von regelrechten Reichsgauen weder vom Namen noch von der Verfassungskon-
struktion her die Rede23.
Die Bezeichnung "Westmark"24 als Name für den Gau oder den Verwaltungs¬
bereich war erst verhältnismäßig spät in die nationalsozialistische Terminologie
genommen worden. V. Rödel spricht von einer "das Selbstbewußtsein stärkende(n)
Grenzgauideologie", vergleichbar den Gauen "Bayerische Ostmark" oder Ostpreu¬
ßen. Offenbar schied diese Bezeichnung für den westlichen Teil des Reiches vor¬
erst aus, ging doch die "Lebensraumerweiterung" in der NS-Planung nach Osten,
so daß vorerst auf die westlichen Nachbarn eine gewissen Rücksicht genommen
wurde. Daher tauchte sie erst Anfang Dezember 1940 als Gauname auf und wurde
am 11. März 1941 in Bürckels Titel und dann als Behördenbezeichnung amtlich
geführt. Der Begriff selbst reicht jedoch weiter zurück. Im Gefolge der Abwehr der
pfälzischen Separatisten in den 20er Jahren wurde er von der NSDAP des Gaues
Pfalz gebraucht; im allgemeinen Sprachgebrauch wurde darunter die bis 1930 von
französischen Truppen besetzte Pfalz, das Saargebiet, teilweise auch das ganze be¬
setzte rheinische Gebiet verstanden. In einer Festschrift zum 1. Gautag der
NSDAP Gau Pfalz von 1928 in Pirmasens spricht Bürckel, seit 1926 Gauleiter, in
seinem Gruß wort von der "deutschen Westmark" bzw. benutzt 1935 bei der Über¬
stellung eines Maibaumes aus der Pfalz ("die deutsche Westmark") an die
"bayerische Ostmark" diesen Begriff, - wohl aus propagandistischen Gründen, um
"seine" Westmark der "Ostmark" ebenbürtig gegenüberzustellen.
Ferner erscheint der Begriff bei der Zeitschrift, "Die Westmark, Monatsschrift für
die deutsche Kultur", die die Zeitschrift "Pfälzisches Museum" ablöste; ebenso in
dem von Wilhelm Winkler 1935 herausgegebenen "Pfälzischen Geschichtsatlas"
sowie in dem 1934 erschienen Buch, "Kampf der Westmark". Im Oktober 1938
fand im Historischen Museum der Pfalz in Speyer eine Ausstellung, "Ostmark -
Westmark statt, wobei mit Ostmark das angeschlossene Österreich gemeint
war. In dieser "Ostmark" selbst hatte Bürckel im April 1939 eine Wanderausstel¬
lung, "Kunstschaffen der Westmark", durchgeführt, um die "schöpferische(n)
Kräfte der beiden äußersten Randlandsschaften einander näher zu bringen"25. Die
Idee der "Westmark" kam ferner in dem von der Gauführung des Winterhilfswerks
Vgl. L. Kettenacker, Volkstumspolitik, S. 61-67. D. Rebentisch, Führerstaat, S. 210.
2<* Zur "Westmark-Ideologie" s. "Das Westmark - Buch". Ehrengabe des WHW Gau-Rheinpfalz 1934/35,
S. 65-74 u. 105f. Die Entstehung des" Westmark"-Begriffs im 19. Jahrhundert zusammen mit der
Westmark am Rhein, der Ostmark längs des russ. Grenze, der Südmark in Österreich, der Nordmark in
Schleswig und im österreichischen Schlesien bei K. C. von Loesch, Die Westmark. Wort und Inhalt, in:
Die Westmark, 5. Jg. 1937/38, H. 2, S. 103-108, Zur Zeitschrift "Westmark" s. NSZ-Rheinffont Nr.
266 v. 14.11.35: "Waffe deutschen Geistes und deutscher Kultur. Zeitschrift im Kampf. Eine Werbesei¬
te für die 'Westmark', die kulturpolitische Zeitschrift unseres Gaues" und Nr. 88 v. 13.4.1935:
"Gaukulturwart Kölsch. Die Kulturaufgabe der Westmark". Vgl. V. Rödel, Die Behörde, S. 287.
Sonderheft der "Westmark", o. Dat. Vgl. zur Ost- und Westmark Ferd. Rinnhofer, Kärnten und die
Saar, in: NSG, Nationalsozialistischer Gaudienst, Gau Kärnten, hrsgg. von E. Ploetz, Klagenfurt 1938
(59 S,), LA Saarbrücken, Best. Nachlaß P. Scheuer, Nr. 1.
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