te10. Und sicherlich spielte Bürckels "Versöhnungspolitik" seit August 1934 in Sa¬
chen Kirchenverfolgung in der Pfalz eine entscheidende Rolle bei dem Erlaß Se¬
bastians und Bornewassers vom 12. November 1934 (sich mit politischen Äuße¬
rungen zurückzuhalten) bzw. vom 3. Dezember 1934 bezüglich der Versammlung
des "Volksbundes".
"Einzelkämpfer" unter der katholischen Geistlichkeit an der Saar, wie z.B, Pfarrer
Mühl in Medelsheim, der trotz intensivster Werbung nicht für die Rückgliederung
zu gewinnen war11, oder Pfarrer Helferich, dem aufgrund seiner Angriffe gegen
die Reichsregierung und wegen seiner Propagandatätigkeit für den Status quo vom
Bischof von Speyer Predigtverbot in den katholischen Kirchen der Diözese Speyer
erteilt worden war12, ferner Pfarrer Weber (Ballweiler; Mitbegründer der "Neue(n)
Saar-Post"13), Pfarrer Menges (Jägersburg) u.a.m., die für eine zweite Abstim¬
mung eingetreten waren und in dem Gewissenskonflikt der Saargeistlichen auch
gegenüber den Befürwortern der Rückgliederung eingetreten waren14, hatten bei
ihren Pfarrangehörigen zwar Anhänger gefunden, jedoch keine nachhaltige Brei¬
tenwirkung erzielen können.
Im protestantischen Milieu des Saargebietes kam es zu keinerlei Aktionen gegen
die Rückgliederungsbewegung. Ein Bericht, den der (kath.) Domvikar Schmitt am
5. September 1934 über den Verlauf des katholischen Jugendverbandstages in
Saarlouis erhielt, war die Rede von den Wunden, die die Erschießung von Klause-
ner und Probst in die Herzen der katholischen saarländischen Jugend gerissen ha¬
be. Der Bericht erwähnte aber auch den Brief eines unbekannten evangelischen
Pfarrers an führende katholische Geistliche und brachte seine Verbundenheit mit
den Katholiken zum Ausdruck, und er nannte die Abstimmung für Deutschland
eine Unfreiheit des Gewissens15. Auseinandersetzungen mit dem Kirchenkampf
im Reich gab es nur in dem zur evangelischen Kirche des Rheinlandes gehörende
^ Sehr. Bischofs Sebastian an Bischof Ehrenfried von Würzburg v. 3.11.1936. AB Speyer, B 1, A-XV-
27.
11 Ber, Binders v. 9.1.1935. LA Speyer, Best. H 38, Nr. 1.398.
12 Sehr. Binders an den RuPMdl v. 1.12.1934: ebd. Helferich (sic), wahrscheinlich Walter Helfrich, Pf. in
Dudenhofen, im Juli 1941 Untersuchungsverfahren durch die Gestapo Saarbrücken wegen Abhaltens
von Gottesdienst am Fronleichnamstag, im März 1942 Verwarnung durch die Gestapo wegen Betäti¬
gung der kath. Jugend.
13
Sehr, des Bischofs von Speyer an den Dekan in Blieskastel v, 11.5.1934 zur Mißbilligung bezügl. der
Beteiligung von Priestern an pol. Zeitungen (hier: Gründung der "Neuen Saar-Post"); dies betraf die
Pfarrer von Ballweiler, Jägersburg, Höchen, Erbach und Ensheim. Der Pfarrer von Baliweiler war no¬
tariell als Gesellschafter zusammen mit einem Pfarrer der Diözese Trier eingetragen. AB Speyer, BO
NS, Nr. 43 Bl. 5.
Niederschrift Binders v. 28.12.1934 zu einem Gespräch mit Pfarrer Menges. LA Speyer, Best. H 38,
Nr. 1.398.
15 H. Prantl, RPB, v. 8.10.1934, S. 48f.
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