Full text: Migration und Urbanisierung

derungsvolumen im Sommer und Winter. Erst in der Nachkriegszeit ist eine Tendenz 
zum Ausgleich dieser Schwankungen festzustellen. Das typische Gepräge der Wande¬ 
rungssaison änderte sich aber nicht."30 Im klein- bis mittelstädtischen Milieu Diedenho- 
fens und Malstatt-Burbachs wandelte sich die Wanderungssaison erheblich. Die 
beschleunigte Verstädterung in diesen beiden Kommunen war begleitet von mehreren 
Evolutionsschritten in der saisonalen Mobilitätsentwicklung, welche andernorts nach 
Erreichen eines bestimmten Urbanisierungsgrades im weiteren Verlauf großstädtischer 
Expansion dagegen offenbar in einem typischen Evolutionsstadium verharrte. 
Das Malstatt-Burbacher Wanderungsgeschehen stand 1856 bis 1875 sowie 1890 bis 1909 
im Zeichen einer dreigipfligen, 1876 bis 1889 dagegen einer zweigipfligen Mobilitäts¬ 
saison. Im zweiten Abschnitt kam überhaupt kein sommerlicher Wanderungszuwachs 
zustande. Dafür zeigte sich das Immigrationshoch in den beiden Frühjahrsmonaten April 
und Mai ein wenig stabiler als in der vorhergehenden bzw. nachfolgenden Periode. Selbst 
die dreigipfligc Saison der ersten (A) und dritten Phase (C) kennzcichneten große 
Unterschiede. Das Zuzugsmaximum wurde vor 1876 jeweils im Herbst (Oktober), nach 
1889 jedoch im Frühling (April) erreicht. Diese Umgewichtung ging einher mit Verände¬ 
rungen in der Dauer der Zuwanderungsspitzen. In Phase C ging die in Phase A neben 
der im April auch im Februar relativ starke Immigration gänzlich in einer dominierenden 
Aprilwanderung auf. Der Spitzenwert der Sommersaison im August mit einer bereits im 
Juli kräftigen Zuwanderung (A) verlagerte sich ausschließlich auf den Juli (Q. Allerdings 
dehnte sich das Herbsthoch von einem (A) auf drei Monate (Q aus. Darüber hinaus fielen 
die Zuwanderungszahlen in den Wintermonaten während der Spätphase deutlicher als 
zuvor ab, und der ehedem nicht unmaßgebliche Immigrationsmonat Februar war nun 
neben Dezember und Januar Bestandteil der "Winterflaute". 
Für Diedenhofen präsentiert sich der Entwicklungssprung noch deutlicher. Nach 1890 
unterlag auch die lothringische Stadt der für die industrielle Bevölkerungsweise offenbar 
typischen, dreigipfligen Zuwanderungssaison. Übereinstimmend mit der Vorlaufphase 
ist ein ausgeprägtes Sommerhoch festzuhalten, dessen Spitze sich nur vom August auf 
den Monat Juli verschob, sowie der eindeutige winterliche Immigrationsrückgang im De¬ 
zember und Januar. Die Frühsaison wandelte sich dagegen vollkommen. Der März, 
welcher vormals die mit Abstand geringsten Zuwanderungen der Jahre 1883 bis 1889 
verzeichnet hatte, mauserte sich neben den weiterhin ertragreichen Immigrationsmonaten 
w Langewiesche, Wanderungsbewegungen, S.15. Auch die Wanderungssaison der von Heberle/ 
Meyer, Großstädte, S.171ff. untersuchten Großstädte weist nicht die für Diedenhofen und 
Malstatt-Burbach zu konstatierenden Unterschiede in den einzelnen Stadtentwicklungsphasen 
auf. 
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