gemäß war Bürckel auch bald nach Beginn der Westoffensive zum Chef der Zivil¬
verwaltung (CdZ) beim Armeeoberkommando 1, das den Einmarsch in Lothringen
vorbereitete, ernannt worden, bzw. hatte er sich noch vor dem Waffenstillstand
(Waffenstillstandsvertrag am 22. Juni 1940) zusammen mit dem badischen Gaulei¬
ter Robert Wagner die Zuständigkeit "für die zivile Verwaltung in den zu beset¬
zenden Reichslanden"1 verschafft. Am 15. Juni hatte Bürckel seine Vorstellungen
zur Eingliederung Elsaß-Lothringens ins Reich dargelegt, wobei er selbst Ambi¬
tionen für Lothringen (französisches Département Moselle; und darüber hinaus be¬
sonders auf das Erzbecken von Longwy-Briey) anmeldete und vorschlug, den aus
Lothringen und der Saarpfalz neu zu bildenden Reichsgau durch Teile Nordbadens
(Mannheim, Heidelberg, Schwetzingen) sowie durch das sogenannte "Krumme El¬
saß"2 (Weißenburg, Hagenau, Zabem) zu vergrößern. Diesbezügliche Vorstellun¬
gen Bürckels kollidierten allerdings mit dem "Verbot der Erörterung von Zutei¬
lungen des Gebietes eines Gaues zu einem anderen Gau während des Krieges" auf¬
grund des Runderlasses des RMdl vom 5. Juni 1940 sowie mit Hitlers Vorstellun¬
gen, die im Oktober in dem "Verbot der Grenzänderung der Gaue und Provinzen
während des Krieges" gipfelten, - dies nach dem Runderlaß des Chefs der Reichs¬
kanzlei vom 2. Oktober 1940 und nach erneuter Weisung Hitlers. Grundsätzlich
war bei neuen Grenzziehungen "auf eine weite Auslegung dieser Weisung des
Führers" zu achten3. Allerdings scheint Bürckel von Hitler die Zusage erhalten zu
haben, zu "Altdeutschlothringen" noch bestimmte Gebiete um "französisch Loth¬
ringen" zu erhalten4. Gemäß unveröffentlichtem Führererlaß vom 2. August 1940
über die vorläufige Verwaltung im Elsaß und in Lothringen wurde das wiederher¬
gestellte Département de la Moselle als Verwaltungseinheit "Lothringen"5 (ebenso
wie "Elsaß" - Gauleiter Robert Wagner) Bürckel direkt unterstellt6, ein Gebiet mit
375 Gemeinden und einer Bevölkerung von 660.906 Einwohnern (6. März 1936).
1 Vgl. D. Wolfanger, Die nationalsozialistische Politik, S. 38. Eine Übersicht über die beim Stabe des
CdZ in Lothringen tätigen Personen im Arch. dép. de la Moselle, 1 W 1.
2
Dies entspricht nicht dem Sprachgebrauch in der Landschaft selbst. Unter "Krummes Elsaß" versteht
man in der Umgangssprache die beiden westlich der Nordvogesen gelegenen Kantone des Departements
Bas-Rhin, nämlich Drulingen und Sarre-Union.
3
Sehr. d. Reichsministers und Chef d. Reichskanzlei v. 19.12.1941. LA Saarbrücken, Best. Bundes- und
Reichsbahndirektion Saarbrücken, betr. Ar. Vgl. D. Wolfanger, Die nationalsozialistische Politik, S.
242. L. Kettenacker, Nationalsozialistische Volkstumspolitik im Elsaß, S. 55. P. Kluke, Nationalsozia¬
listische Volkstumspolitik in Elsaß-Lothringen, S. 619-638.
4 Sehr, des Verbindungsbeamten (gez. Wenner) des CdZ beim AOK 1 (Wiesbaden) v. 7.7.1940. Arch.
dép. de la Moselle, 1 W 1.
5 Der in der Reichslandzeit (1871-1918) unterschiedene "Bezirk Lothringen", der unter der ffanz. Ver¬
waltung (1918-1940) die Bezeichnung "Département Moselle" führte; demnach Wiederherstellung der
Verwaltungsgrenze zwischen Elsaß und Lothringen, Verlegung der Zollgrenze zu Frankreich, Auflö¬
sung der lothringischen Kantone durch die Kreisordnung v. 25.3.1941 : Verordnungsblatt für Lothringen
1941, Nr. 18 v. 26.3.1941.
6
Zu Bürckels Politik in Lothringen s. D. Wolfanger, Die nationalsozialistische Politik; ebenso V. Rödel,
Die Behörde, S. 302-308. Unterstellung Luxemburgs dem Gauleiter von Koblenz-Trier, Gustav Simon
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