Bürckel auch in der Folgezeit, doch noch zu einer Erklärung der Kirche zugunsten
der Rückgliederung zu gelangen, jedoch ohne Erfolg153.
In dem Rundschreiben des Bischofs von Trier an die Dechanten des Saargebietes
vom 5. Dezember 1934154 mit Informationen, die nicht für die Öffentlichkeit be¬
stimmt waren, wurden Bomewassers Überlegungen bereits für die Zeit nach einem
Anschluß an das Reich dargelegt. So bezeichnete er die Anwesenheit von ca. 70
Geistlichen auf einer Versammlung für den Status quo vom 30. November als ei¬
nen schweren Schlag gegen die katholische Kirche Deutschlands. In die gleiche
Richtung zielte auch die Verfügung Bomewassers vom 21. Dezember 1934155, die
u.a. das Glockenläuten vor der Volksabstimmung unterband; schließlich wollte
Bomewasser weder die auf katholischer Seite nicht mehr zu leugnenden Aktivitä¬
ten für den Status quo unterstützen, noch sich von Bürckel bzw. von dessen Beauf¬
tragten Müller in das Fahrwasser der NS-Propaganda einspannen lassen.
Auch von außerhalb der direkt vom Plebiszit Betroffenen kamen Aufforderungen
zur Rückgliedemng, wie das Hirtenwort der Bischöfe der Kölner Kirchenprovinz
mit dem Erzbischof von Köln, Karl Josef Kardinal Schulte, dem Bischof von Os¬
nabrück, Wilhelm, dem Bischof von Limburg, Antonius, dem Bischof von Aachen,
Joseph, und dem Bischof von Münster, Clemens August, deren Aufruf sich die Bi¬
schöfe der übrigen deutschen Kirchenprovinzen anschlossen156; ferner ein Aufruf
der Führer der katholischen Jugend im Reich an die Saaijugend157.
Namens der Führerschaft der katholischen Jugendverbände erklärte am 4. Januar
1935 der Diözesan-Präses Joh. Müller, daß trotz der recht bitteren Ereignisse in
Deutschland im vergangenen Jahr der Wille der Rückkehr zum Vaterland der glei¬
che geblieben sei158, - dies entgegen der Behauptung, die katholische Jugend des
Saargebietes sei aufgrund der in Deutschland noch ungeklärten Lage der kirchli¬
chen Jugendverbände für die Beibehaltung des jetzigen Zustandes im Saargebiet
bzw. sie stehe auf seiten des Deutschen Volksbundes. Unter Hintanstellung er¬
kannter Rechtsbrüche wurde ferner der Wunsch laut, "daß nach der Rückgliede¬
mng der katholischen Jugend an der Saar wie auch der gesamten katholischen Ju¬
153 Bericht von Dr. Bäumt (München) v. 29.10.1934. AA...II Vatikan, betr. Saargebiet, Bd. 1. Vgl. auch
den Brief des Bischofs Ludwig Sebastian von Speyer mit Klarstellung von Aussagen Bürckels zum an¬
geblichen Erhalt eines Zeugnisses für Wohlverhalten gegenüber der Kirche: "Deutsche Freiheit" Nr. 273
v. 7.12.1934.
154 AB Trier, Abt. 59, Nr. 48. Die entspr. Erlasse der beiden Bischöfe: H. Müller, Kath. Kirche (Erlaß v.
12.11.1934: Nr. 120, S. 299; Erlaß v. 3.12.1934: Nr. 121, S. 300; Brief v. 5.12.1934 an die Dechan¬
ten: Nr. 122, S. 300ff.).
155 Vgl. die verschiedenen Schreiben von M. Müller an Bischof Bomewasser vom Dezember 1934. AB
Trier, Abt. 59, Nr. 48 mit der Verf. v. 21.12.1934, Nr. 39.
156 A Heintz (Hg.), Fels im Sturm, S. 174. S.Z. Nr. 2 v. 3.1.1935.G. Lewy, Die Kath. Kirche, S. 213£f.
Kurzmeldung zum Hirtenwort der bayerischen Bischöfe zur Saarabstimmung: S.Z. Nr. 11 v. 12.1.1935.
157 H. Müller, Kath. Kirche, Nr. 173, S. 331f.
158 S.Z. Nr. 3 v. 4.1.1935. Zu den kath. Jugendverbänden vgl. L. Ehses, Der Kampf um die kath. Jugend¬
verbände, S. 75-90.
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