LR Niedhammer (Homburg) v. 5.3.1927, daß 
alle Akten über den Kanal sich in den Händen der Obersten Baubehörde befinden, welche im 
Benehmen mit dem Reichsverkehrsministerium wegen Bereitstellung der Mittel für die Fertigstellung 
eines vorläufigen Entwurfs für den Kanalbau tätig ist. LA Speyer, Best. Bez.Amt Kusel, Nr. 1.416 II, 
BI. 103. Zur wirtsch. Bedeutung s. Hess. StaatsA Darmstadt, Abt. O 31, Nr. 112 (Zeitungsart. W.T. v. 
22.1.1936). 
10 
Auf welch wackligen Füßen die ganze Argumentation ruhte, ist aus der Darlegung der Unkenntnis zu 
ersehen, ob es sich "um wirklich abbaufähige Erzvorkommen" handele. LA Speyer, Best Bez.Amt 
Kusel, Nr. 1,424, Bl. 99. Vgl."Projektierter Saar-Pfalz-Kanal, Kanalpläne zwischen Mosel, Saar und 
Rhein", von Dr. W, Cartellieri, Saarbrücken 1933: LA Saarbrücken, Best. Saar-Verein, Berlin, Nr. 9. 
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