Full text: NS-Politik an der Saar unter Josef Bürckel

Röchlings Büro in Völklingen mit dem Generalsekretär Karl Rupp wurde bereits 
hingewiesen; hinzu kam sein mit dem preußischen und bayerischen Saarvertrau¬ 
ensmann in Verbindung stehendes Saarbüro in Heidelberg. 
Dieses gut funktionierende System der Saarstellen ging nach 1933 mehr und mehr 
in die Hände der NSDAP bzw. neuer Referate für Saarfragen über; zu dem Saarre¬ 
ferenten im Auswärtigen Amt, VLR Voigt, und dem preußischen Saarvertrauens¬ 
mann, Watermann, kam der Leiter des Saar-Referats im preußischen Innenmini¬ 
sterium und Leiter der Saar-Abteilung bei der Obersten Leitung der P.O. der 
NSDAP (Berlin), Dr. Heinrich Schneider, hinzu. Berichte aus dem Saargebiet 
wurden nun auch der Gestapo zugeleitet17. Der 1934 erfolgte Zusammenschluß des 
Reichs- und des Preußischen Innenministeriums unterstellte auch den Saarvertrau¬ 
ensmann dem Reichsminister. Entgegen dem gemäßigten Programm von Jolas18 
setzte der auch für Saarangelegenheiten bei der Obersten Leitung der Parteiorgani¬ 
sationen unter Robert Ley verantwortliche Heinrich Schneider sein Vertrauen in 
eine rein nationalsozialistische Saarpolitik, was von Hitler jedoch als Marschroute 
einer Angliederungspolitik verworfen wurde19. Die veränderte Taktik gegenüber 
dem Saargebiet mußte auch der 1932 pensionierte Jolas erfahren, der für seine 
Ansichten zur Saarpolitik kaum mehr ein offizielles Ohr fand20. 
Den wohl größten, mit Sicherheit gezieltesten Einfluß auf die Saarverhältnisse 
übte der Nachfolger von Papens im Amt des Saarbevollmächtigten des Reichs¬ 
kanzlers, Josef Bürckel, aus21. Mit seiner Berufung durch Hitler selbst waren nicht 
nur, wie bereits unter von Papen, die Saarreferenten des Reiches, Preußens und 
Bayerns ihm unterstellt, sondern auch einheitliche und im Sinne des Reiches ange¬ 
17 Bericht Binders v. 22.11.1933. LA Speyer, Best. Bez.Amt Kusel, Nr. 1.416 II; frühes Parteimitglied, 
Gaupropagandaredner der NSDAP bereits vor der Machtergreifung; 1935 Mitglied der DC. Seine Er¬ 
nennung bei der Einrichtung der Saar-Abt. durch Dr. R. Ley: LA Saarbrücken, Best. Saar-Verein, Nr. 
13. Schneider versuchte im Juli 1933 aufgrund seiner Position Einfluß auf den Bund der Saar-Vereine 
zu nehmen, so durch seinen Vorschlag, Gauleiter Simon als 1. Vors, des Bundes der Saar-Vereine ein¬ 
zusetzen, der dann auch trotz innerer Widerstände ab Juli 1933 das Amt ausübte. 
18 
Jolas Ansichten bezüglich der Marxistenverfolgung und des Vorgehens gegen die kath. Kirche mit 
Auswirkungen auf das Saarland, in: H. Jolas, Berufliche Erinnerungen, Bd. 3, S. 93ff. 
19 
Vgl. F. Jacoby, Herrschaftsübemahme, S. 92, Anm. 12. Vgl. in diesem Zusammenhang den abnehmen¬ 
den Einfluß Spaniols und die Übernahme der "Saarpolitik" durch den pfälzischen Gauleiter J. Bürckel. 
Ebenso S.Z. v. 20.11.1933: "Spaniol vor dem Sturz". Zahlreiche Vorgänge, größtenteils persönlicher 
Art, zu Spionage und Französlingen an der Saar und in der Pfalz, teilweise mit Verbindung zur Sozial¬ 
demokratischen Partei und zur Kommunistischen Partei, sowie die Verbindungleute des ters der 
Saarabteilung der Obersten PO der Reichsleitung der NSDAP (Ger.Ass. Dr. Schneider). BHStA Mün¬ 
chen, Best. MA 108.482. 
20 t, 
F. Jacoby, Herrschaftsübemahme, S. 93, bes. Anm. 22. 
21 
Anregung zu seiner Berufung durch Hitler, s. Vermerk der Reichskanzlei v, 21.9., 29.9. u. 3.10.1933. 
BA Koblenz, Best. Alte Reichskanzlei, R 431/253, Bl. 23 lf. 
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