Full text: NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel (25)

Die Abteilung III (Schulwesen) übernahm der zum Regierungsdircktor ernannte 
Fritz Wambsganß20, der auch Leiter des NSDAP-Amtes für Erzieher bei der pfäl¬ 
zischen Gauleitung war; in Kaiserslautern hatte er zuvor das Amt eines Schulrates 
inne. Seine Parteilaufbahn hatte er im Februar 1925 als erster Gauleiter der 
"NSDAP der Pfalz" begonnen. Nach der Zusammenfassung der entsprechenden 
Dienststellen des Reichsstatthalters in der Westmark und des Chefs der Zivilver¬ 
waltung in Lothringen (15. Mai 1941) übernahm Wambsganß dann die Abteilung 
V (Erziehung und Unterricht) und war von nun an als Chef der Obersten Schulbe¬ 
hörde für die saarländischen und lothringischen Schulen zuständig; nicht aller¬ 
dings für die Pfalz, die dem bayerischen Unterrichtsministerium unterstand. 
Das zur Abteilung III gehörende Bezirksverwaltungsgericht und das Oberversiche¬ 
rungsamt kamen in die Hände des sich als bayerischer Saarvertrauensmann auf der 
Bezirksamtsaußenstelle Waldmohr bestens bewährten ORR Richard Binder, jetzt 
als Regierungsdirektor. Binder war seit Jahren, schon vor Hitlers Machtergreifung, 
um eine künftige Rückführung der Saar zu Deutschland bemüht gewesen21 und 
war durch seine jahrelange Zusammenarbeit mit Bürckel und auch mit Barth und 
Voigt sowie den saarländischen Vertrauensleuten für dieses Amt prädestiniert. 
Zu dieser Mannschaft in der neuen Saarbrücker Behörde gehörte auch der pfälzi¬ 
sche SS-Standartenführer Willi Schmelcher, Führer der Standarte 10, der die 
Stelle des Polizeipräsidenten übernahm22. 
Personalpolitisch beachtenswert war die gesamte Zusammensetzung der neuen 
Verwaltung, die im Saarland den Ausruf provozierte: "Uff die Beem, die Pälzer 
komme!"23 Von 53 auf dem Stellenplan24 ausgewiesenen Stellen waren 51 direkt 
besetzt worden, wovon 21 höhere Beamtenstellen mit Personal von außersaarländi- 
211 Vgl, Kunzes Kalender, Jahrbuch der Lehrer der höheren Schulen, 48. Jg. (Schuljahr 1941/42), S. 107. 
Siehe den Bericht Binders an Voigt v. 18.10.1932 zur Rückkehrunlust der Saarbevölkerung in jenen 
Tagen. LA Speyer, Best. Bez.Amt Kusel, Nr. 1.416 II, Bl. 298ff. Ein Gesamtbild seiner Tätigkeit gibt 
das Aktenmaterial im LA Speyer, Best. Bez. Amt Kusel, Nr. 1.149, 1.379, 1.416 I-III, 1.424. 
22 S.L.Z. Nr. 61 v. 4.3.1935. F, Jacoby, Herrschaftsübemahme, S. 164, Anm. 29. Schmelcher übernahm 
nach dem Einzug der Gestapo in Metz am 25.7,1940 auch das Polizeipräsidium in Metz; während 
seiner Abordnung in den Osten im Februar 1942 führte SS-Brig.Führer Diehm, vorher mit der Wahr¬ 
nehmung der Dienstgeschäfte des Pol.Präs, in Gotenhafen beauftragt, die Dienstgeschäfte in Saarbrük- 
ken und Metz. Vgl. D. Wolfanger. Die nationalsozialistische Politik, S. 59. 
23 Vgl. V, Rödel, Die Behörde, S. 296, Anm. 51: Lt. Mitteilung von Dr. Walter Hofmann (einer dieser 
"Pfälzer”) v. 26.2.1981 war der Ausspruch eine Abwandlung des am 14.6.1849 bei der Besetzung von 
Kirchheimbolanden auf die Preußen bezogenen Ausrufs der Verteidiger, die z.T. auf den Bäumen des 
dortigen Schloßparks saßen. Siehe auch: "Nachrichten von der Saar" Nr. 7, v. 7.4.1935, S. 6. Man er¬ 
zählt sich: "Zuerst waren wir von den Franzosen besetzt, dann kamen die Engländer und Italiener 
während der Abstimmung, jetzt sind die Pfälzer da." Oder: "Der Arierparagraph wird im Saargebiet auf 
die Nichtarier nicht angewandt, die eine pfälzische Großmutter haben." 
LA Saarbrücken, Best. Reichsstatthalter in der Westmark, Nr. 492. Zur Zählweise vgl. F. Jacoby, Herr¬ 
schaftsübemahme, S. 164f. sowie V. Rödel, Die Behörde, S. 296f., insbes. die von Rödel mokierte 
Gleichsetzung von Verwendung und Landsmannschaft (Anm. 54). 
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