KPD-Apparates, die Verfolgung ihrer Führungskräfte bis hin zur Ermordung, die
Verurteilung von KP-Helfem und -Funktionären aufgrund ihrer "Straftaten" im
Reich, aber auch die aggressive Polemik der KP gegen die SPD/S unter Beibehal¬
tung des Konfrontationskurses gegen die Reko. Als belastend wirkten sicherlich
die keineswegs publikums-(=abstimmungs-) wirksame Arbeit der Emigrantenhilfe
und der Widerstandsaktionen, die polemische Propaganda gegen die Verhältnisse
im Reich, die letztlich fehlenden klaren Aussagen zur Problematik des Abstim¬
mungskampfes sowie der gleichzeitige Kampf gegen Separatismus und Faschis¬
mus. Die unter dem Druck der Deutschen Front zurückgehenden Mitgliederzahlen
sowie fehlgeschlagene Werbeaktionen der Sturmtrupps taten ein übriges.
Letzlich ausschlaggebend für das Scheitern des Status quo-Modells und damit ei¬
ner schlagkräftigen Aktionsgemeinschaft aller Rückgliederungsgegner scheint mir
jedoch das mit der Zwischenlösung propagierte klassenkämpferische Fernziel ge¬
wesen zu sein, das damit selbst abgelehnt wurde, - ein Ziel, das auch von der so¬
wjetischen Presse15 in breiter Form offengelegt wurde und von der nationalso¬
zialistischen Presse16 für ihre Zwecke entsprechend umgemünzt wurde, und das
noch mit Hilfe ehemaliger Kommunisten17. So argumentierte die Presse in Odessa:
"An der Spitze des Kampfes für den Status quo ist die Kommunistische Partei ge¬
treten. ... Durch die Initiative der Kommunisüschen Partei ist im Saargebiet die Ein¬
heitsfront entstanden, die für den Status quo kämpft. Durch die Initiative der Kommu¬
nistischen Partei ist im Saargebiet die Volksfront entstanden, die die Forderung der Er¬
haltung des Status quo vertritt. Die Kommunistische Partei verbindet diesen Kampf eng
mit dem Kampf gegen den Imperialismus und gegen die Bourgeoisie. Sie erklärt den
Massen, daß der Status quo und der Kampf für ihn nur eine der Episoden bilden in dem
allgemeinen Kampf des Proletariats um seine Befreiung."18
Erst am 30. Juni 1934 kam es in Burbach zu der geschichtlich bedeutsamen Kund¬
gebung von KPD und SPD, auf der durch die Führer beider Parteien an der Saar
die Aktionsgemeinschaft gegen den Faschismus verkündet wurde; bis dahin, be¬
richtet Honecker, hätten die SPD-Führer alle Einheitsfrontangebote der KPD öf¬
15 Sehr, des deutschen Konsulats an das AA v. 17.12.1934, betr.: Hiesige kommunistische Pressestimmen
über die kommunistischen Ziele im Saargebiet. Parteiamtl. komm. Organ, "Tschomomorska Komuna",
für das Gebiet Odessa bringt in der Ausgabe v. 17.12. einen Artikel über den Kampf im Saargebiet und
um das Saargebiet. AA .Best. Pol. Abt. II, Bes. Geb., Sg., betr. Parteien im Saargebiet, Bd. 15.
16 "Völkischer Beobachter" (Berliner Ausgabe/Ausgabe A), 12. Ausgabe v. 12.1.1935: ebd.
17
S.Z. Nr. 9 v. 10.1.1935: "Das Gefühl des Verrats. Eine kommunistische Reichstagsabgeordnete über
Moskau und den Status quo". Maria Reese, 1923 pol. Redakteur der sozialdem. "Volkswacht" in Trier
gegen den Separatismus, am 9.11.1933 Austritt aus der kommunistischen Partei, danach geistige Zu¬
wendung zum Nationalsozialismus. Nach der französisch-russischen Annäherung sei aus der Parole der
"nationalen und sozialen Befreiung" die Parole des nationalen und sozialen Verrats, die Parole des Sta¬
tus quo, geworden.
18 h
"Tschomomorska Komuna" v. 17.12.1934. AA...Best. Pol. Abt.II, Bes. Geb., Sg., betr. Parteien im
Saargebiet, Bd. 15.
129