wurde (und das) erst im Sommer 1935 der Amtsträger ausgetauscht, wobei beide
Stellen noch insofern Zusammenhängen, als der eine Stelleninhaber, Dr. Franz
Schmitt (St. Wendel), nach Saarlautern wechselte und seine Stelle mit Dr. Lor¬
scheider neu besetzt wurde. In St.Ingbert erfolgte ein Wechsel erst 1938, wobei
dann aber eine feste Stellenbesetzung bis 1945 unterblieb. Sicherlich bedurfte der
noch junge NS-Staat einer fachlich versierten Verwaltung und konnte nicht gerade
in jedem Fall einen "Parteimann" ins Amt berufen; hinzu dürfte aber sicherlich der
Umstand kommen, der auch auf kommunaler Ebene zur Anwendung gelangte (so
Ende Januar 1937 bei der Berufung Webers als Bürgermeister von Völklingen
durch Bürckel), daß, wenn ein nicht fachlich vorgebildeter Amtsträger berufen
wurde, die Genehmigung des RMdl einzuholen war, - und gerade in diese Abhän¬
gigkeit wollte sich Bürckel nicht begeben.
Die folgende Übersicht über die saarländischen Landräte belegt, daß von einer be¬
sonderen "NS-Vergangenheit" der Saar-Landräte nicht die Rede sein kann, was
nicht ausschließt, daß der jeweilige Amtsinhaber zumindest zum "Mitläufer"
(gemäß Epurationsbescheid nach dem Kriege) wurde. Etliche Amtsträger gelang¬
ten in der Nachkriegszeit zu gleichen oder höheren Dienststellungen, nicht zuletzt
gerade aufgrund eines unbedenklichen Epurationsbescheids. Immerhin waren im
Jahre 1941 von den 365 preußischen Landratsstellen 354 mit Mitgliedern der
NSDAP besetzt.
Landkreis Homburg
Adolf Niedhammer, ORR (1920-1935), geboren am 26. April 1878 in Blieskastel,
1901 Erstes juristisches Staatsexamen, 1904 Zweites juristisches Staatsexamen,
vom Oktober 1905 bis Juni 1909 Amtsanwalt in St. Ingbert und Blieskastel, vom
1. Juli 1909 bis 30.9.1913 Assessor am Bezirksamt Illertissen (Reg.Bez. Schwa¬
ben/Neuburg), vom 1. Oktober 1913 bis 30.4.1920 Assessor und ab 1. Mai 1920
bis 30. September 1920 RR I. Klasse beim Bezirksamt Neustadt/Pfalz, am 1. Janu¬
ar 1926 Verleihung von Titel und Rang eines ORR durch die bayerische Staatsre¬
gierung, am 1. Oktober 1920 Berufung zum Vorstand des Bezirksamtes Homburg-
Saar und dort Landrat bis April 1935, vom 16. April 1935 bis 31. Januar 1940
Landrat des Kreises Neustadt/Weinstraße, vom 1. Januar 1940 bis 30. Juni 1943
ORR bei der Oberbayerischen Kreisregierung in München, vom 1. Juli 1943 bis
Kriegsende ORR bei der Behörde des Reichsstatthalters in Saarbrücken, 1945 Be¬
rufung in das Ministerium, Abteilung Gesundheitswesen der Regierung, am 1. Fe¬
bruar 1946 Versetzung an die Landesversicherungsanstalt Speyer, am 11. April
1948 Versetzung in den Ruhestand. Gestorben am 17. Februar 1964 in Homburg-
Saar16.
Die Stelle des Landrates in Homburg hatte während der gesamten NS-Zeit an der
Saar O. Bühler inne, obwohl ihn Bürckel aufgrund seines Alters im März 1940
ablösen lassen wollte bzw. Bühler nach seiner Ansicht auch nicht die "notwendige
16 Zusammengestellt nach: 150 Jahre Landkreis Homburg/Saar, S, 114. Ebenso: BA Koblenz, Best. R 18,
Nr. 6.031.
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