legte Maßnahmen zur Rückgliederung der Saar gewährleistet22, wobei ihm die
Erfahrungen und Informationen der alten Saarbehörden (i.G. zur Gestapo), beson¬
ders des Saarreferenten im AA, Voigt, zugute kamen. Bürckels Rolle als Koordina¬
tor der reichsdeutschen nationalsozialistischen Bestrebungen kommt klar zum
Ausdruck in dem von Spaniol und Bürckel selbst 1936/1938 angestrengten Partei¬
gerichtsverfahren zur Abklärung ihres Aufgabenverständnisses, ihrer Absichten
und Handlungen 1933/34, das jedoch wohl aus Gründen der "Staatsraison" nieder¬
geschlagen wurde23.
Während bis 1933 die nationale Grundhaltung von Parteien und Verbänden kaum
angezweifelt worden war, avancierte nach Hitlers Machtergreifung die NSDAP/
Saar zum Sprachrohr für die politische Zugehörigkeit der Saarländer zum Reich.
Doch der Versuch zur Gleichschaltung Andersdenkender von dieser Seite aus kann
als mißlungen angesehen werden, benötigte zum einen die Saarbevölkerung keine
neue nationale oder nationalsozialistische Ausrichtung bzw. wurde zum anderen
von Hitler selbst dieser Weg der allzu offenen Einflußnahme auf die Politik der
Saarparteien als untauglich erachtet. Eine frühzeitige Gleichschaltung gelang im
Vereins- und Verbandswesen, während bei Parteien und Gewerkschaften die takti¬
sche Marschroute einer einheitlichen deutschen Front als vorteilhafter angesehen
wurde24.
Den Saarstellen auf Reichs- und Landesebene stand im Saargebiet selbst ein Netz
von Verbindungsleuten gegenüber, so daß ein wechselseitiger Informations- und
Anweisungsfluß gewährleistet war. Als einer der wichtigsten Kontaktpersonen und
Berichterstatter über die Tätigkeit der Reko fungierte ihr saarländisches Mitglied,
Bartholomäus Koßmann, der mit Voigt in ständigem Kontakt stand25 und von dem
Voigt berichtet, er habe im Vorfeld des Zusammenschlusses der saarländischen
Parteien zur Deutschen Front zusammen mit Levacher und Kiefer die Vor¬
bereitungsgespräche für eine Zusammenkunft mit Hitler geführt, da sich hierzu
unter Führung von Röchling bei den anderen Parteiführern Probleme ergeben hät¬
ten. Über die Unterredung Kossmanns mit Hitler vom 12. Mai 1933 in Anwesen¬
heit von Staatssekretär Lammers berichtete Voigt ebenfalls; Kossmann habe auf
Geheiß Hitlers ihm über die Gesinnung seiner Reko-Kollegen Bericht erstattet und
besonders die momentanen Befürchtungen unter den saarländischen Juden heraus¬
gestellt26.
22 Zur Politik Papens und Bürckels s. auch F. Jacoby, Herrschaftsübemahme, S. 94-100. Aktenmaterial
im AA...Best. Pol. Abt. II, Bes. Geb., Sg., betr. Tätigkeit d. Vizekanzlers von Papen als Saarbevoll¬
mächtigter der Reichsregierung, Nachfolger Gauleiter Bürckel, 1 Bd.
Personaldoss. A. Spaniol. BDC. Dazu die Verfahrensakten. LA Saarbrücken, Best. Einzelstücke, Nr.
97, Bl. 162-190. Vgl. III. Kap. 1., Anm.23.
24 Ebenso F. Jacoby, Herrschaftsübemahme, S. 102.
25 Aufzeichnungen Voigts v. 4.5.1933. AA...Best. Pol. Abt. II, Bes. Geb., Sg., betr. Pol. Angelegenheiten
des Sg., Allgem., Bd. 47. Ebenso DGFP, Ser. C., Bd. 1, Nr. 169, S. 312f.
26 DGFP, Ser. C, Bd. 1, Nr. 227, S. 412f.
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